Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hieß es unter Hollywood-Produzenten, dass das Filmemachen nie wieder so sein würde, wie zuvor. Filme mit terroristischen Anklängen wie etwa Collateral Damage verschwanden erst einmal im Giftschrank, nur ernsthafte Auseinandersetzungen wie „The Guys“, eines der ersten 9/11-Projekte mit Sigourney Weaver in der Hauptrolle, sollte es noch geben. Aber die moralischen Bedenken hielten sich höchstens ein Jahr, dann wurden die Terror-Bösewichte wieder ins Actionfach zurückgeholt, Filme wie Bad Company, „xXx – Triple X“ oder zuletzt Stealth konnten wieder ohne größeren Widerstand in die Kinos gebracht werden. Ganz nebenbei haben sich der 11. September und alle Ängste, die Amerika seit dem Anschlag durchleidet, auch zum Haupt-Themenlieferant für TV- oder Direct-to-Video-Action-Produktionen entwickelt. Egal ob Flugzeugentführungen oder terroristische Anschläge, alles was irgendwie mit Ground Zero zu tun hat, scheint bei Billig-Produzenten sehr beliebt. Auch der Low-Budget-Mystery-Thriller „Premonition“ hat die eine oder andere Anspielung in diese Richtung zu bieten. Wenn eine Truppe mit Bush-Masken getarnter Terroristen, die sich als Mitglieder der „Animal Liberation Army“ ausgeben, in eine Hühnchen-Fabrik eindringt, um dort Kobalt für eine schmutzige Atombombe zu entwenden, behandelt der Film das Thema zu Beginn sogar gelungen ironisch. Leider hält der weitere Film dann aber bei weitem nicht, was der starke Anfang verspricht.
Bei einem Einsatz werden Jack Barnes (Casper Van Dien) und sein Partner Detecive Tom Kelly (Doug Abrahams, Crime Is King) in eine Verfolgungsjagd verwickelt, die für beide tödlich endet. Aber Jack kann im Gegensatz zu seinem Kollegen wieder belebt werden und wird von da an von real scheinenden Visionen geplagt, die auch Jacks Frau Kate (Catherine Oxenberg, die auch im wahren Leben Casper Van Diens Ehefrau ist) beunruhigen. Zunächst träumt Jack von einem Erdbeben und wirklich wird die Erde kurze Zeit später richtig durchgeschüttelt – nur ein Zufall? Als Jack auch noch ein schreckliches Zugunglück vorhersieht, weiß er, dass seine Visionen wirklich Ausschnitte aus zukünftigen Ereignissen sind. Aber seine Kollegen vertrauen ihm nicht so recht, zwei FBI-Agenten ermitteln wegen der Zugentgleisung sogar gegen ihn. Nur der auch übersinnlich begabte Goran (John Tench) glaubt ihm und steht ihm, nachdem Jack einen Anschlag von Top-Terrorist Rafi (David Palffy) mit einer schmutzigen Atombombe vorhergesehen hat, als einziger hilfsbereit zur Seite…
Regisseur Jonas Quastel, der in seiner Karriere schon den unterirdischen „The Untold“ und die schwache Slasher-Fortsetzung „Ripper 2“ verbrochen hat, kommt in „Premonition“ inszenatorisch eigentlich recht solide über die Runden, nur die Special-Effects liegen genau so zwischen gelungen und grausam-schlecht, dass es weder schön anzusehen noch trashig-unterhaltsam ist. Sowieso ist das Hauptproblem des Films, dass nie wirklich klar wird, ob er auf der Trash-Ebene oder als ernsthaft-spannender Thriller überzeugen möchte. Passend dazu nimmt sich auch B-Movie-Ikone Casper Van Die, der noch immer von dem Ruhm seiner Hauptrolle in Starship Troopers zehrt, in der Rolle des übersinnlich begabten Cops viel zu ernst nimmt, als dass man Spaß dabei haben könnte, ihn bei seiner Ein-Mann-Ermittlung zu begleiten.
Wie gesagt, kann der mit politischen Spitzen gepflasterte Anfang voll überzeugen. Aber nicht nur, dass der Film diese Elemente schnell vergisst, auch mit seiner eigentlichen Geschichte kommt er gehörig durcheinander. Wie viele Billigproduktionen fährt auch „Premonition“ zweigleisig, zum einen gibt es den übersinnlichen Katastrophenfilm und zum anderen einen Cop-Thriller. Aber da Quastel beide Genres in verschiedene Richtungen inszeniert, den Katastrophenfilm mit seinen Gummi-Ziegelsteinen und seiner gruselig animierten S-Bahn-Entgleisung sehr trashig, den Cop-Thriller mit seinen bemühten Verfolgungsjagden und Kindesentführung aber eher auf Spannung anlegt, bricht ihm der Film total auseinander und keine von beiden Geschichten funktioniert auch nur ansatzweise. Die letzte halbe Stunde geht sogar komplett am mittlerweile uninteressierten Zuschauer vorbei.