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    Cairo Time
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Cairo Time
    Von Christian Horn

    In ihrem neuen Film „Cairo Time" wandelt die kanadisch-syrische Regisseurin Ruba Nadda („Sabah") auf den Pfaden von Sofia Coppolas „Lost in Translation" und Richard Linklaters „Before Sunset", wobei Tokio und Paris in diesem Fall durch die völlig zu Recht bereits im Titel angekündigte ägyptische Hauptstadt Kairo ersetzt werden. Wie einst Julie Delpy und Ethan Hawke spazieren hier Patricia Clarkson und Alexander Siddig durch die Straßen einer romantisch inszenierten Weltstadt und entdecken ihre Gefühle füreinander. Die fragile Romanze lebt dabei hauptsächlich vom absolut sehenswerten, nuancierten Spiel der beiden Hauptdarsteller, die Naddas Hang zur Überdeutlichkeit weitgehend aufwiegt.

    Um ihren bei der UN arbeitenden Ehemann Mark (Tom McCamus) zu besuchen, reist Juliette (Patricia Clarkson) von New York nach Kairo. Doch am Flughafen wartet nicht ihr Mann, sondern dessen ehemaliger Kollege und Freund Tareq (Alexander Siddig) auf die Verlegerin einer Modezeitschrift – Mark muss noch einige Tage im Gazastreifen bleiben, wo er ein Flüchtlingscamp aufbaut. Im Hotelzimmer fällt Juliette bald die Decke auf den Kopf. Sie beschließt, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden und merkt schnell, dass eine alleinreisende Frau in Kairo Aufsehen erregt und unangenehme Blicke ägyptischer Männer zum ständigen Begleiter avancieren. So bittet Juliette Tareq, der den Tag für gewöhnlich in seinem eigenen Kaffeehaus zubringt, ihr seine Heimatstadt und deren Kultur zu zeigen. Auf ihren Spaziergängen durch Kairo gedeiht eine unmögliche Liebe...

    Die still aufkeimenden Liebesgefühle zwischen Juliette und Tareq inszeniert Regisseurin Ruba Nadda mit kleinen Gesten und verhaltenen Seitenblicken. Ihr Drehbuch macht von Anfang an deutlich, dass die beiden ihren Emotionen keinen freien Lauf lassen können: Es sind die kulturellen Unterschiede, noch mehr aber die Beziehung der beiden zum abwesenden Ehemann Mark, die den beiden die Möglichkeit zum nächsten Schritt verwehren – nie würde Tareq seine Freundschaft zu Mark entehren, genauso wenig wie Juliette den Ägypter in eine verbotene Affäre ziehen würde. Dass die Gefühle zwischen den beiden greifbar werden, liegt an den glänzenden Leistungen der beiden Hauptdarsteller.

    Das nuancenreiche Spiel von Patricia Clarkson („Shutter Island", „Whatever Works") und die nicht minder formidable Leistung von Alexander Siddig („Königreich der Himmel", „Miral") bilden das Zentrum eines Dramas, das sich halb im Verborgenen abspielt. Kleinen Zeichen gällt eine große Bedeutung zu: Eine beiläufige Berührung, ein verhaltenes Zusammenrücken oder ein kurzer Augenkontakt sprechen Bände. Zu einem dritten, gleichberechtigt neben den Hauptfiguren stehenden Protagonisten steigt die zwischen Tradition und Moderne mäandernde Stadtkulisse Kairos auf. Sie liefert den passenden Hintergrund für das altmodisch romantische Liebesdrama und offenbart gleichzeitig eine Schwäche des Films, wenn sich Nadda in den schwelgerischen, gelegentlich kitschigen Bildern von Kameramann Luc Montpellier („An ihrer Seite") verliert.

    „Cairo Time" wirkt bisweilen wie ein Hochglanz-Reiseführer, der alle erdenklichen Tourismusziele der ägyptischen Hauptstadt auf die Leinwand bringt: Die belebten, engen Gassen und das bunte Gewusel auf dem Markt, die Pyramiden, die weiße Wüste und der Nil, rosafarbene Sonnenuntergänge und dergleichen reflektieren die romantischen Gefühle zwischen Juliette und Tareq überdeutlich – und stehen dem feinen Spiel der beiden Darsteller mitunter im Weg. Auch die von orientalischen Klängen inspirierte Pianomusik trägt dazu bei, dass die an sich subtile Erzählweise zeitweise in aufgesetzte Symbolik umschlägt und eine künstliche Bedeutungsschwere erhält. Wenngleich die langsame, zum genauen Hinschauen drängende Erzählweise phasenweise erschöpfend wirkt und die Bildgestaltung zu poliert ausfällt, wird Ruba Naddas elegischer Film aber dennoch jeden Freund der etwas gehaltvolleren Liebesdramatik ansprechen.

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