„Am Morgen ein Joint und der Tag ist dein Freund" – Nach diesem Motto leben Hippies seit ewigen Zeiten und auch im Kino blickt das grüne Kulturkraut schon auf eine lange Karriere zurück. Seit „Reefer Madness - Kiffen macht crazy" versuchte die Anti-Cannabis-Lobby immer wieder Marihuana zu verteufeln, doch so recht will es einfach nicht gelingen. Die Fürsprecher hatten immer die besseren Argumente, sprich die amüsanteren Filme: Man denke nur an Dennis Hopper und Peter Fonda als lässige „Easy Rider", „Cheech und Chong" in diversen Auftritten oder Moritz Bleibtreu und Lukas Gregorowicz in „Lammbock". Mit charmanten Kiffer-Klamotten wie „Ananas Express" oder den „Harold und Kumar"-Filmen steht das THC-Kino auch dieser Tage wieder high im Kurs. Mit seinem ulkig-albernen Langfilmdebüt „High School" legt John Stahlberg nun eine weitere Komödie vor, die in den Cannabis-Kanon aufgenommen werden sollte, auch wenn hier nicht jeder Stoner-Gag ins Schwarze trifft.
Tagein tagaus kämpft sich der etwas biedere Henry (Matt Bush) durch den Schulalltag und büffelt was das Zeug hält, während das Leben mehr oder weniger an ihm vorbeizieht. Er gehört weder zu den Coolen, noch zu den Schönen und sogar die total verpeilten Kiffer wie Travis (Sean Marquette) schauen auf den etwas blässlichen Streber herab. In einem unbeobachteten Moment zieht er aus Langeweile das erste Mal an einem Joint und prompt bricht die Hölle über ihn herein. Nämlich ausgerechnet am nächsten Tag lässt der verkniffene und zur Despotie neigende Rektor (Michael Chiklis) einen schulweiten Drogentest vornehmen. Um nun nicht als Junkie abgestempelt zu werden, fasst er zusammen mit Travis einen tollkühnen Plan: Mithilfe eines von der örtlichen Dealer-Legende Psycho Ed (Adrien Brody) entwendeten Super-Gras-Pulvers wollen sie am Tag des großen Drogentests der gesamten Schülerschaft Rauschmittel verabreichen. Nach dem Raub des Stoffes machen sie sich daran, die Substanz übers Backwerk der Schulcafeteria in Umlauf bringen. Bald bricht das Chaos aus, doch der Rektor beginnt, den Braten zu riechen, und auch Ed ist wenig erbaut über den Missbrauch seiner Wundersubstanz.
Wie bei Judd Apatows Schul-Komödien („Superbad") oder seinen Serien „American Campus" und „Voll daneben, voll im Leben" sind es auch hier nicht die Sportskanonen, die Schönen oder die Klugen, denen die Sympathien der Macher und des Publikums gehören, sondern die Außenseiter. Henry und Travis wollen nicht nach den Sternen greifen, sondern einfach irgendwie durchkommen. Das macht sie natürlich sympathischer als die Sunnyboys und Prom-Queens, die dem Publikum viel zu oft als Identifikationsfiguren von Teenie-Klamotten vorgesetzt werden. Matt Bush („Piranha 2") und Sean Marquette („30 über Nacht") machen zudem das Beste aus ihren nicht allzu originellen Figuren und beweisen vor allem ausreichendes komödiantisches Timing.
Die wirklich coolen Auftritte bekommen allerdings ihre älteren Kollegen spendiert. Da wäre zum einen Michael Chiklis („Fantastic Four") in der Rolle des verkniffenen Rektors, ohne den keine High-School-Komödie auskommt. Der „The Shield"-Star spielt dabei nicht nur einen tollpatschigen Depp wie etwa Jeffrey Jones in „Ferris macht blau" sondern seine Figur entpuppt sich als ein getriebener, mit kleinen Perversionen aufwartender Irrer. Als Hardliner-Rektor stiehlt Chiklis – ausnahmsweise nicht mit Glatze, sondern mit bizarrem Toupet ausstaffiert – den jungen Hauptdarstellern so gut wie jede Szene. Doch das ist noch gar nichts gegen Adrien Brody („Der Pianist", „King Kong"), der nicht nur in Sachen schlechter Haarpracht noch eins draufsetzt. Mit sehr merkwürdigen Dreadlooks, irrem Blick und einer ausgeprägten Kiffer-Paranoia agiert er völlig ungehemmt – das erinnert in den besten Momenten sogar an die wilden Overacting-Einlagen eines Nicolas Cage („Ghost Rider", „Drive Angry"). Brody und Chiklis sind so zwar die Höhepunkte des Films, trotzdem funktioniert auch das Gesamtgefüge. Denn die beiden erfahrenen Schauspieler wissen, dass sie zwar die schillerndsten Figuren spielen, aber dennoch nur am Rande der Geschichte dienen. Im richtigen Moment nehmen sie sich daher vornehm zurück und reißen gerade nicht den ganzen Film an sich.
Doch nicht nur die Darsteller überzeugen, auch Regisseur John Stahlberg findet von Anfang an eine gute Mischung aus Stoner-Humor, Adoleszenzgags, den üblichen High-School-Klischees und Einlagen, die zwar unterhalb der Gürtellinie anzusiedeln sind, aber nie gehässig oder obszön werden. Nachdem er sich ein zügig erzähltes erstes Drittel Zeit nimmt, um den Schauplatz Schule und den Plan der Massenumneblung zu etablieren, bläst er zum Vollangriff auf die Lachmuskeln. Und wenn plötzlich sowohl die gesamte Schülerschaft als auch der Lehrkörper mit seligem Stoner-Lächeln ihren Brainstormings und Fressflashs nachgeben, ist allein schon die Idee die halbe Miete. Sicher, es zündet bei weitem nicht jeder Witz, aber in den allerbesten Momenten hat „High School" eine ähnliche berauschende Wirkung wie Psycho Eds Super-Gras-Pulver.
Fazit: Auch wenn mit „High School" weder das Rad der Kiffer- noch der Schul-Komödie neu erfunden wird, punktet Regisseur John Stahlberg bei seinem Debüt mit Charme, Witz und einer guten Besetzung.