Der Comedian Kevin Hart, dessen Popularität in den USA durchaus mit der von Mario Barth hierzulande vergleichbar ist, legt an den amerikanischen Kinokassen aktuell eine eindrucksschindende Erfolgsserie hin: Seine Hits „Denk wie ein Mann“, „About Last Night“ und sogar sein auf der großen Leinwand ausgewertetes Soloprogramm „Let Me Explain“ haben allesamt ein Vielfaches ihrer Budgets eingespielt. Im Ausland kennt Hart hingegen so gut wie niemand, was aber auch kein Wunder ist. Schließlich sind die meisten seiner Filme so exakt auf ein schwarzes US-Zielpublikum zugeschnitten, dass sie außerhalb der USA kaum auf Interesse stoßen: „Denkt wie ein Mann“ hat zum Beispiel mehr als 91 seiner weltweit 96 Millionen Dollar allein in den USA reingeholt. Das könnte sich jetzt allerdings ändern, denn mit „Boyz N The Hood“-Star Ice Cube an Harts Seite und einem US-Einspiel von mehr als 100 Millionen Dollar im Rücken wird die Action-Komödie „Ride Along“ sicherlich auch in Deutschland einige Zuschauer mehr in die Kinos locken. Dumm nur, dass ihm das trotzdem kaum neue Fans einbringen dürfte, Regisseur Tim Story klammert sich nämlich nur sklavisch an Vorbilder wie „Rush Hour“ oder „Der Diamantencop“ und steuert kaum eigene neue Ideen bei.
Auf dem Online-Schlachtfeld macht ihm als passioniertem Gamer keiner etwas vor, aber im wahren Leben blieb Ben Barber (Kevin Hart) den Beweis bisher noch schuldig, ein echter Kerl zu sein. Deshalb – und wegen eines feurigen Zwischenfalls bei einem Barbecue - hat der College-Wachmann auch einen extrem schweren Stand bei seinem Schwager in spe James Cleyton (Ice Cube). Der macht als supertougher Cop die bösen Jungs nämlich bevorzugt im Alleingang dingfest. Als Ben dann doch endlich auf der Polizeischule angenommen wird, will James ihm das Vorhaben austreiben, indem er ihn einen Tag lang mit auf Streife nimmt. Dabei lässt er sich extra die unangenehmsten Einsätze zuweisen (etwa einer Rockergang einen Platzverweis zu erteilen), damit der völlig überforderte Ben direkt seine Grenzen erkennt. Aber gerade als der Job-Neuling dabei ist, seinen Traum von der Polizistenausbildung gleich wieder zu begraben, stößt er per Zufall auf eine Spur, die direkt zu dem berüchtigten Gangster Omar (Laurence Fishburne) zu führen scheint…
Egal ob Eddie Murphy und Nick Nolte in „Nur 48 Stunden“, Mel Gibson und Danny Glover in „Lethal Weapon“, Will Smith und Martin Lawrence in „Bad Boys“ oder Jackie Chan und Chris Tucker in „Rush Hour“ – wenn die Chemie zwischen den Stars stimmt, dann ist das für eine Buddy-Cop-Komödie schon die halbe Miete. Und in dieser Hinsicht kann auch „Ride Along“ als Comedy-Variante des „Training Day“-Plots punkten: Ice Cube bildet als brummbärig-cooler Ermittler einen passgenauen Gegenpol zu Kevin Harts hyperaktiv-großspurigem Möchtegern-Cop. Und tatsächlich ist der Film immer dann am lustigsten, wenn Hart unabhängig vom Fortgang der Handlung sein Ding durchziehen kann. So erklärt er bei seiner ersten Konsolen-Session seinen Online-Namen „Black Hammer“ (nicht jugendfrei, den Rest kann man sich selbst zusammenreimen) und beschimpft seine Liebste kurzerhand als Freundin der Taliban, als sie ihm seinen Controller wegnimmt und so seinen Pixel-Kriegseinsatz vorzeitig beendet – ein netter Seitenhieb auf die Rhetorik der republikanischen Nachrichten-Kommentatoren, die auch bei jedem Kleinscheiß direkt mit diesem Totschlagargument ankommen.
Aber während die oben genannten Filme – von Walter Hills geerdet-grandiosen Actionszenen in „Nur 48 Stunden“ bis hin zu Michael Bays hemmungsloser Explosionsgeilheit in „Bad Boys“ – alle etwas über ihre Stars hinaus zu bieten haben, ist bei „Ride Along“ doch leider recht schnell Schluss mit lustig. Denn wer heutzutage tatsächlich noch den Gag mit dem großmäuligen Anfänger auffährt, der den Rückstoß seiner Waffe unterschätzt und deshalb beim ersten Abdrücken meterweit nach hinten fliegt, der hätte mit dem Schreiben besser gar nicht erst angefangen. Und statt zündende Pointen gibt es auch im Anschluss fast ausschließlich solche längst ausgelutschte Genre-Klischees: Jede Wendung riecht der Zuschauer zehn Kilometer gegen den Wind - und wenn dann ein korrupter Cop, den jeder Zuschauer im Vorschulalter nach fünf Minuten durchschaut hat, sein Outing mit dem Ausruf „Überraschung“ kommentiert, ist das leider schon einer der gelungeneren Gags des Films.
Fazit: Das überraschungsfreie Skript bedient wirklich jedes einzelne Buddy-Cop-Comedy-Klischee. Geben sich die Macher in dieser Hinsicht beim nächsten Mal mehr Mühe, könnte aus dem bereits für 2015 angekündigten „Ride Along 2“ dank der stimmigen Chemie des ungleichen Duos Kevin Hart und Ice Cube aber trotzdem etwas werden.