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    WinneToons - Die Legende vom Schatz im Silbersee
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    WinneToons - Die Legende vom Schatz im Silbersee
    Von Christoph Petersen

    Cowboy und Indianer spielen ist toll. Und warum ist das toll? Ganz einfach: Weil Cowboys und Indianer verdammt coole Hunde sind. Sie lesen Fährten, horchen an Eisenbahnschienen, stellen Fallen, rasen auf ihren Pferden durch die weite Prärie, und Kneipenschlägereien gibt es auch. Das ist eine einfache Weisheit, die sich besser auch Gert Ludewig, der Regisseur von „WinneToons – Die Legende vom Schatz im Silbersee“, zu Herzen genommen hätte. Denn seine Zeichentrick-Wild-West-Figuren, die auf der 26-teiligen, halbstündigen ARD-Animationsserie „WinneToons“ aus dem Jahre 2002 beruhen, bleiben trotz vieler bunter Bildchen nämlich vor allem eines: farblos.

    New York im Jahre 1869: Der Vater des kleinen Bobby hat seinem Sohn den Lageplan einer reichgefüllten Schatzkammer der Azteken hinterlassen. Noch bevor die Polizei den Jungen in ein Waisenhaus stecken kann, setzt dieser sich gemeinsam mit seinem besten Freund, der zahmen Ratte Winchester, per Zug gen Westen ab. In Arizona angekommen, trifft Bobby auf den Apachen-Häuptling Winnetou und den Cowboy Old Shatterhand. Diese sind gerade damit beschäftigt, dem skrupellosen Zugräuber Colonel Brinkley und seinen Kumpanen das Handwerk zu legen. Old Shatterhand soll so tun, als habe er die Seiten des Gesetzes gewechselt, und der Bande zum Schein beitreten. Doch der Plan schlägt fehl. Und zu allem Überfluss gelangen die Ganoven auch noch in den Besitz von Bobbys Schatzkarte...

    Zu Beginn hält sich der Film eine gefühlte Ewigkeit damit auf, die Figur des kleinen Billy einzuführen. Der erinnert stark an den kindlichen Streuner aus Charles Dickens Roman Oliver Twist. Warum dieser Charakter, der so gar nicht ins Karl-May-Universum passen will, trotzdem eingebaut wird, liegt auf der Hand: Billy soll dem jungen Kinopublikum als Identifikationsfigur dienen. Doch da haben die Macher die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Schließlich spielen Kinder Cowboys und Indianer – und nicht etwa kleiner Junge, der Cowboys und Indianern bei der Arbeit zusieht. Die Kids wollen sein wie Winnetou, oder auch wie Old Shatterhand, aber ganz sicher nicht wie irgendein Milchbubi, der nur unnötig die Story ausbremst.

    Später nimmt der Film dann zwar einen Tick mehr Fahrt auf, Spaß und Spannung kommen dennoch nur sehr verhalten auf. Das liegt in erster Linie an den blassen Protagonisten. In den Realverfilmungen waren Winnetou und Old Shatterhand echte Helden, denen man unbedingt nacheifern wollte. In animierter Form lassen die beiden hingegen kaum mal einen coolen Spruch vom Stapel, und auch sonst leisten sie wenig, was sich im heimischen Garten nachzuspielen lohnen würde.

    Die 2D-Zeichnungen sind großflächig und erreichen – was den Detailreichtum angeht – nicht immer Kinoniveau. Das liegt auch daran, dass sich der Film am Design einer sieben Jahre alten TV-Serie orientiert und so um einiges hinter dem aktuellen Stand der Technik hinterherhinkt. Ganz am Ende, wenn die Helden dem Schatz näherkommen, nutzen die Animatoren plötzlich auch ein 3D-Modell, nämlich das eines Inka-Tempels. Dass ein Film sich im Finale plötzlich einer anderen Animationstechnik bedient, ist an sich nichts Schlimmes. Doch die Macher waren offensichtlich so stolz auf ihren einen 3D-Raum, dass sie doch den einen oder anderen überflüssigen Kameraschwenk zu viel eingestreut haben. Außerdem fragen sich wohl nicht nur Karl-May-Fans, warum Winnetou es mit einem göttlichen Schlangenmonster zu tun bekommt. Winnetou und Fantasy – das muss trotz der anhaltenden „Harry Potter“-Welle nun wirklich nicht sein.

    Fazit: Auch wenn sich das Wortspiel Winnetou und WinneToons noch so aufdrängt – diese Verfilmung hätte man besser bleiben lassen. Wer die Originale kennt, wird den Charme der Pierre-Brice-Klassiker schmerzlich vermissen. Und Neueinsteiger kann dieser schnarchnasige „Schatz im Silbersee“ kaum dazu animieren, tiefer in die Welt der Karl-May-Abenteuer einzutauchen.

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