„From Dusk Till Dawn“. Wer kennt ihn nicht? Unter Kennern wird er meist als der Kultfilm überhaupt verkauft. Allein schon der geile Anfang rechtfertigt die Sichtung: Die Brüder Richard (Quentin Tarantino) und Seth Gecko (Georg Clooney) ziehen eine Blutspur durch Amerika, auf dem Weg nach Mexiko. Ein Auto fährt vor. Richard und Seth steigen aus und betreten Tankstellenkiosk. Eigentlich wollten sie nur eine Landkarte, doch als ein Polizist den Laden betritt nehmen die beiden panisch zwei Geiseln. Alle sollen sich ruhig verhalten, dann passiert nichts. Psycho-Killer Richard hat einen kribbeligen Finger und erschießt, ohne Grund, kurzer Hand den Polizisten. Die Situation droht zu eskalieren. Seth versucht alle zu beruhigen bis auch der Barmann die Waffen raus holt und Richard in die Hand schießt. Blut über strömt rettet sich Richard hinter ein Regal. In dem Seth den Alkohol im Laden zerschießt, räuchern die Beiden den Barmann kompromisslos aus. Die Gefahr vor der Polizei wird immer größer und der Druck erhärtet sich, das Land möglichst schnell zu verlassen. Die Medien dokumentieren (erinnert sehr an „Natural Born Killers“) das Geschehen und den Verlauf der Flucht aus Amerika. Immer wieder müssen die Beiden Geiseln nehmen. Als sie vor der Grenze in einem Motel ein letztes Mal Unterkunft suchen, erschießt Richard schließlich auch die letzte Geisel „versehentlich“, bei dem Versuch die Frau zu vergewaltigen. Jacob (Harvey Keitel) ist mit Sohn und Tochter ebenfalls auf der Durchreise nach Mexiko. Als sie im gleichen Motel einchecken wollen, werden sie von den Beiden überrascht und gezwungen sie mit nach Mexiko zu nehmen. Seth schwört Richard ein, auf gar keinen fall jemanden zu töten. Seth versucht, mit Erfolg, Sympathien bei Priester Jacob und seinen Kindern zu gewinnen und so kommt es auch, dass Geiseln und Geiselnehmer nach erfolgreichem Überqueren der Grenze erstmal schön einen trinken wollen, bevor sie sich endgültig trennen und die Beiden Brüder einen Kumpel treffen, doch sie ahnen nicht, dass Vampire den Laden besitzen und deren Gäste das Blut aussaugen wollen…
„From Dusk Till Dawn“ ist ein Riesenspaß. Das verdankt der Film vor allem den toll aufgelegten Darstellern. Georg Clooney, ausnahmsweise mal nicht als Good Guy unterwegs, ist das Highlight des Films. Er versteht es, die Coolness, ähnlich wie bei „Reservoir Dogs“, perfekt zu verkörpern, und wer hätte gedacht, dass Quentin Tarantino auch schauspielerische Qualitäten hat. Auch er spielt wirklich genial und zusammen ergänzt sich das Duo immer wieder. Harvey Keitel hat auch eher eine Rolle erwischt, in dessen Form man sie bei ihm nicht oft vorfindet. Doch auch er meistert diese Hürde mit Bravur. Man merkt in jeder Szene, welch ein’ Spaß die Schauspieler haben und nicht nur die, auch der Zuschauer darf dank einem tollen Film daran Teil haben.
Tarantino arbeitet in seinem Drehbuch mit einer sehr simplen Story, ähnlich wie bei „Reservoir Dogs“. Von der „Verbrecherkarriere“ der Brüder Gecko bekommt der Zuschauer nur gänzlich wenig mit. Zu Beginn haben die Verbrecher schon mehr als ein Dutzend Leichen auf ihrem Konto. Durch die Medien bekommt man mit, dass Seth Richard aus dem Gefängnis befreit hat. Die Dialoge beziehen den grossteil ihres Inhalts aus Streitigkeiten, diese sind aber keinesfalls öde, nein, es ist wieder der Mix zwischen Amüsantem und Ernstem. Wie unterhaltsam das ist, wird sich jeder vorstellen können der „Reservoir Dogs“ gesehen hat. Und trotz der extremen Gewalttaten sind dem Zuschauer die beiden Protagonisten sympathisch. Sehr viel Menschlichkeit wird den Beiden verliehen, so dass „From Dusk Till Dawn“ realistischer ist, als man sich vielleicht vorstellen mag.
Wenn Köpfe abgerissen werden, Vampire zerfetzen oder kompromisslos Gliedmaßen abgetrennt werden, kann es ganz schön eklig werden. Doch Rodriguez beweißt einmal mehr, dass er es drauf hat. „From Dusk Till Dawn“ ist wird ab der zweiten Hälfte ein Fest für Splatterfans. Blut fließt ohne Ende und einer Gewalttat folgt die Nächste. Mit reichlich Ironie gewürzt, ist der Abschnitt im Tittty Twister zwar wie eine überlange Actionszene, aber trotzdem höchst amüsant und kein Stück langweilig.
Und gerade dieser bissige Mix aus Roadmovie und Splatterfun macht den Film so besonders. Die pralle, stimmige Atmosphäre wird mit einer passenden Musikunterlegung auf die Leinwand gebracht. Das Feeling geht nicht verloren, anfangs erinnert der Film ein bisschen ans’ Western-Genre und hinterher an ein Splattermovie in bester Tradiation der 80er. „From Dusk Till Dawn“ macht spaß. Georg Clooney und Quentin Tarantino vor der Kamera bilden ein ebenso geniales Team wie Rodriguez und Tarantino hinter der Kamera. Auch wenn der Film keinesfalls perfekt ist, ist er ein stimmiger Mix mit Ironie, schrägen Charakteren und tollen Dialogen.
Und trotzdem nicht die volle Punktzahl? „From Dusk Till Dawn“ ist leider nicht für das mehrmalige Sichten geeignet. Kennt man die Handlung schon, sehnt man sich nach dem tollen Anfang nur noch auf den Abschnitt im Titty Twister. So scheinen auch viele Streitigkeiten und Dialoge zu lang und eintönig. Auch die Szene im Titty Twister ist wirkt deutlich zu lang gezogen. Zudem kommt noch die Tatsache, dass der Film kein echtes Highlight hat, es gibt keine perfekte Szene, an der es wirklich nichts (ausgenommen dem Anfang) auszusetzen gibt. Vergleicht man das mit den Anderen von Tarantino, wird man sich das schwer vorstellen können, da z.B. Reservoir Dogs grade so ein Film ist, den man sich immer wieder angucken kann.
Fazit: Das Gespann Rodriguez &Tarantino funktioniert auch hier. Der Mix aus Roadmovie und Splatterfilm passt wie die Faust aufs Auge. Es ist einfach herrlich zusehen wie Clooney und Tarantino sich Killer nach Mexiko durch schlagen. Filmfans müssen „From Dusk Till Dawn“ einfach gesehen haben, der Film wäre aber sicherlich noch besser gewesen wenn man noch ein paar Schwächen im Drehbuch ausgelotet und Rodriguez nicht schon in der Anfangsszene sein Pulver verschossen hätte. So bleibt „From Dusk Till Dawn“ ein guter Genre-Mix, der für alle etwas zu bieten hat. Mit Tarantinos anderen Filmen kommt der Film aber nicht mit und auch Rodriguez hat mit „Sin City“ gezeigt, dass er es noch besser kann. (7,5/10 Punkten)
Diese Kritik ist zuerst auf www.ofdb.de erschienen!