„Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ - so lautete sinnigerweise der deutsche Titel des Mittelkasse-Slashers „Boogeyman“, der 1982 in die Kinos kam. Nach zwei schwachen Fortsetzungen flimmerte 2005 mit dem neuen Boogeyman dann ein Film über die Leinwände, der sich ungelenk zwischen Reboot und Remake bewegte und mit „Boogeyman 3“ von Regisseur Gary Jones nun sein zweites Sequel nach sich zieht. Damit passt das Franchise also bestens in die gegenwärtige Filmlandschaft. Produziert wurden alle drei Teile von der Billig-Horrorfilmschmiede Ghost House Pictures, in deren Vorstand unter anderem Sam Raimi (Tanz der Teufel, Spider-Man) sitzt. Aber das hat den ersten beiden Teilen schon nicht geholfen - und tut dies natürlich auch beim dritten Anlauf nicht.
Ähnlich wie in „Freddy’s New Nightmare“ unternimmt auch hier eine Horrorgestalt den Versuch, aus dem Reich der Legenden und Mythen in die reale Welt einzudringen. Und überhaupt erinnert die „Boogeyman“-Reihe mit den Traumsequenzen, dem Teenager-Cast und dem toughen Girl ein wenig an die Nightmare On Elm Street-Filme: Psychologie-Studentin Sarah (Erin Cahill) lebt in einem College-Wohnheim, hat einen Freund (Chuck Hittinger), einen Jon als Telefonseelsorgerin beim Uni-eigenen Radiosender und steckt mitten im Prüfungsstress. Als sie mit ansehen muss, wie ihre beste Freundin vom Boogeyman geholt wird, traut sie ihren Augen nicht und beginnt an ihrem Verstand zu zweifeln. Dennoch ist sie mit der Zeit immer mehr von der Existenz des Schwarzen Mannes überzeugt, der da im Wandschrank, unter dem Bett oder in dunklen Ecken lauert. Alsbald häufen sich die Todesfälle unter der Studentenschaft und der Horror erhält endgültig Einzug ins Wohnheim…
„Boogeyman 3“ beginnt wie ein psychologisch angehauchtes Thriller-Drama. Ausführlich und langatmig wird erzählt, wie sich Sarah mehr und mehr in dem Glauben an den Boogeyman verliert und ihre mysteriösen Beobachtungen immer intensiver werden. Freilich halten ihr Freund und andere Bekannte aus dem Wohnheim sie für verwirrt – es wird vermutet, dass Sarah den Tod ihrer Mutter noch nicht überwunden hat. Erst gegen Ende des Films drängt der Horror dann endlich in den Vordergrund und steuert auf einen passablen Höhepunkt zu, der zunächst mit einer verwegenen Wendung überrascht, dann aber in einem bemüht-offenen Ende mündet.
Dass „Boogeyman 3“ – wie bereits auch Boogeyman 2 – nicht im Kino anläuft, sondern direkt auf DVD erscheint, ist nur allzu verständlich: Der Horrorfilm um die Kinderschreckgestalt ist einfach viel zu beliebig geraten. Regisseur Gary Jones reiht Klischees des Teenager-Slashers in einer wahllos anmutenden Folge aneinander, die spätestens seit Wes Cravens Scream eigentlich obsolet geworden sein sollte - vor allem was die eintönige Figurenzeichnung betrifft. Nach dem Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip wird einer nach dem anderen vom Schwarzen Mann gemeuchelt, zwischendurch wird die redundante Story vorangetrieben und in regelmäßigen Abständen hopsen leicht bekleidete Studentinnen durchs Bild. In ihrer Freizeit kiffen die Jugendlichen, zocken Videogames oder klettern in den Luftschächten herum, um eine Webcam in der Mädchendusche zu positionieren. Dass der Boogeyman da nicht lange auf sich warten lässt, ist klar.
Auffällig an der Inszenierung sind der hartnäckige, letztlich aber wenig effektive Klangteppich und die mitunter gelungenen und atmosphärischen Bilder von Kameramann Lorenzo Senatore, der sich bereits auf den Sets von Starship Troopers 3, „Lake Placid 2“ und „Wrong Turn 3“ herumgetrieben hat, also auf miese DVD-Fortsetzungen spezialisiert scheint. Zumindest handwerklich sind seine Bilder stimmig und auch wenn Senatore sich vieler Klischees bedient (flackerndes Licht, Perspektiven von der Decke herab), bewahrt seine solide Arbeit den Film dennoch vor dem völligen Totalausfall. Auch die langen Flure und dunklen Ecken des unübersichtlich-verzweigten Wohnheims tragen dazu bei, dass vor allem in der Schlussphase doch noch ein wenig Spannung aufkommt.
Fazit: Gary Jones legt mit „Boogeyman 3“ einen auf jeden Fall verzichtbaren Horror-Schinken vor, der die an sich vielversprechende Legende vom Schwarzen Mann ohne Innovationen recycelt. Einige Schockeffekte mit reichlich Kunstblut und die spärlich gesäten Gruselszenen reichen hinten und vorne nicht aus. Ein vierter Teil wird wohl dennoch nicht ausbleiben - und dieser Gedanke macht einem dann plötzlich doch ein bisschen Angst vor dem Boogeyman.