Mein Konto
    Extreme Movie
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Extreme Movie
    Von Christoph Petersen

    Die Geschichte der Giftschränke ist so alt wie die Geschichte Hollywoods selbst. Passen Filme nicht in das aktuelle politische Klima, sind sie zu brutal oder einfach nur schlecht, dann wandern sie erst einmal in die besagten Dunkelkammern. Immer wieder schaffen es jedoch Filme, nachdem einige Zeit Gras über den anfänglichen Unmut der Entscheidungsträger gewachsen ist, ihrem beengten Schicksal doch noch zu entgehen. In diesem Kinojahr ist dies gleich zwei Produktionen gelungen. Der Epidemie-Thriller Carriers wurde bereits 2006 abgedreht, auf die Leinwand schaffte er es jedoch erst im September 2009, weil Chris Pine dank Star Trek zwischenzeitlich zum Star aufgestiegen war und wohl auch weil die Schweinegrippe regelmäßig Schlagzeilen schrieb. Aber egal, der Film ist gut, die Ausgrabung hat sich gelohnt. Ganz anders liegt der Fall bei „Extreme Movie“ von Andrew Jacobson und Adam Jay Epstein. 2006 gedreht, stand eine Kinoauswertung kurz bevor. Doch die Weinstein Company verzichtete ohne eine einzige Testvorführung, die eigentlich vertraglich vereinbart gewesen war, darauf, den Film in die Kinos zu bringen. Erst als anzügliche Komödien dank der Erfolge von Beim ersten Mal und Superbad wieder an Popularität zulegten, kam der Film in den USA im Februar 2009 Direct-to-DVD heraus. Warum „Extreme Movie“ trotz dieser vielsagenden Vorgeschichte in Deutschland nun einen Kinostart erfährt, verstehe wer will.

    Eine Story im herkömmlichen Sinne ist Fehlanzeige. Stattdessen präsentiert sich „Extreme Movie“ als eine Aneinanderreihung pubertärer Sketche, die rund um den Sexualkundeunterricht an einer amerikanischen Highschool angeordnet sind: Ronny (Hank Harris) steht total auf Abraham Lincoln. Deshalb klebt er seiner Freundin Sue (Beverley Mitchell) beim Sex einen falschen Bart ins Gesicht. Natürlich findet die das gar nicht gut und kratzt die Kurve. Nun kann sich Ronny ganz seinem schwarz-weißen Stummfilmtraum hingeben, in dem ihm Lincoln (Ed Trotta) in den Hintern pimpert – dumm nur, dass der zylindertragende Ex-Präsident viel zu früh kommt. Der korpulente Justin (Andy Milonakis) beginnt eine innige Beziehung mit einer Gummivagina. Doch als er mit dem echten Mädchen Carla (Vanessa Lengies) fremdgeht, endet die Dreiecksbeziehung fatal. Weil seine Freundin Kat (Heather Hogan) ihn einfach nicht ranlassen will, bekommt Evan (Nicholas D’Agosto) Besuch von einer Puppe namens Blue Balls (deutsch: „Blaue Eier“), die ein wenig an das Krümelmonster erinnert und ihm rät, sich möglichst schnell einen runterzuholen, bevor seine Hoden platzen. Als Evan aus dem Bad zurückkommt, ist „Blaue Eier“ gerade dabei, seine Freundin ordentlich durchzunehmen…

    Vom Aufbau erinnert „Extrem Movie“ an Sketchshows wie „MADtv“, nur dass sich die Zoten hier eben ausschließlich auf Teenagersex beziehen und noch tiefer unter die Gürtellinie abzielen. Sex mit Schafen, Sex mit verstorbenen Präsidenten, Sex mit Mädchen im Hitlerkostüm – für Jacobson und Epstein alles kein Problem. Nur lustig sind die anzüglichen Pointen, die zudem meist noch hinlänglich bekannt sind und überwiegend aus der Humor-Mottenkiste stammen, eben leider nur sehr, sehr selten. Allein die kurzen Einschübe, in denen sich Matthew Lillard (Scream, Scooby Doo) direkt an das Publikum wendet und frauenfeindliche Sextipps verteilt, offenbaren ein gewisses satirisches Potential. Nur geht dieses leider regelmäßig unter dem nächsten versemmelten Kalauer gleich wieder verschütt.

    Neben Matthew Lillard konnten Epstein und Jacobsen, die gemeinsam auch schon die Skripte für die schwache American Pie-Verarsche „Nicht noch ein Teenie-Film!“ und die unsägliche Sportfilm-Parodie The Comebacks verfasst haben, unerklärlicherweise noch weitere bekannte Namen für Gastauftritte gewinnen. Zwar lagen die Dreharbeiten zu „Extreme Movie“ noch vor seinem Juno-Ruhm, aber trotzdem war Michael Cera 2006 dank seiner Rolle in „Arrested Development“ beileibe kein unbeschriebenes Blatt mehr. In diesem Fall kommt von seinem ansonsten gern gesehenen Außenseitercharme aber nur wenig rüber, wenn er sich im Internet mit einer Unbekannten zu einer gestellten Vergewaltigung verabredet, dann aber dummerweise über die falsche Frau herfällt. Frankie Muniz aus „Malcolm mittendrin“ muss damit klarkommen, dass seine Freundin, die gerade noch Jungfrau war, plötzlich nicht nur auf Analverkehr steht, sondern auch Sex mit Tieren und Liliputanern nachdrücklich einfordert. Jamie Kennedy (Die Maske 2), der unvergessliche Horrorexperte aus „Scream“ und Scream 2, verschenkt sein komisches Talent unterdessen als bärtiger Schwuler mit einer unhygienischen Vorliebe für sowohl anale Praktiken und Beerenjoghurt.

    Fazit: „Extreme Movie“ ist eine aufgewärmte Nummernrevue, bei deren pubertären Gags wohl allenfalls verklemmte Vorschüler verlegen kichern.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top