Seine Name geht auf die Legende des Bischofs Valentin von Terni zurück und sein Ursprung besteht darin, dass manche Kirchen am 14. Februar die Ankunft Jesu als himmlischer Bräutigam zur himmlischen Hochzeit gefeiert haben. Die Rede ist natürlich vom Valentinstag, jenem inoffiziellen Feiertag, der einst durch die umfangreiche Bewerbung der Floristen Bedeutung erlangte. Ähnlich wie der Weihnachtsmann kaum noch mehr als der Goldesel des Einzelhandels ist, so verdanken wir auch die modernen Valentinsbräuche in erster Linie der Floristen-Gewerkschaft und dem Verband der Süßigkeiten-Industrie. Dieser der Weltmacht „Kapitalismus“ geschuldeten, wenig romantischen Sicht auf den Tag der Liebenden vermag auch Garry Marshalls stargespickte Ensemble-Romanze „Valentinstag“ nichts entgegenzusetzen. Denn genau wie die massengefertigten, herzförmigen Pralinenschachteln, die am Valentinstag reißenden Absatz finden, spürt auch Marshall nicht der wahren Romantik nach, sondern gibt sich mit zielgruppenkompatiblen Klischees zufrieden.
Die Geschehnisse eines Valentinstags in Los Angeles: Florist Reed Bennett (Ashton Kutcher) macht seiner Freundin Morley (Jessica Alba) zum Frühstück einen Heiratsantrag, während seine beste Freundin Julia (Jennifer Garner) ihrem vielbeschäftigten Herzchirurgen-Lover Harrison (Patrick Dempsey) nach San Francisco hinterher fliegt. Kelvin (Jamie Foxx) ist eigentlich Sportreporter, doch seine Chefin (Kathy Bates) gibt ihm den Auftrag, heute mit einem Kamerateam Valentinsanekdoten einzufangen. Sekretärin Liz (Anne Hathaway) bezahlt ihr Studentendarlehen mit Telefonsex ab, was ihr neuer Freund Josh (Topher Grace) aber dummerweise noch nicht weiß. Der Vertrag von Football-Profi Sean (Eric Dane) wird nicht verlängert, weshalb seine Agentin (Queen Latifah) und seine Pressesprecherin (Jessica Biel) plötzlich alle Hände voll zu tun haben. Grace (Emma Roberts) und Alex (Carter Jenkins) planen ihr erstes Mal, während sich Samantha (Taylor Swift) und Tyler (Taylor Lautner) lieber noch etwas Zeit lassen wollen. Und die Soldatin Kate (Julia Roberts) lernt auf dem Flug nach Hause den zuvorkommenden Holden (Bradley Cooper) kennen…
Ähnlich wie in ihrem Erfolgsfilm Er steht einfach nicht auf Dich verbindet das Autorenteam Marc Silverstein und Abby Kohn auch diesmal wieder viele kleine Episoden zu einem mächtigen Story-Konstrukt. Doch wo sie beim Vorgänger noch weitgehend amüsant mit den üblichen Mann/Frau-Vorurteilen jonglierten, suhlen sie sich bei ihren anekdotischen Valentinsgrüßen nun geradezu in Klischees. Die Spannung resultiert dabei weder aus den Charakteren noch aus der Story, sondern allein aus eingestreuten Offenbarungen, welche Figur nun mit welcher wie verbandelt ist. Emma Roberts (Wild Child) ist die Nanny des Enkels von Shirley MacLaine (Das Appartement) und Topher Grace (Spider-Man 3) arbeitet in der Poststelle der Firma von Queen Latifah (Chicago) – natürlich haben solche Kreuzungen der Episoden für sich keinen Mehrwert, aber an irgendetwas muss sich der Zuschauer ja festklammern, um nicht einfach selig zu entschlummern.
Bei der schieren Masse an Anekdoten gibt es frei nach dem Motto „Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn“ natürlich auch den einen oder anderen Treffer: etwa Disney-Prinzessin Anne Hathaway (Plötzlich Prinzessin, Ella – Verflixt und verzaubert) als russische, die verbale Peitsche schwingende Telefonsex-Domina, oder auch Julia Roberts (Notting Hill), die im Abspann einen gelungenen Seitenhieb in Richtung ihres – ebenfalls von Garry Marshall inszenierten – Durchbruch-Films Pretty Woman austeilt. Doch insgesamt bleibt dennoch festzustellen: Es ging bei diesem Projekt wohl niemals darum, spannende, ausgefallene oder romantische Geschichten zu erzählen. Vielmehr war es offensichtlich die Zielstellung der Produzenten und Autoren, irgendwie und ohne Rücksicht auf Verluste immer noch einen weiteren Star in das ohnehin überfrachtete Konstrukt hineinzupressen.
Ohne seinen unglaublichen Cast, der selbst die Besetzung von Nine noch in den Schatten stellt, wäre „Valentinstag“ wohl kaum der Rede wert. Aber so ringt der Film seinem Publikum zumindest alle zwei Minuten ein bewunderndes Staunen ab, welcher Hollywoodstar da plötzlich noch durchs Bild stolpert. Wenn man bei der knappen Leinwandzeit der Akteure überhaupt von Hauptdarstellern sprechen möchte, kommt diese Rolle am ehesten Ashton Kutcher (Love Vegas) und Jennifer Garner (30 über Nacht) zu. Während diese beiden zumindest einige Sympathien für ihre Charaktere abstauben können, begnügen sich die meisten anderen Stars wie Bradley Cooper (Hangover), Jessica Biel (Chuck und Larry), Taylor Lautner (Twilight) oder Jamie Foxx (Ray) damit, ihre Rollen routiniert abzuspulen, ohne dabei irgendwelche Glanzpunkte zu setzen. Einzig Grammy-Abräumerin Taylor Swift, die bisher nur in einer „C.S.I.“-Episode aufgetreten war und in „Valentinstag“ ihr Kinodebüt gibt, überrascht als leicht naive, ein riesiges Valentinstags-Stofftier mit sich herumschleppende Schulschönheit mit ungeahnten komödiantischen Talenten.
Fazit: Außer seiner unfassbaren Besetzung, die allerdings hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt, hat „Valentinstag“ wenig zu bieten. Es war halt eine Möglichkeit, aus einem ohnehin schon durchkommerzialisierten Feiertag noch ein paar Dollar mehr herauszupressen – und so eine Chance lässt sich Hollywood natürlich nicht entgehen.