Im Grunde ist die Comicstrip-Verfilmung „Marmaduke" eine ganz profane Highschool-Comedy. Einen markanten Unterschied zu den Genre-Kollegen gibt es aber dann doch: In Tom Deys („Shang-High Noon") Komödie sind die Protagonisten Hunde – sprechende, versteht sich. Das ändert aber nichts an der totalen Ideenlosigkeit, von der „Marmaduke" dominiert wird. Während der Film anfangs noch ein bisschen Spaß macht, versandet er spätestens nach dem ersten Drittel immer mehr.
Als Familie Winslow von Kansas nach Kalifornien zieht, beginnt auch für die Dogge Marmaduke (im Original: Owen Wilson, deutsche Fassung: Christian Ulmen) ein neuer Lebensabschnitt. Der ersten Aufregung ob der vielen neuen Gerüche weicht schnell eine gewisse Ernüchterung. Es ist zwar schön, dass Marmaduke den ganzen Tag auf einem Hundespielplatz abhängen kann, während das Herrchen mit seinem neuen, überaus Hunde-affinen Chef (William H. Macy) Firmenprojekte bespricht – aber als verpeilter Neuling wie Marmaduke hat man dort auch einige Nachteile. Rocco, ein stattlicher Kampfhund, hat den Hundeplatz fest unter seiner Kontrolle. Pech für Marmaduke, dass die schicke Beverly ausgerechnet mit Rocco liiert ist und der ersehnte Hundekuss somit in weite Ferne rückt. Sein Glück hingegen, dass die Außenseiterbande rund um die Mischlingsdame Lucy (Emma Stone, Nora Tschirner) ihn freundlich aufnimmt. Aber dann bekundet Beverly plötzlich Interesse an Marmaduke, der im Liebestaumel fast seine alten Freunde vergisst...
Nicht nur auf den ersten, sondern mehr noch auf den zweiten Blick ist „Marmaduke" ein Film für die ganze Familie. Die Geschichte, die Tom Dey erzählt, ist daher auch zutiefst moralisch – eine dermaßen offensichtliche Moral von der Geschicht' gibt es im Kino ziemlich selten, nicht einmal bei Disney: „Marmaduke" vermittelt die ziemlich schale Botschaft, dass man sich selbst und seinen Lieben treu bleiben soll, wobei die Umsetzung der Einsicht in Banalität in nichts nach steht. Tom Dey unterbreitet sein Anliegen hauptsächlich mittels der Tiere, weitet das Ganze aber auch auf die menschlichen Figuren aus. So blickt „Marmaduke" immerhin von zwei Seiten auf seinen thematischen Kern, oder anders ausgedrückt: Doppelt gemoppelt hält besser.
Das eigentliche Problem von „Marmaduke" ist jedoch nicht die allzu simple Geschichte, sondern die in mehrfacher Hinsicht missglückte Inszenierung sowie eine dröge Dramaturgie. Sobald sich das Kernproblem des Films entpuppt hat (und das geht ziemlich flott), ist jeder Schritt des Drehbuchs vorhersagbar – zumindest jene Schritte, die die Entwicklung der Figuren betreffen. Anderes, wie etwa ein höchst dämlicher Surf-Wettbewerb für Hunde, wirkt nicht nur in sich selbst, sondern auch im Rahmen der Dramaturgie viel zu aufgesetzt und lässt den Zuschauer nicht nur deswegen gänzlich kalt. Kein Wunder, wenn der Betrachter gerade Mal ein oder zwei Szenen vorher beiläufig davon erfährt und es dann sogleich in die Fluten geht, mit rasanten Schnitten und durchschnittlichen CGI-Effekten. Spannung oder Teilnahme kann auf diese Weise gar nicht aufkommen.
Letztlich scheitert „Marmaduke" an demselben Trugschluss, an dem die meisten Filme mit sprechenden Tieren scheitern: Nämlich an dem (Irr-)Glauben, dass ein wortgewandtes Tier alleine völlig ausreicht und alle anderen Gestaltungsmittel nur noch auf Sparflamme köcheln müssen (nicht anders ging es übrigens dem thematisch sehr ähnlichen „Beverly Hills Chihuahua", an den Tom Dey hier wohl anknüpfen wollte). Dabei müsste die Geschichte und die Inszenierung – wie bei jedem anderen Film auch – eigentlich auch ohne Schießbudentricks überzeugen können: Der sprechende Hund sollte die Zugabe sein, nicht der filmgestalterische Rest drumherum.