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    Selfmade-Dad - Not macht erfinderisch
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Selfmade-Dad - Not macht erfinderisch
    Von Daniela Leistikow

    „Necessity is the mother of invention“, besagt ein englisches Sprichwort. Der Originaltitel von Trent Coopers zweitem Film „Father Of Invention“ spielt mit dieser Redensart, obwohl weder Hauptfigur, noch Plot wirklich erfinderisch sind. Robert Axle bezeichnet sich selbst als „Fabricator“ – jemand, der durch die Kombination von zwei alten Produkten ein neues erschafft. Auch Drehbuchautoren stehen tagtäglich vor der Aufgabe, aus altbekannten Motiven Neues zu kreieren. Cooper versucht sich mit „Selfmade-Dad - Not macht erfinderisch“ (so der nicht so originelle deutsche Titel) an der Indie-Version einer traditionellen Vater-Tochter-Geschichte. Trotz komödiantischer Highlights scheitert er damit als Autor und Regisseur gleichermaßen, indem er seine vorhersehbare Geschichte viel zu gefällig inszeniert und sich so kaum vom Hollywood-Mainstream absetzt.

    Robert Axle (Kevin Spacey, American Beauty) hat es als Quasi-Erfinder, der seine Zwitterprodukte in TV-Commercials verhökert, zu Ruhm und Reichtum gebracht. Für seine Familie findet er kaum Zeit, während er etwa ein Pfefferspray mit eingebauter Kamera, die der Identifikation des Angreifers dient, unters Volk bringt. Bis der Bauchweg-Trainer, der bei jedem Sit-Up den TV-Kanal wechselt, tausenden Kunden einen Finger abhackt. Die Schadensersatzforderungen zehren Axles Vermögen auf, er landet im Gefängnis. Acht Jahre später wird er entlassen und steht vor dem Nichts: Seine Tochter Claire (Camilla Belle, 10.000 B.C.) hat ihm die Jahre der Vernachlässigung nie verziehen und seine Ex (Virginia Madsen, Sideways) verprasst ihren Teil des Geldes mit ihrem neuen Mann. Den Job als Reinigungskraft in einem Kaufhaus verliert Axle unter der Ägide seines gestrengen Chefs Troy (Johnny Knoxville, Jackass) gleich am ersten Tag. Claire und ihre Mitbewohnerin Phoebe (Heather Graham, Hangover) nehmen den arbeits- und obdachlosen Ex-Knacki, der fieberhaft nach einer ihn rehabilitierenden Erfindung sinnt, widerwillig bei sich auf...

    Nach einer aberwitzigen Einleitungssequenz mit Kevin Spacey als schmierigem TV-Verkäufer, der die absurdesten Produkte präsentiert, driftet „Selfmade-Dad“ schneller in die Belanglosigkeit ab, als die ersten 100 Bauchweg-Trainer zum Vorteilspreis über die imaginäre Ladentheke gehen. So vielversprechend die Story zunächst klingt, Cooper macht kaum etwas daraus. Was eine Geschichte über den Umgang mit wirtschaftlichen und persönlichen Krisen hätte werden können, ist nichts weiter als eine menschelnde Ansammlung von Klischees. In Zeiten der Wirtschaftskrise wird aus dem gefühlt unzählige Male auf die Leinwand gebrachten American Dream eine Art Kreislauf: Vom Tellerwäscher zum Millionär zum Tellerwäscher zum Millionär. Neben dieser öden Ausgangslage nerven Subplots, etwa der von Claires lesbischer Mitbewohnerin Phoebe. Deren sexuelle Orientierung als Resultat einer katastrophalen Beziehung zu einem Mann darzustellen, ist nicht nur lahm - sondern schlichtweg geschmacklos.

    Mutig sind hier lediglich die gewagten Outfits, in die Cooper seinen Protagonisten steckt. Wenn Robert Axle mit langem Haar, Vollbart und völlig veraltetem Anzug aus dem Gefängnis stapft, ist das noch nachvollziehbar. Aber Spacey in ein Justin-Timberlake-Outfit zu stecken, nur um einen billigen Lacher zu landen, ist überflüssig und würdelos obendrein. Immerhin: Spacey trägt die Klamotten mit Fassung. Und „Selfmade-Dad“ gleich mit. Dass die Komödie lichte Momente hat, liegt vor allem an den Darstellern. Spacey lässt seine Figur überzeugend zwischen Ehrgeiz und Vaterpflichten schwanken, auch wenn man das rührselige Ende meilenweit gegen den Wind riecht. Seine Filmtochter Camilla Belle ist über die Maßen sympathisch, liefert eine mehr als solide Leistung ab und empfiehlt sich für anspruchsvollere Rollen. Dank gutem Timing zwischen Heather Graham und Spacey gelingen gar ein paar nette Slapstick-Gags. Der Auftritt des „Jackass“-Erfinders animiert hingegen bloß zum Gähnen – Johnny Knoxville ist in seinem abstrusen TV-Format einfach besser aufgehoben.

    Fazit: Wer einem gewissen Sprichwort folgend glaubt, der Mangel kreativer Drehbücher müsse erfinderisch machen, liegt bei „Selfmade-Dad“ eindeutig falsch: Während der gut aufgelegte Cast die Komödie vor dem Totalschaden bewahrt, straft das langweilige 08/15-Skript den Filmtitel Lügen!

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