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Andreas S.
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1,0
Veröffentlicht am 26. Juli 2023
Ich finde Wenn die Gondeln Trauer tragen ist ein wirklich furchtbar langweiliger Film, der jedweder Logik entbehrt. Nur weil eine Handlung so unverständlich wie möglich und übertrieben zweideutig und geheimnisvoll dargestellt wird, muss noch lange kein guter Film dabei herauskommen. Schrecklicher Hokus Pokus mit lächerlichem Ende. Das Schlimme an solchen Werken ist, dass man sich nicht mal traut zu sagen, daß man nur Bahnhof verstanden hat und das Gefühl der totalen Zeitverschwendung nach dem Abspann einfach nicht los wird. Schließlich hat man ja ein hochgelobtes „Meisterwerk“ gesehen und möchte nicht unangenehm auffallen. Na ja. Donald Sutherland fand ich wie immer ganz gut. Unglaublich wie versifft und abgewrackt das Venedig der frühen 1970er Jahre ausgesehen hat. Das bekommt man ja in epischer Breite aufs Auge gedrückt. Auch wieder so ein hochgelobter Klassiker, der mir einfach nichts sagt. Was stimmt mit mir nicht?
Mich hat der Film irgendwie nicht mitgerissen, ich hab es aber vielleicht auch nicht verstanden. So bleibt eine sehr langsame Geschichte ohne rechten Sinn für mich. Aber es gibt schöne Aufnahmen von Venedig.
Ein Traum oder Wirklichkeit ? Was ist überhaupt Realität ? "Wenn die Gondeln Trauer tragen" ist eine beklemmender, bitterer und grausam mitanzusehendes Werk, welches viel Spielraum zur Interpretation bietet. Der Tod bildet den Rahmen, alles beginnt und endet mit ihm. Er ist unausweichlich und so entstehen Bilder, die man nie vergisst. Aber man muss sich ein eigenes Bild von diesem Film machen, der so viel her gibt.
"Sie wurden gewarnt. Nicht ist so, wie es scheint." Leider war ich zu jung, um diese Warnung ernst zu nehmen, was mir ein traumatisches Kindheitserlebnis bescherte. Dass nicht nur die Realität den Film beeinflußt, sondern auch Filme erheblichen Einfluß auf das zumindest subjektiv real empfundene Wahrnehmen der Wirklichkeit besitzen, ließ sich nach "Wenn die Gondeln Trauer tragen" nicht mehr schönreden. Von bösen Vorahnungen begleitet, beginnt dieser Alptraum mit dem Tod und mit dem Tod endet er auch. Vergangenheit und Zukunft bilden lediglich Wahrnehmungszustände des zweiten Gesichts ab. Der nur punktuelle Einsatz der Farbe Rot kontrastiert in surrealer Konsequenz mit britischer Trostlosigkeit bzw. venezianischer Hermetik. Symbolträchtig führen von Anbeginn Wasser und zerbrochenes Glas durch das kafkaeske Szenario. Das hat Stil und ist mit penibler Detailverliebtheit inszeniert. "Don't look now" - so der Originaltitel - ist kein Horrorfilm, vielmehr ein verstörendes Dokument über das "Sehen" von Nichtsehenden, eine kontroverse Gegenüberstellung des immanent Vergänglichen mit der Transzendenz des Unendlichen. Ein philosophischer Film, dessen erkenntnistheoretischer Ansatz auch fern von Religion bis heute überaus spannend ist und genügend Interpretationsspielraum bietet. Fazit: Meisterwerk und klare Empfehlung, man darf allerdings das Produktionsdatum nicht außer Acht lassen, sonst bekommt man unweigerlich Probleme mit Sutherland's Fifi und der angesetzten Patina.
[...] Wenn die Gondeln Trauer tragen als religiös zu bezeichnen, wäre lediglich eine Interpretation. Schließlich erörtert der Film das Verhältnis der Verarbeitungskraft des menschlichen Verstandes und die Religion oder das Okkulte als Lückenfüller des gedanklichen Unverständnisses. Ob das Geschehen als Realität oder Metapher verstanden wird oder wie viel Realitätsgehalt das Erlebnis von John beinhaltet, macht das große Mysterium des Filmes aus. So oft, wie man ihn auch schauen mag, Nicolas Roeg’s Meisterwerk möchte sich nicht enträtseln oder fest interpretieren lassen. Schließlich sagt er es jedem nach: „Don’t look now.“
''Wenn die Gondeln trauer tragen'': oder ''Don't Look Now'', wie es im Original heißt, ist ein großartiger Thriller, eine Collage aus Traum und Wirklichkeit, ebenso abgeklärt stilsicher wie provokant. Nicolas Roeg schuf einen Film, der auch jenseits seines Reißer Potentials zweifelsohne ein Meisterwerk ist. ''Don't Look Now'' ist ein Werk, das sich solcher Motive wie Verdrängung und der Erkundung des Verborgenen annimmt, diese Chiffren dabei geschickt verarbeitet und mit einer handfesten Thrillerhandlung kontrastiert, sodass der Film mit einem Netz auf Symbolen begeistert und sich dabei gekonnt verschiedener Elemente aus Tragödie, Psychodrama, Horror und Mystery bedient und sie in einer einfachen, aber spannenden Geschichte erzählt. Das ist nicht nur anspruchsvoll, sondern auch höllisch spannend!
Für mich ist "Don't Look Now" eines der besten Grusel-Werke der Filmgeschichte. Eine unglaublich irreale, bedrohliche und verstörende Atmosphäre in grandiosen Bildern erzählt. Hier zeigt ein Regisseur wirklich mal deutlich, was in Sachen ErzÃĊhl- und Montagetechnik schon früher alles möglich war. Harte Schnitte, plötzliche Wechsel in Zeit-rund Wirklichkeitsebenen (die berühmte Sex-Szene), verstörend schöne Farben (Stichwort ROT) , tolle Musikuntermalungen und eine grandiose Kamera. Beinahe auch ein Experimentenfilm -filmtechnisch auf höchstem Niveau. Es gibt wenige Filme, die einen gleich so dermaßen 'rein-und runterziehen'. Unglaublich faszinierend, schon diese surrealen Szenen am Anfang. Als die kleine Tochter im roten Mantel am Teich herumspielt, als plötzlich Blut (?) über ein Dia-Bild kleckst, der Ball sich im Wasser dreht, das Mädchen ertrinkt, der Vater zu spät kommt. Einfach bemerkenswert inszeniert. Wie auch die Szenen in Venedig, wo der Film die meiste Zeit lang über spielt. Diese so berühmte Stadt der Romantiker, die hier im Film ganz anders erscheint. Grau, verregnet und sehr unheimlich. Die engen Gassen, die kleinen BrÃğcken, die maroden Häuser - Im genialen Finale extrem schaurig. Wenn Donald Sutherland die kleine Zwergengestalt im roten Mantel durch das nächtliche Venedig verfolgt und schließlich stellt - Der Moment, als sich der "Zwerg" umdreht ist fÃğr mich einer der besten Gänsehaut-Effekte aller Zeiten. Und die vielen Schnitte, die kurz darauf folgen - bis hin zur Trauer tragenden Gondel.. Grandios.
Wenn die Gondeln Trauer tragen ist ein bedrückender Horrorthriller von Nicolas Roeg aus dem Jahr 1973, nach einer Vorlage von Daphne Du Maurier (u.a. Die Vögel).
Aufmerksam wurde ich auf Wenn die Gondeln Trauer tragen, als ich verzweifelt nach Filmen suchte, die einem meiner Lieblings-Streifen Rosemaries Baby (Roman Polanski, 1968), über den ich auch noch schreiben werde, ähneln.
John Baxter (Donald Sutherland) ist ein zufriedener Familienvater von zwei Kindern, der einen Auftrag für eine Restaurierung einer Kapelle in Venedig erhalten hat. Als er sich ein Dia der Kapelle anschaut, schüttet er versehentlich Rotwein darauf. Während der Tropfen sich seinen Weg über das Dia bahnt, erfährt John eine schreckliche Vision: Er sieht seine in einem roten Regenmantel bekleidete Tochter ertrinken. Voller Panik stürzt er aus dem Haus, doch er kann die kleine Christine nicht mehr retten. Schnitt.
Der weitere Handlungsstrang spielt in Venedig, das bewusst bedrückend und trist dargestellt wird. Während John mit seinen Restaurierungsarbeiten an der Kapelle beginnt, begegnet seine Frau Laura (Julie Christie) zwei seltsamen alten Damen, von denen eine blind ist und Visionen über Christine hat. Sie wiederholt desöfteren, dass John und Laura Venedig verlassen müssen. Je mehr Laura sich zu den Damen hingezogen fühlt, umso mehr entfremdet sich das Paar, das zuvor noch in einer für damalige Verhältnisse skandalösen Sex-Szene (Kritiker behaupteten, sie sei nicht nur gespielt) als perfekte Einheit präsentiert wurde.
Während John immer wieder denkt die in ihrem roten Regenmantel bekleidete Christine durch die dunklen Gassen huschen zu sehen und knapp einem tödlichen Unfall in der Kapelle entgeht, wird der in England gebliebene Sohn Johnny krank. Laura sorgt sich und reist sofort ab. Obwohl diese schon längst in England sein müsste, sieht John sie zusammen mit den beiden alten Damen in einer Trauergondel vorbeischiffen...
Die Vorzeichen verdichten sich und enden schließlich in einem dramatischen Finale, dessen visuelle Darstellung seinesgleichen in der Filmwelt sucht.
Wer von einem Horrorfilm einen maskierten Messerstecher oder zweistündige Folterszenen erwartet ist bei Wenn die Gondeln Trauer tragen komplett an der falschen Adresse. Das Grauen wird selten greifbar, ist jedoch allgegenwärtig. Keine Figur neben der Familie Baxter schafft es auch nur ansatzweise Vertrauen zu erwecken. Vielmehr wirkt jede noch so kleinste Nebenrolle als Teil einer riesigen Verschwörung, bestärkt durch die grandiose musikalische Untermalung von Pino Donaggio.
Nicolas Roeg arbeitet mit vielen Metaphern, von denen einige erst in der finalen Sequenz ersichtlich werden, sich aber schon durch den ganzen Film ziehen wie ein roter Faden: Zerspringendes Glas, religiöse Symbole, offenes Tor - geschlossenes Tor usw.
Das Leitmotiv stellt die Farbe Rot dar. Neben dem auffälligen roten Mantel der kleinen Christine, sind es die Kleinigkeiten, die erst beim zweiten Mal hinsehen bewusst werden: So rückt beim erscheinen einer Person scheinbar zufällig eine rote Kerze ins Bild und verschwindet Sekunden später wieder, schreiben der Kellner und der Polizist mit einem roten Stift, lieben sich John und Laura auf einer Zeitung mit rotem Titelblatt..
Ich könnte noch stundenlang über dieses Meisterwerk schreiben, jedoch würde ich dann zuviel preisgeben und das Zuschauer-Erlebnis beschneiden.