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    Zombies
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Zombies
    Von Björn Helbig

    Eine tapfere Mutter muss sich mit ihren zwei Töchtern gegen untote Kinder zur Wehr setzen, die bei einem Minenunglück ums Leben kamen und nun auf Rache sinnen. – J.S. Cardones „Zombies” liefert immerhin einen solide gespielten, streckenweise atmosphärischen und so immer die Minimalanforderungen des Horrorgenres erfüllenden Film ab. Die unplausible, letzten Endes zu wenig Spannung erzeugende Geschichte verhindert leider, dass sich der Film ins Mittelfeld retten kann.

    Vor langer Zeit sind Dutzende von Kindern bei einem Grubenunglück lebendig begraben worden. Aus Profitgier wurde ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Nun sinnen die untoten Seelen auf Rache. 100 Jahre später zieht Karen Tunney (Lori Heuring) mit ihren zwei Töchtern Sarah (Scout Taylor-Compton) und Emma (Chloe Moretz) in ein abgelegenes Haus in den Bergen von Pennsylvania. Was die Familie nicht ahnt: Nicht unweit des Grundstücks befindet sich der Zugang zu der Mine, in der einst die Kinder ums Leben kamen. Und wer ist eigentlich Emmas neue Freundin Mary (Julie Rogers)?

    Der deutsche Titel „Zombies“ ist etwas irreführend. Nicht, dass es nicht um blutgierige, lebende Tote – seien sie diesmal auch etwas kleiner – gehen würde, aber mit den Widergängern aus Romeros Horror-Meisterwerken Die Nacht der lebenden Toten und Zombie - Dawn Of The Dead haben die bleichen Winzlinge in Cardones Film nicht viel zu tun. Hier handelt es sich eher um Rachekreaturen à la „Kinder des Zorns“, welche die Leute aus der Umgebung für das damalige Grubenunglück in die Verantwortung nehmen. Was im Übrigen nicht besonders viel Sinn macht, doch Vergeltung ist den Gesetzen der Plausibilität eben nicht unterworfen. Zumal es in Horrorfilmen auch vorrangig um die Gänsehaut des Zuschauers und nicht um Logik geht. Und atmosphärisch hat der Film sogar ein wenig zu bieten. Nicht nur, dass er sich mit seiner Geschichte Zeit lässt und eher auf die Stimmung wert legt als auf billige Erschreckmomente, ist ihm anzurechnen. Im Verlaufe des Films gibt es einige zweifellos sehenswerte Waldaufnahmen, in denen der Nebel nur so umherwabert und zusammen mit dem Mondlicht für gespenstische Szenen sorgt. Wirklich hübsch!

    Doch ein bisschen Atmosphäre macht noch keinen guten Horrorfilm. Dazu gehört mehr. Und davon lässt sich in „Zombies“ leider nur sehr wenig ausmachen. Eigentlich sollte Horror-Legende Tobe Hooper, der zuletzt zwei Episoden der „Masters Of Horror“-Reihe filmte, die Regie übernehmen. Aber dazu kam es nicht. Anstelle dessen nahm auf dem Regiestuhl platz: J.S. Cardone (8mm 2, „Forsaken“). Schwer zu sagen, ob durch Hoopers Mitwirken mehr aus der Geschichte rauszuholen gewesen wäre. Wenn man ehrlich ist, hat der nämlich seit Jahren keinen hochwertigen Film mehr gedreht. Außerdem erweist sich auch nicht die Inszenierung, sondern das unspektakulär bis langweilige Drehbuch als Stolperstein für „Zombies“. Autor Ben Nedivi, der bisher bei den Kurzfilmen „Grandchildren“ und „Lovesong For Henry Milk“ positiv aufgefallen war, schafft es nicht, Akzente zu setzen. Bei seiner Story ist weder die Grundkonzeption besonders originell noch stimmig, noch finden sich in seiner Geschichte interessante Figuren oder das Horrorgenre bereichernde Ideen. Das soll nicht heißen, dass man es hier mit einer erzähltechnischen Katastrophe zu tun hätte – nur findet sich zu wenig, das hier irgendwie positiv auffallen würde. Einzige Ausnahme: Nedivi geht mal nicht den üblichen Weg und setzt auf eine frauen- (und kinder-) dominierte Figurenkonstellation.

    Und in den engen Drehbuchgrenzen macht das Frauen-Trio Karen, Sarah und Emma tatsächlich einigen Boden gut. Lori Heuring (Die eiskalte Clique, Mulholland Drive) hat schon bei 8mm 2 und „True Blue“ mit dem Regisseur zusammengearbeitet und macht als Mutter des Hauses eine ganz gute Figur. Weder übertrieben schreckhaft noch unglaubwürdig tough führt sie ihre Familie durch den kleinen Albtraum. Die vor allem aus Serien wie „Charmed“, „Gilmore Girls“ bekannte Scout Taylor-Compton (Plötzlich verliebt) spielt solide die von der Situation angenervte ältere Schwester; und auch die kleine aber trotzdem erfahrene Chloe Moretz Big Mamas Haus 2, The Amityville Horror spielt überzeugend. Vor allem die mild gruseligen Szenen, in denen sie ihrer Mutter von ihrer neuen Freundin erzählt, sind ganz gut gelungen. Männer finden sich erst in der zweiten Reihe: Ben Cross (Exorzist: Der Anfang ) als seltsamer Nachbar Hanks, Martin McDougall (Alien Autopsy) als Unsympath Mr. Carlton.

    Der Horrorfaktor des Films ist indes wie seine Antagonisten recht klein geraten. Fast eine Stunde vergeht, bis wirklich mal was passiert und auch dann sollte man nicht zu viel erwarten. Sich vor den kleinen bösen, letztlich aber doch nur bleich geschminkten Laiendarstellern zu fürchten, wird nicht jedem gelingen. Es fließt zwar reichlich Blut, doch entweder wird das Geschehen von der Nacht verschluckt oder die Kamera hält scheu weg. Obwohl der Film keine Jugendfreigabe bekommen hat, ist er für Gorehounds sicherlich nichts. Mit „Zombies“ bekommt der Zuschauer einen immerhin annehmbar inszenierten, bodenständig gespielten Gruselfilm mit Horrorelementen, dem aber leider seine schwache Geschichte im Wege steht und der es nicht schafft, durchgängig Spannung aufzubauen. „Zombies“ ist somit nichts, was im Gedächtnis bleibt. Fans des Genres oder solche die es werden wollen, können aber durchaus mal einen Blick riskieren.

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