Es ist schwer einer ganzen Generation an Duckface-verrenkten Gesichtern zu erklären, was deren Urformeln "Blue Steel" oder "Magnum" sind, wenn man Derek "Zoolander" nicht erlebt hat. Die in weiten Teilen natürlich völlig überzogene Groteske auf den Modewahn und die dabei offensichtlich flächendeckende Idiotie seiner Idole hat hervorragend funktioniert, auf einer Spoof-Comedy – Ebene, die für Zuschauer ohne Hang zum "Nackte Kanonen" – Stil nicht wirklich eine gute Komödie ergeben hat. Denen dürfte aber "Zoolander 2" auch nicht weiter schaden, doch gleicht sie für Fans einem Leberhaken mit Nietenhandschuhen, den man erstmal verdauen muss.
Irgendwie beginnt "Vol. 2" schon merkwürdig, mit einem ironisch-überstilisierten Justin Bieber – Auftritt, der die Kritik an seiner Person so wahrscheinlich am besten umgeht. Und am Ende tot ist. Hör ich da die Schlussmusik einer Büttenrede? Es ist auch nicht so, dass man im zweiten Teil darauf verzichtet hätte, dass sich wieder reihenweise Prominenz die Klinke in die Hand gibt. Die wirken hier allerdings wie eine PR – Aktion, um dem Film einen Kickstarter – Effekt zu verleihen. Funktionieren Stiller und Co. 2016? Scheißegal, wenn jede Szene mit einem um Aufmerksamkeit buhlenden Popsternchen versehen ist, der das Original aus 2001 wahrscheinlich nicht einmal gesehen hat. Personifizierte Effekthascherei im Austausch für Eigenständigkeit, "Zoolander" baut sein Potential schon vom Start an weg auf die falschen Säulen auf.
Es bleibt einem schon ein wenig die Luft weg, wie kraft- und zahnlos die erste Hälfte daherkommt. Aufarbeitung der Geschehnisse aus dem ersten Teil, die alleine der Rückblenden geschuldet witziger sind als es der gesamte zweite Teil ist, erzwungene Handlungschablonen (Vater-Sohn-Konflikt mit Gleichnis/Verwechslungswitzchen,puhhh) und so ziemlich jeder Witz der in Teil 1 funktioniert hat, noch einmal aufgewärmt. Egal, ob's die "Wer bin ich?" - Reflexion (hier multipliziert mit vier) oder Hansel's Orgienfanatismus ist, nein, selbst Zoolander's Dämlichkeit hält als Kopie bei rasanten Wendungen hin ("Wer?"). Wenn das wenigstens eingespielt gewesen wäre, wohnte man als Fan zumindest einer nostalgischen Best of Zoolander – Show bei, aber auch hier sticht der Haken deutlich hervor. Stiller und Wilson verlieren Übersicht und Kontrolle über ihre Gags, zögern an der einen Stelle zuviel, wo sie an der anderen zu schnell einsetzen. Bei einigen Schauspielpaaren sagt man ja gern im Affekt, sie hätten nichts verlernt. Hier trifft das nicht zu.
Anno 2016 sind Hansel und Derek natürlich auch dort angekommen, wo sie als männliche Models nie hinwollten. Out, draußen und auch höchstens als Outsider – Kunst zu gebrauchen, wie der (vom Drehbuch extrem nervig konzipierte) Don Atari mit seinem "Ihr seid scheiße, ich liebe es" – Faible auch oft erklärt. Wieder verfehlt "Vol. 2" klar die Zoolander Mentalität, in der es immer darum ging, dass zwei Deppen die Modeindustrie dekonstruierten und nicht umgekehrt. Lustig dabei zuzusehen, wie die beiden demaskiert werden, ist daran gar nichts, dramaturgisch war es ohnehin schon unterhöhlt, was also bleibt übrig anstatt eines Vakuums an Schamlosigkeit?
Wenn etwas funktioniert, dann sind es Einzelszenen, richtiges Flair kommt nie auf. Benedict Cumberbatch's "All" ist zumindest mal als Argument zu gebrauchen, dass Gaststars einen kreativeren Witz reinbringen können, ebenso wie Kristen Wiig's überkandidelte Darstellung der Designer – Attitüden. Billy Zane's Auftreten bringt schon durch seine Präsenz etwas Nostalgie rein und sowas wie ein völlig überzogener Überschlag auf einer Hauptstraße, den Derek relativ locker quittiert, deklinieren auch endlich mal die Regeln der Spoof-Comedy durch. Richtig retten vor der Totalkatastrophe kann das Projekt allerdings nur Will Ferrell der als Mugatu erneut auftrumpfen kann. In einer ersten Superbösewicht – Sequenz im Modegefängnis kitzelt Ferrell auch aus Stiller wieder etwas verschenktes Potental heraus, bevor er seinem Bediensteten erneut einen "Latte" auf die Hose schüttet. Ironischerweise bewegt sich auch Ferrell nicht weit weg von seinen Zeilen aus dem ersten Teil ("Mein Gott, erkennt das denn keiner, wie bescheuert seid ihr eigentlich...?" Das nenn ich mal Witz mit doppeltem Boden) Aber gerade an ihm erkennt man dann auch, wie man bei kreativer Knappheit durch komisches Talent Szenen retten kann.
Fazit: Ja, "Zoolander 2" ist enttäuschend, manchmal sogar regelrecht frustierend, weil man ahnt, dass man es sogar als Laie in einem Schultheater besser nachspielen könnte. Und nichts mehr ist dieser Film, ein Nachspiel, indem sich zwei alternde Komödienhelden nochmal etwas beweisen wollen... aber was eigentlich? Fanservice, kann man sowas liebevoll nennen mit zwei zugedrückten Augen. Ein Projekt, dem es an vielem fehlt außer der vermutlichen "Man könnt da ja nochmal ne Fortsetzung drehen" - Prämisse zu Beginn des ganzen Unternehmens. Und man sich selbst zu guter Letzt noch fragen sollte, welches Zielpublikum man eigentlich im Blick hatte?!