Freunde sind das wichtigste im Leben. Auf diese Aussage lässt sich die Märchenverfilmung „Nussknacker und Mäusekönig“ im Wesentlichen beschränken. Die Handlung ist wie es sich für eine Kindergeschichte gehört, einfach gestrickt, kann aber leider nicht den nötigen Charme entfalten, um für rundum gelungene Familienunterhaltung zu sorgen - dazu fehlen schlicht die Sympathiefiguren. Die auf Motiven von E.T.A. Hofmann basierende Erzählung lässt außerdem pointierte Dialoge und Witz vermissen und kann überhaupt nicht mitreißen.
Der kleine Prinz, um den sich hier alles dreht, ist durch seinen Egoismus in einen Nussknacker verwandelt worden. Nur durch eine Zaubernuss kann er wieder in seine menschliche Gestalt zurückverwandelt werden. Der Zauberer Drosselmeier, der an der Verwandlung nicht ganz unschuldig ist, hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Prinzen zu befreien. Dazu benötigt er allerdings die Hilfe eines Menschen mit reinem Herzen, den er in der kleinen Klara findet. Sie will ihr Möglichstes tun, um den Prinzen im richtigen Augenblick zur Zaubernuss zu führen. Den gibt es nur einmal im Jahr, an Heiligabend um zwölf und zufällig ist selbiger bereits heute.
Zwar böte das Storygerüst genügend Platz für eine spannende Reise ins Spielzeugland, in dem sich die Zaubernuss versteckt, doch leider ist dem ganz und gar nicht so. Die immer wechselnd aus dem Blickwinkel der „guten“ und „bösen“ Seite erzählte Geschichte bietet allzu bekannte Kost und auch bei den Dialogen finden sich ungeheuer viele völlig ausgehörte Sprüche wieder, die dem Zuschauer bestenfalls ein müdes Lächeln entlocken können. Für Kinder mag das nicht ganz so wichtig erscheinen, aber wie immer sollte ein Kinderfilm zwar mit anderen, aber nicht mit den falschen Maßstäben beurteilt werden. Sehr wichtig in Märchen sind klare Unterteilungen von Gut und Böse. Doch genau mit diesen hapert es mitunter gewaltig.
Sehr viel Zeit wird aus der Sicht des Mäusekönigs erzählt, der mit der Zaubernuss an unschätzbare Macht gelangen könnte. Bisher lebte der in den Kellern des Palastes, doch jetzt sieht er seine Chance gekommen und jagt Klara auf ihrer Reise ins Spielzeugland. Seine beiden tollpatschigen Diener sind schnell Sympathieträger, eigentlich in größerem Maße als die Hauptfiguren. Genau das ist der größte Schwachpunkt des Films: Die nicht ausreichende Identifizierung mit den Figuren macht viele Szenen deutlich weniger dramatisch und lässt eigentlich gar keine rechte Spannung aufkommen.
Technisch ist die deutsch-amerikanische Produktion bestenfalls auf mittelprächtigem Niveau. Die mit dem Computer nachgearbeiteten Lichteffekte können noch am ehesten überzeugen, doch oft stört der zu starke Kontrast zwischen Figuren und Hintergrund. An einigen Stellen entsteht durch schnelle Schnitte und „Kameraschwenks“ ein großes Wirrwarr und hin und wieder sehen die Bilder aus als würden 2-D-Pappfiguren vor 2-D-Hintergründen hin- und hergeschoben – besonders in Massenszenen ist das der Fall.
Die Bilanz des ganzen ist völlig miserabel. Eine uninspirierte Geschichte, langweilige Dialoge, schlechte Technik sowie nicht funktionierende Identifizierung mit den Hauptfiguren. Letzteres liegt hier an der absoluten Glattheit der Charaktere, denen nicht minimale Macken geschenkt wurden, um ihnen etwas besonderes zu verleihen. „Nussknacker und Mäusekönig“ ist damit nicht der Weihnachtsfilm für Familien, den es eigentlich stets zum Jahresende hin gibt.