Romantische Komödien laufen stets nach demselben Schema ab. Das ist nun mal so, und das ist auch gar nicht schlimm. Eine gute Liebeskomödie macht eben weniger eine ausgefeilte Handlung oder eine überraschende Dramaturgie, als vielmehr Charme und Witz aus. Um sich in den heutigen Zeiten aus der Masse an Filmen abzusetzen, reichen diese Qualitäten allein aber nicht mehr aus. Stattdessen benötigt man einen ausgefallenen Aufhänger, um das Produkt in den 120 Sekunden des Trailers an den Mann zu bringen. Da werden dann abgelaufene Aufenthaltsgenehmigungen (Selbst ist die Braut), richterliche Verfügungen (Love Vegas) oder computerhackende Feuerwehrmänner (Zufällig verheiratet) aufgefahren, um das altbekannte Schema möglichst frisch zu verpacken. Auch das wäre an sich in Ordnung, wenn die vertrackten Einstiege nicht zunehmend die eigentlichen Filme in den Hintergrund drängen würden. An dieser Problematik krankt nun auch Anand Tuckers „Verlobung auf Umwegen“, der zwar zwei charismatische Hauptdarsteller aufbietet, aber an seinem viel zu konstruierten, komplett ohne neue Ideen auskommenden Skript scheitert.
Anna (Amy Adams) hat ihr Leben fest im Griff. Jede Kleinigkeit hat die penible Innendekorateurin bereits im Voraus komplett durchgeplant. Als nächster großer Schritt steht für sie die Heirat mit ihrem langjährigen Freund Jeremy (Adam Scott) auf dem Programm. Doch der kommt mit seinem Antrag einfach nicht aus den Puschen. Als Arzt Scott zu einer Konferenz nach Irland fliegt, reist sie ihm kurzerhand hinterher, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Nach einem alten irischen Brauch ist es Frauen alle vier Jahre, nämlich am 29. Februar, gestattet, ihrem Mann selbst einen Antrag zu machen. Doch das Wetter macht der verwöhnten Bostonerin einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Statt in Dublin landet sie in einem Kaff am anderen Ende des Landes. Um Jeremy noch rechtzeitig am Schalttag zu erreichen, ist sie auf die Hilfe des attraktiven, aber auch reichlich schroffen Pub-Besitzers Declan (Matthew Goode) angewiesen. Doch der gänzlich ungeplante, sich immer mehr in die Länge ziehende Road Trip weckt in Anna ungeahnte Gefühle…
In Frank Capras Komödien-Klassiker „Es geschah in einer Nacht“ haben sich Clarke Gable und Claudette Colbert 1935 bei einer schlichten Busfahrt kennen und lieben gelernt. Bei dem sehr ähnlich aufgebauten „Verlobung auf Umwegen“ bedarf es nun 75 Jahre später bereits eines alten irischen Brauchs und eines Unwetters, um zwei Menschen an einem so unwahrscheinlichen Ort wie der irischen Walachei zusammenzuführen. Dass das Schalttag-Ritual dabei eigentlich gar keine Rolle spielt, Annas Flug auch bei einer simplen Geschäftsreise hätte umgeleitet werden können, ist an sich egal. Das Problem ist vielmehr, dass sich das Autorenduo Deborah Kaplan und Harry Elfont (Surviving Christmans, Verliebt in die Braut) voll auf ihren eigentlich überflüssigen Datums-Kniff verlässt und ansonsten nur wenige bis gar keine neuen Ideen auffährt. Die üblichen Slapstick-Einlagen und Nationen-Klischees (alle Iren sind abergläubische Saufköppe, die am Tag kaum mehr als drei Worte sprechen) werden mehr schlecht als recht abgehakt, aber das war es dann auch schon.
Zumindest taugen die Darsteller etwas. Hollywoods Vorzeige-Stupsnäschen Amy Adams (oscarnominiert für Junebug und Glaubensfrage) gibt den naiven Kontrollfreak mit genügend Charme, um die Klischeeamerikanerin Anna (stapft auf Stöckelschuhen durch die versumpfte Landschaft) nicht vollständig zur Karikatur verkommen zu lassen. Watchmen-Star Matthew Goode (Match Point, Wiedersehen mit Brideshead) koppelt die raubeinige Ausstrahlung eines irischen Bauern mit dem Aussehen eines New Yorker Unterwäschemodels. Es darf zwar bezweifelt werden, ob sich diese Kombination im irischen Hinterland tatsächlich antreffen lässt, allerdings sollte zumindest das weibliche Publikum so voll auf seine Kosten kommen. Leider stellt sich gegen Ende immer mehr das Gefühl ein, dass Anna anstatt zu Declan hin- vielmehr von ihrem konsequent als Arschloch inszenierten Freund Jeremy (hier macht es sich der Film doch arg einfach) wegrennt. Eine Art Notnagel eben, um einer schrecklich-gefühlskalten Zukunft in Boston zu entgehen. Nicht sonderlich romantisch!
Fazit: Schöne Landschaften, sympathische Darsteller, schlechtes Drehbuch – „Verlobung auf Umwegen“ ist eine typische Malen-nach-Zahlen-Komödie, die sich nach dem Kinostart schnell und ohne bleibenden Eindruck ins Niemandsland des Genres verabschieden wird.