“I Don’t Believe In Vampires, But I Believe In My Own Two Eyes, And What I Saw Is F****** Vampires!”
Es gibt unzählige Horrorfilme und es gibt unzählige Crime-Thriller. Doch nie wurden beide Genres so genial vermischt, wie in „From Dusk Till Dawn“ von 1996. Was als Script-Idee von Robert Kurtzman startete, entwickelte sich zu einem Kult-Klassiker in dem Genre. Gleich vorweg: Wer den Film noch nicht gesehen hat und ihn gerne ohne jegliche Spoiler sehen und genießen will, sollte das zuerst tun. Wer bereits weiß, in welche Richtung der Film geht, kann beruhigt weiter lesen.
Das Ganze begann mit den befreundeten Regisseuren Robert Rodriguez und Quentin Tarantino. Während Rodriguez noch relativ unbekannt war, hatte Tarantino bereits mit „Pulp Fiction“ zwei Jahre zuvor sein erstes Meisterwerk gedreht. Für „From Dusk Till Dawn“ übernahm Rodriguez die Regie, während Tarantino das Drehbuch schrieb… und sich für die Rolle des psychisch gestörten Gecko-Bruders Richie castete. Das blutige Werk wurde zu einem Kino-Erfolg. Es folgten zwei Fortsetzungen (ohne Rodriguez und Tarantino), eine Serie und es gab sogar einige Preise, unter anderem für George Clooneys Performance. Tarantino hingegen wurde sogar für den Spottpreis der goldenen Himbeere nominiert… Mittlerweile sind viele Jahre ins Land gezogen, fast 30, um etwas genauer zu sein. Doch der rockige, bluttriefende Horror-Klassiker ist nach wie vor ein Fest für Genre-Fans!
Die Story beginnt recht ernst und teilweise verstörend: Die beiden Gecko-Brüder Seth und Richie sind auf der Flucht und wollen nach Mexiko. Auf dem Weg töten sie mehrere Menschen und besonders Richie scheint psychisch labil zu sein, denn er tötet fast schon impulsiv. Als die beiden eine unschuldige, dreiköpfige Familie kidnappen und mit ihnen in einer abgeranzten Bar (dem „Titty Twister“) auf den nächsten Morgen warten, geschieht das Unfassbare und Pulk von Menschen findet sich plötzlich in der wahrhaftigen Hölle wieder…
„From Dusk Till Dawn“ ist eine wundervolle Symbiose aus zwei Filmen: Der erste Teil ist ein ernstes Thriller-Drama, während der zweite ein fast schon trashig, toller B-Movie-Monster-Mash ist. Dass das vielen Zuschauern, die nichts von den Vampiren wussten, sauer aufgeschlagen ist, verwundert mich nicht. Mit einem Mal verändert sich der ganze Ton des Films. Wobei das auch nicht ganz stimmt, immerhin verhalten sich die Charaktere auch weiterhin ernst und authentisch. Und dennoch wird der Ton des Films deutlich skurriler und auch witziger. Der schwarze Humor dieses Exploitation-Werkes ist herrlich und steht gleichzeitig im starken Kontrast zu den teils ernsten und mitreißenden Gesprächen der Hauptfiguren. Und irgendwie passt das Alles auch super zusammen. Viele haben sich sicherlich gefragt, wo die genaue Verbindung der zwei Hälften ist. Vielleicht ist es auch gerade diese Unkenntnis darüber, die den Film so gut macht… Ich persönlich sehe zumindest eine Brücke in dem dominierten und auch sehr toxischen Männerbild. Frauen werden gekidnappt, vergewaltigt und umgebracht, dienen in Läden wie dem „Titty Twister“ als bloßes Objekt der Befriedigung. Und genau das wird den meisten Figuren schließlich zum Verhängnis, denn die bildschönen Frauen in der Bar, sind eben Vampire, die frisches Fleisch und Blut mit ihren Reizen anlocken. Das Bild der harten Rocker wird mit blutigem Feuerwerk zerstört, auch wenn der Film natürlich trotzdem mit diesen maskulinen Klischees weiter spielt. Aber vielleicht interpretiere ich da auch zu viel herein… Am Ende geht es um die Unterhaltung und „From Dusk Till Dawn“ ist extrem unterhaltsam, besonders für Fans des Genres.
Der Film ist zwar nicht wirklich gruselig, dafür aber an manchen Stellen (gerade in der ersten Hälfte) erschreckend real. Der zweite Teil ist dafür wunderbar atmosphärisch mit seinem Ambiente des verruchten Höllen-Clubs. Und vor allem macht das fröhliche Vampirschlachten auch einfach Spaß. Der Film nimmt sich plötzlich nicht mehr ganz so ernst und baut sehr tollen (und blutigen) Slapstick in die Story mit ein.
Dagegen stehen aber ernsthafte und wirklich sympathische Figuren (zum größten Teil zumindest). Ich finde es stark, dass die Fuller-Familie wirklich liebenswert und echt wirkt. Es hilft in diesem absurden Szenario etwas Menschlichkeit und Realismus zu bewahren. Und ich will auch nach dem hundertsten Male Schauen nicht, dass den dreien etwas passiert. Selbst Seth ist relativ charmant und auch stellenweise sehr witzig. Das liegt auch an dem tollen Drehbuch von Tarantino, der dem Zuschauer nicht alles vorkaut, sondern gewisse Dinge auch im Verborgenen lässt. Wir erfahren zum Beispiel recht wenig über die Vergangenheit der Brüder, aber genau deswegen sind sie so glaubhaft.
Der Cast ist einfach toll: George Clooney, der bis dato noch am Anfang seiner Karriere stand, überraschte mit einer für ihn untypischen Rolle. Und ich finde bis heute ist dies seine beste und stärkste Figur (wobei ich auch seine Figur in „Burn After Reading“ klasse finde!). Harvey Keitel ist klasse, Juliette Lewis überzeugt ebenfalls und selbst Quentin Tarantino funktioniert in meinen Augen gut (zumindest mit deutscher Synchronstimme). Salma Hayek hat zwar nur eine winzige Rolle, aber ihr ikonischer Tanz verbindet nicht nur beide Filmhälften, sondern ist auch durch die großartige Musik eine beeindruckende Szene.
Technisch ist „From Dusk Till Dawn“ ebenfalls stark. Die Special Effects sehen auch heute noch gut aus. Ich liebe vor allem diesen dreckigen, aber detailreichen Horror-Look der 80er und 90er. Make-up, Prothesen und Puppen-Effekte, all das ist wirklich großartig. Es spritzt viel Blut und über all dem knallt ein fetziger Soundtrack mit mexikanischem Rock á la Tito & Tarantula (besonders legendär mit dem großartigen „After Dark“). Daneben kann man auch ZZ Top und The Blasters genießen!
Fazit: Ist „From Dusk Till Dawn“ ein perfekter Film? Nein, nicht unbedingt, aber welcher Film ist das schon? Das Horror-Werk von Rodriguez und Tarantino ist jedoch einzigartig in der Filmwelt und besticht durch starke Dialoge, ebenso starke Darsteller und eine völlig irre, aber großartige Wendung, die das Ganze zu einem blutigen Vampir-Klassiker macht. Und den kann man auch heute noch wunderbar genießen, besonders zur Halloween-Zeit! Ach ja: Natürlich sollte man diesen Film nur ungeschnitten genießen und auf keine geschnittene Mist-Version zurück greifen!