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    Crash Landing
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Crash Landing

    Crash Landing

    Von Carsten Baumgardt

    Zweitklassige Darsteller, ein haarsträubendes Drehbuch und drittklassige Spezialeffekte: Das klingt nicht unbedingt nach einem unterhaltsamen Videoabend. Doch B-Movie-Urgestein Jim Wynorski macht’s möglich: Obwohl sein klobiger Action-Reißer „Crash Landing“ formal betrachtet völlig inakzeptabel ist, können sich Genre-Freunde und B-Movie-Anhänger bei diesem herrlich überzogenen Trash richtig amüsieren.

    Der Air-Force-Pilot John Masters (Antonio Sabato Jr.) wird nach einer Bruchlandung vorerst vom Dienst beurlaubt. Seine Chance, wieder voll einzusteigen, ist ein besonderer Auftrag, den der coole Flieger nur sehr ungern annimmt. Der Rüstungsmillionär Baxter Davis (Kevin Dobson) engagiert für seine Tochter Rochelle (Brianne Davis, Jarhead) eine spezielle Geburtstagsparty: Er chartert ein komplettes Flugzeug für sie und ihre Freunde. Masters soll als Aufpasser dabei sein. Aber die Freude über den Trip nach Australien hält nicht lange an, der Spaß ist schnell vorbei, als sich die Flugbegleiter als fiese Terroristen herausstellen, die die Maschine in ihre Gewalt bringen, um Davis zu erpressen. Der Pilot wird im Feuergefecht schwer verletzt, dessen Co erschossen. Masters schlägt zurück und dezimiert die Gangster. Damit nicht genug: Ein schwerer Taifun macht allen Beteiligten weiter zu schaffen...

    Diese Direct-To-Video-Produktion ist für Trash-Fans ein Fest. Ausnahmslos alle gängigen Klischees des Flugzeugentführungs-Subgenres werden wie selbstverständlich bedient: tote Piloten, das Wetterchaos, der ausgehende Treibstoff etc. etc. etc. Das Drehbuch von Regisseur Jim Wynorski, Paul A. Birkett und William Langlois ist so hanebüchen unlogisch, dass dieser Overkill an Dummheit schon wieder Spaß macht. Maschinengewehrsalven im Flugzeug? Egal, passt schon. Besonders lustig wird’s, wenn drei tapfere Marines später in einer halben Stunde eine Provinzlandebahn mit Minibaggern mal eben um 90 Meter verlängern, einen Graben ausheben und einen im Weg stehenden Felsen strengen. Dieser Einfall pulverisiert mit leichter Hand sämtliche Gesetze der Logik. Das ist so haarsträubend, dass „Crash Landing“ parodistische Züge trägt, die einen Großteil des Reizes ausmachen. Die Dialoge reihen sich nahtlos in dieses Konzept ein und sind dementsprechend mies und platt. Antonio Sabato Jr., im Bereich der B-Movies eine feste Größe, gibt seinen Actionhelden ausdruckslos stoisch und lässt ab und zu einen Oneliner ab. Genre-Ikone Michael Paré muss sich diesmal mit einer kleineren Rolle begnügen und hat als Captain Williams als führender Offizier auf dem rettenden Atoll nicht viel zu tun.

    Allein im Jahr 2005 hat Jim Wynorski sieben B-Movies heruntergekurbelt. Er findet trotz schmalen Budgets immer wieder einen Weg, seine Ware in die Produktion und an den Mann zu bringen, kämpft aber immer mit offenem Visier. „Crash Landing“ steht immerhin für halbwegs solide, von einem stampfenden 08/15-Score nach vorn gepeitschte Action, die auf dem B-Sektor aber schon weit schlechter zu sehen war. Die Spezialeffekte sind zwar drittklassig, die Crash-Szenen erinnern mehr an eine Computersimulation der End-90er-Generation, aber der gute Wille ist deutlich erkennbar. Hier wird (zum Glück) nicht für das Kino produziert, sondern für Genre-Fans, die diese Art von Filmen mögen. Die Charaktere werden zwar einfach so ins Rennen geschmissen, aber wenigstens die Erklärung der Todesfälle um die Flugbegleiter leuchtet ein. Und wie sie ums Leben kommen, hat einen grotesken Unterhaltungswert: Zwei Frauen rasen mit einem bremsenlosen Auto über die Klippen, ein Blondchen stirbt den elektrischen Badewannentod, eine weitere Stewardess wird kurzerhand aus dem Zug geschmissen... das hat einen herrlich ironischen Charme wie die gesamten Szenen auf dem Atoll - ob nun beabsichtigt oder nicht.

    Wer ein Faible für trashige B-Movie-Action hat, kann sich „Crash Landing“ ohne Bedenken ansehen. Aber vor dem Genuss dieses Films sollte sich wirklich jeder darüber im Klaren sein, was auf ihn zukommt. Das Geld ist knapp, deswegen muss sich der Zuschauer hier und da auch mal ein paar Sachen im Kopf dazuspinnen. Wenn zum Beispiel die Marines an der Landebahn-Verlängerung arbeiten, ist immer nur ein kleiner Bildausschnitt - im Dunkeln und bei Dauerregen - zu sehen, weil das Budget einfach nicht mehr hergibt. Dennoch hat „Crash Landing“ eben diesen absurden Charme des Grotesken, der das Machwerk für Genre-Fans konsumierbar macht. Wer sich allerdings nicht angesprochen fühlt, lässt besser die Finger von diesem Film.

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