„Jasper Park – Ausflug in den Tod“ ist einer dieser Genrebeiträge, die still und heimlich im Rahmenprogramm des Fantasy Filmfests laufen könnten: als eine Art Lückenfüller, die schnelle Horrorkost für zwischendurch eben. Eine nur sporadisch ansteigende Spannungskurve und eine Handvoll Gore-Effekte, versetzt mit derzeit gängigen Erzählmustern des Horrorfilms, tragen dazu bei, dass Marty Weiss' Slasher mehr unspektakuläres Geplänkel als aufregenden Nervenkitzel bietet. Auch wenn die Direct-to-DVD-Veröffentlichung zum Finale hin noch einmal ein wenig aufdreht, ist der Film als Ganzes doch eher ein Ausflug in die Ödnis der Videothekenregale.
Eine Gruppe Videospiel-Designer unternimmt mit ihrem Chef Johnny Dash (Craig Zimmerman) einen Ausflug in den Jasper Park in North Carolina, um dort mit Hilfe einer Paintball-Schlacht den Thrill eines Ego-Shooters am eigenen Leib zu erfahren. Zu diesem Zweck werden die Angestellten in zwei Teams aufgeteilt, mit Paintball-Waffen und Tarnanzügen bestückt und auf die Pirsch durch die wilde Natur geschickt. Recht bald wird klar, dass die Yuppies nicht alleine auf dem Kriegspfad wandeln. Eine Gruppe Hinterwäldler macht Jagd auf die unbedarften Eindringlinge – und zwar, das versteht sich von selbst, mit scharfen Waffen und großer Mordlust. Dass die inzestuöse Sekte einen mitten in den Backwoods versteckten Folterkeller ihr Eigen nennt, macht die Situation für die verstädterten Protagonisten nicht unbedingt angenehmer...
Eigentlich sollte spätestens seit Wes Cravens Scream klar sein, dass heutzutage ein guter Horrorfilm (ähnlich wie ein Western) bestenfalls ein Film über das eigene Genre sein kann. Zumindest sollte ein gelungener Genrefilm die eigenen Regeln, Klischees und Standardsituationen nicht stur befolgen, sondern hier und da karikieren, aufbrechen, umwerfen – kurzum: den Zuschauer überraschen, ihn ungewohnten Wendungen aussetzen und damit auf gewisse Art und Weise hilflos machen. Marty Weiss hingegen begnügt sich mit dem bloßen Rezitieren allzu bekannter Motive. Das beginnt mit dem Ausflug der Gruppe in den Wald, wobei die Anfahrt und der erste Abend in den Zelten für eine rudimentäre Charakterisierung genutzt werden. Und es geht weiter mit den aggressiven Hinterwäldlern, die sich schon so oft auf verlassenen Highways oder in ursprünglichen Reservaten umher getrieben haben. Filme wie Wrong Turn, The Hills Have Eyes oder Texas Chainsaw Massacre liefern „Jasper Park“ das dramaturgische Grundgerüst, das allenfalls in Nuancen verändert und mit einer Portion Battle Royale aufgepeppt wird. Versetzt wird das Ganze dann recht uninspiriert mit den nach wie vor zugkräftigen Folterbildern der Marke Saw und Hostel. Und auch bei der Inszenierung einzelner Szenen begnügt „Jasper Park“ sich mit Altbewährtem: Ab und an wird die Gruppe aus dem Gebüsch beobachtet, mal erschreckt ein Freund einen anderen und ab und zu huscht einer der Schlächter für unsere Protagonisten unbemerkt durchs Bild: „Hinter dir! Hinter dir!“ soll man da wohl rufen, wenn man nicht schon so abgestumpft und gelangweilt wäre.
Mit ein wenig gutem Willen lässt sich in „Jasper Park“ eine Art Subtext ausmachen, der zwar nicht konsequent genug ausgearbeitet ist, dem Film aber dennoch ein kleines Quantum Eigenständigkeit verleiht und dem mündigen Zuschauer eine Spur Trost bietet. Wenn man unbedingt will, kann man in dem stumpfen Horrorfilm nämlich eine Parabel über den Krieg und die Paranoia erkennen – und damit einen Kommentar zur gegenwärtigen Lage der USA. Wenn die unbedarften Mittelstandamerikaner in Tarnanzügen und mit der Paintball-Knarre im Anschlag durchs Naturschutzgebiet schleichen, das vielleicht nicht zufällig eine Militärzone beherbergt, werden durchaus Erinnerungen an ein Kriegsszenario wach. Und wenn die blutrünstigen Sektenmitglieder ihre (Kriegs-)Gefangenen foltern, weil sie diese fälschlicherweise für Mitglieder des FBI halten, scheint – neben des kassenträchtigen „Saw“-Prinzips – auch die amerikanische Paranoia durch. Da diese Ansätze jedoch nicht weiter ausgeführt oder gebündelt werden, können sie den intellektuellen Unterhaltungswert des Films kaum steigern und bleiben mehr Nebenprodukt denn Prinzip.
Leider versäumt das Drehbuch es völlig, den Figuren eigene Charakterzüge zu verleihen, es liefert dem Bangen und Mitfiebern des Zuschauers also keinen Nährboden. Freilich gelingt es den mittelmäßig begaben Darstellern – etwa Haylie Duff (Material Girls) und Ryan Merriman (Final Destination 3) – ebenfalls nicht, ihre Figuren aus dem Einerlei der Gruppe abzuheben. Einer hatte mal eine Affäre mit einer Kollegin, der andere ein uneheliches Kind und ein Dritter mahnt schon bei den ersten Anzeichen der Gefahr zur Vorsicht: Auf diese Weise werden die Protagonisten kurz skizziert. Allein schon, weil die Regie sich nur sehr wenig Zeit für die Figurenentwicklung nimmt – eine knappes, unübersichtliches Meeting zu Beginn, die von Musikbeschallung begleitete Anreise und der erste Abend nebst Bikini-Szene müssen reichen – werden die einzelnen Opfer kaum individuell gestaltet und wirken genauso vorgesetzt wie die penetrant bedrohliche, jederzeit künstlich erzwungene Atmosphäre. Immerhin ist so bis ins letzte Drittel hinein kaum auszumachen, wer als nächster vor die Hunde geht. Schade nur, dass es dem Betrachter sowieso völlig gleichgültig ist.