Der Tod hat immer auch etwas Komisches. Das wusste bereits Altmeister Alfred Hitchcock. Und auch der irische TV-Regisseur Ian Fitzgibbon weiß, wie man aus tragisch-tödlichen Unfällen eine schwarzhumorige Komödie zaubert. Seine Low-Budget-Produktion „A Film With Me In It“ steht ganz in der Tradition von Danny Boyles „Kleine Morde unter Freunden“ oder dessen weiblichem Pendant „Serial Lover“ aus Frankreich. Deren Tempo und erfrischende Originalität erreicht er aber nicht. Dank der perfekten Besetzung entfaltet „A Film With Me In It” dafür den Charme einer typisch-britischen Working-Class-Komödie. Die authentische Atmosphäre vermittelt vor allem Hauptdarsteller Mark Doherty, der sich seine Loser-Rolle als Drehbuchautor des Films quasi selbst auf den dürren Leib schrieb. Das absolute Scheitern all seiner Aufräumbemühungen hat etwas derart Rührendes, dass man bereit ist, selbst die aller krudesten Wendungen einfach hinzunehmen.
Schauspieler Mark (Mark Doherty) hat es wirklich nicht leicht. Beim Vorstellungsgespräch versagt er regelmäßig, der Vermieter pflaumt ihn wegen Zahlungsrückständen an und die Freundin will schon längst nicht mehr mit ihm in einem Zimmer schlafen. Glücklicherweise hat Mark noch zwei treue Kumpels, die ihn auch in den schlimmsten Stunden treu zur Seite stehen: Zum einen ist da sein irischer Wolfshund und zum anderen sein Nachbar Pierce (Dylan Moran), ein versoffener, völlig verplanter Drehbuchautor, der gerade an einem neuen Skript – eine Mischung aus Fargo und Hundstage – arbeitet. Als ob die Zeiten nicht schon deprimierend und hoffnungslos genug wären, werden sie für Mark noch düsterer. Denn durch eine kuriose Kette von Zufällen sterben in seiner kleinen, schmuddeligen Dubliner Kellerwohnung bei Unfällen nacheinander sein Hund, sein behinderter Bruder, sein Vermieter und auch noch seine Freundin. In diesem wahnwitzigen Ereignisstrudel erlebt Mark beim Beseitigen der Spuren einen unerwarteten Energie- und Kreativitätsschub. Doch da klingelt an der Tür plötzlich eine Polizistin (Aisling O‘Sullivan), die sich nicht so leicht abschütteln lässt.
„A Film With Me In It“ lebt davon, dass Drehbuchschreiber Pierces versponnene Filmwelten vom Alltagschaos nicht nur eingeholt, sondern sogar noch überholt werden. Nach einem etwas müden Einstieg, in dem das Milieu von Mark kurz skizziert wird – samt einem witzigen Vorstellungsgespräch bei einem giftigen Regisseur (Neil Jordan, Interview mit einem Vampir) – serviert Regisseur Ian Fitzgibbon die tragischen Tode in aller Genüsslichkeit. Und wenn man glaubt, jetzt muss das Sterben im Dominoprinzip doch endlich ein Ende haben, findet Fitzgibbon immer noch einen Dreh, um das mörderische Filmrad am Laufen zu halten. Dieses Konzept geht allerdings auf Kosten der Glaubwürdigkeit, bis allein das überzeugende Spiel der beiden Hauptdarsteller die Komödie vor deren Verlust bewahrt. Gerade Doherty, wenn er mal nicht zitternd zur Zigarette greift oder hilflos durch die Wohnung irrt, bringt die Trägheit, Verlorenheit und Hoffnungslosigkeit seiner Figur genauestens auf den Punkt. Einen guten Gegenpart gibt Moran ab. Der bekannte Komödien-Nebendarsteller (Shaun Of The Dead, Run, Fatboy, Run) glänzt als dauerquasselnder, aber völlig unfähiger Partner in Crime. Wie das Duo versucht, die Polizistin von ihrer Unschuld zu überzeugen, gehört dann auch zu den Highlights von „A Film With Me In It.“ Überhaupt schafft es Fitzgibbon immer dann, wenn der Komödie gerade die Luft auszugehen droht, mit einer neuen Wendung den Aberwitz weiter zu potenzieren.
Formal ist dem Film sein geringes Budget anzusehen. Er spielt fast wie ein Kammerspiel zur Gänze in Marks schäbiger Wohnung und wartet mit einer DV-Kamera-Ästhetik auf, die aber zum Sujet passt. Hier glänzt kein Einrichtungsgegenstand, hier ist der Himmel nicht strahlend blau und in der Einfahrt stehen lediglich Durchschnittkarossen. Die Welt von Mark und Pierce ist so dröge, dass die Vorzeige-Loser in manchen Momenten für die Todesfälle fast eine gewisse Dankbarkeit zu empfinden scheinen, bis die beiden schließlich gar eine echte kriminelle Energie entwickeln. Leider versinkt der manchmal etwas lethargisch und gewollt skurril wirkende Film gegen Ende doch arg im Chaos und wiederholt die simple, aber effektive Plotidee ein wenig zu oft. So bleibt ein netter, typisch britischer Komödienspaß, der ganz zum Schluss noch einen überaus amüsanten Cameo-Auftritt aus dem Hut zaubert.
Fazit: Wer auf trockenen Humor mit einer Prise Milieustudie steht, wird mit „A Film With Me In It“ gut bedient. Gänzlich neue Ideen präsentiert der Low-Budget-Film von Ian Fitzgibbon jedoch nicht. Doch die wahrhaftig wirkenden, charmanten Loser-Typen entschädigen für den einen oder anderen kurzen Durchhänger in der Handlung.