Ohne „The Frighteners" gäbe es kein „Herr der Ringe". Beweisen lässt sich diese Aussage natürlich nicht, dennoch dürfte fraglos etwas dran sein. Mit „The Frighteners" jedenfalls haben Peter Jackson und seine Effektschmiede Weta Digital bereits 1996 bewiesen, dass sie in der Lage sind, auch höher budgetierte Filme zu stemmen: mit einem echten Star (Michael J. Fox) und digitalen Spezialeffekten, die damals absolut State of the Art waren. Dies dürfte die Bereitschaft der Geldgeber gesteigert haben, in das wahnwitzige Mammutprojekt „Herr der Ringe" zu investieren. Inhaltlich hingegen ist die Horrormär nicht viel mehr als eine durchschnittliche, aber recht unterhaltsame Gespensterklamotte, die von diversen Ideen aus früheren Filmen Jacksons zehrt, ohne aber an deren Charme heranzureichen.
Frank Bannister (Michael J. Fox) sieht infolge eines traumatischen Erlebnisses Geister. Er nutzt diese Gabe, um als freier Gespensterjäger unbescholtene Bürger vor übernatürlichen Geschehnissen zu bewahren, die er zuvor selbst mit Hilfe einiger befreundeter Spukgestalten inszeniert hat. Seine Waffen sind eine Weihwasserspritzpistole sowie eine Art Toaster - und für Einsätze nach Mitternacht berechnet er einen Zuschlag von 100 Dollar. Eines Tages bekommt er es allerdings mit dem tatsächlich bösen Geist eines Serienmörders zu tun. Auf der Stirn seines jeweils nächsten Opfers lässt dieser eine Zahl aufleuchten, die nur Frank sehen kann. Die Polizei ist hingegen bald davon überzeugt, dass Frank selbst der Mörder ist. Nur die hübsche junge Ärztin Lucy Linskey (Trini Alvarado), deren Mann nur wenige Stunden nach ihrer ersten Begegnung mit Frank ebenfalls dem bösen Geist zum Opfer gefallen war, glaubt felsenfest an seine Unschuld. Dann erscheint das Mal auch auf ihrer Stirn...
„The Frighteners" ist ein sympathischer Wust aus guten und mittelguten Ideen, dem es aber ganz entschieden an einer klaren Linie mangelt. Anders als etwa „Braindead", in dem Peter Jackson das Thema Ödipuskomplex mit einer solch splatter-komödiantischen Konsequenz abgehandelt hat, dass man das Gefühl haben musste, er wolle es damit ein für alle Mal erledigen, und auch anders als „Meet The Feebles", in dem er nicht minder brachial die „Muppet Show" zertrümmerte, steuert „The Frighteners" auf kein bestimmtes Ziel zu. Wohl auch deshalb entwickelt der Film in seinen schwarzhumorigen Momenten, von denen es einige gibt, nie die Radikalität seiner Vorgänger und wirkt deshalb letzten Endes eher harmlos. Das mag durchaus Absicht gewesen sein, wie gesagt ist „The Frighteners" Peter Jacksons erster nicht unabhängig finanzierter Film, schade ist es trotzdem.
Trotzdem gibt es starke Szenen. Die besten verdankt der Film seinen bis zur Karikatur überzeichneten Charakteren, die auf diese Art eben nur Peter Jackson und Co-Autorin Fran Walsh hinbekommen. Mit R. Lee Ermey in der Rolle eines sehr soldatischen Geistes zitiert Jackson charmant Stanley Kubricks Meisterwerk „Full Metal Jacket". Die beiden Figuren, die wirklich herausragen, sind aber andere: Einmal Lucys früh versterbender trotteliger junger Ehemann (Peter Dobson), der einfach nicht von ihr lassen kann und nach seiner eigenen Beerdigung in einer äußerst komischen Szene zusammen mit ihr in einem Restaurant diniert – mit Frank Bannister als dolmetschendes Medium. Zum anderen Milton Dammers (Jeffrey Combs), ein FBI-Special-Agent für übersinnliche Phänomene, dessen kleines Problem mit Frauen – immer wenn sie laut werden, muss er sich übergeben – noch zu seinen weniger auffälligen Neurosen zählt.
Eine andere große Stärke von Peter Jackson, nämlich ebenso grandios wie absurd inszenierte Actionszenen, kommt bei „The Frighteners" erst im Finale so richtig zum Tragen. Da Jackson hier den Spaß am Töten tatsächlich als Spaß in Szene setzt, liefert der Film spät noch ein paar Argumente für seine FSK-18-Freigabe und ein klein bisschen Bosheit, wie man sie aus Jacksons Independent-Produktionen („Bad Taste") kennt. Doch dieser Ansatz löst sich noch vor dem Abspann wieder in Wohlgefallen auf.
Diese Unentschiedenheit ist das Problem des Films. An der Hauptfigur Frank Bannister zeigt sich dieses am deutlichsten. Michael J. Fox gelingt zwar der gehetzte Blick eines Mannes, der rings um sich herum andauernd Gespenster sieht, doch davon abgesehen ist die Figur zu sympathisch und damit harmlos. Obwohl die Idee, das mordende Gespenst könnte ein Alter Ego von Bannister sein, in der Geschichte nicht nur angelegt, sondern auch für den Handlungsverlauf bedeutsam ist, traut man Michael J. Fox zu keinem Augenblick zu, dass er auch nur einer Fliege etwas Bösen tun könnte. „The Frighteners" besitzt einfach nicht den nötigen Biss für eine wahrlich schwarze Komödie.
Der Einsatz von digitalen Effekte war vielleicht wichtiger als die Story. Heute locken diese zwar keinen mehr hinter dem Ofen hervor, aber weil sie von Anfang an sowieso komisch gemeint waren, funktionieren sie immer noch prima: Der Geist unter dem Teppich und der Express in die Hölle haben etwas an sich, das zeitlos begeistert. Ein hübscher Score von Danny Elfman rundet das Ganze ab. Mit „The Frighteners" hat Peter Jackson ordentliches Unterhaltungskino abgeliefert.