Pinguine, diese immer etwas tapsig wirkenden und gerade deswegen so niedlichen Polarbewohner, sind längst nicht mehr nur die heimlichen Stars des Kinderfernsehens und -kinos. So erfolgreiche Filme wie die Dokumentation Die Reise der Pinguine und das Animationsmeisterwerk Happy Feet haben sie zu den Mega-Stars des weltweiten Family Entertainment gemacht. Aber ihr Siegeszug hat zumindest im deutschen Fernsehen schon viel früher begonnen. Die beiden Animationsserien „Pingu“ und „Jasper, der Pinguin“ haben quasi den Boden bereitet. Insofern ist es nur konsequent, dass der kleine, aber ziemlich vorwitzige Jasper, dessen fünfminütige Abenteuer im Rahmen der „Sendung mit der Maus“ ausgestrahlt und auch erfolgreich auf DVD veröffentlicht wurden, nun den Sprung auf die große Leinwand wagt. Wie die kurzen TV-Episoden ist auch Eckart Fingbergs Animationsfilm „Jasper und das Limonadenkomplott“ ganz auf die kleinsten Zuschauer ausgerichtet. Mit seiner doch sehr episodenhaften Story kann Fingbergs Debüt allerdings nicht ganz mit vergleichbaren Produktionen wie Mullewapp oder Der Mondbär mithalten.
Der kleine Pinguin Jasper hat Fernweh. Er ist ganz fest davon überzeugt, dass die Erwachsenen Unrecht haben und die Welt nicht hinter den Eisbergen endet, die ihre Heimat umgeben. Doch davon wollen weder seine Eltern noch sein Lehrer etwas wissen. Als dann ein Kakapo, ein extrem bunter Vogel, der nicht fliegen kann, auf einer Eisscholle an Jasper vorbei treibt, gibt es kein Halten mehr. Verfolgt von seinem kleinen Bruder Junior macht sich der Pinguin auf den Weg, um dem Geheimnis dieses seltsamen Vogels auf die Spur zu kommen. Zu dritt landen sie schließlich auf einem Kreuzfahrtschiff, unter dessen Passagieren sich auch ein sinistrer Limonadenhersteller befindet. Dieser Dr. Block hatte zuvor die letzten drei Kakapo-Eier in seinen Besitz gebracht und den Vogel über Bord geworfen. Nun liegt es an Jasper, Junior und dem großmäuligen, aber in Wirklichkeit ziemlich furchtsamen Kakapo, den größenwahnsinnigen Unternehmer aufzuhalten und die Eier zu retten. Unterstützung finden sie dabei in Gestalt der kleinen Emma, der Tochter des Schiffskapitäns, die sich über jede Abwechslung freut…
Eckart Fingberg und seine beiden Co-Drehbuchautoren Michael Mädel und John Chambers bewegen sich mit diesem ersten Kinoabenteuer des kleinen Pinguins weitgehend auf erprobtem Terrain. Allen, die schon einmal Die Reise der Pinguine, Happy Feet oder auch „Der kleine Eisbär“ gesehen haben, dürfte hier einiges bekannt vorkommen. Und das sind nur die offensichtlichsten Quellen, von denen sich Fingberg hat inspirieren lassen. Neben diesen sicher vielen jüngeren Kinobesuchern durchaus vertrauten Vorbildern zitiert er aber auch noch zahlreiche Klassiker der Filmgeschichte wie Rocky, Brian De Palmas Mission: Impossible, Fritz Langs „Dr. Mabuse“-Filme und die frühen „James Bond“-Abenteuer. An diesen Zitaten werden natürlich vor allem die Erwachsenen, die ihre Kleinen begleiten, Spaß haben. Aber ist es Fingberg tatsächlich gelungen, all diese Verweise so geschickt in die Geschichte um das finstere „Limonadenkomplott“ des Erzschurken Dr. Block einzubinden, dass sie komplett in ihr aufgehen?
Wie nahezu alle deutschen Animationsfilme der vergangenen Jahre versucht auch „Jasper und das Limonadenkomplott“ stilistisch erst gar nicht, mit den aufwendigen amerikanischen Produktionen von Pixar oder Dreamworks zu konkurrieren. Wie die Macher von Prinzessin Lillifee oder die der beiden Felix-Filme setzt auch Fingberg eher auf einen flächigeren Look. Er bedient sich zwar modernster CGI-Techniken, doch längst nicht so ausgiebig wie seine amerikanischen Kollegen. Seine extrem farbenfrohen Animationen wirken dadurch auf eine sehr angenehme Weise klassisch und dürften mit ihrer Bilderbuch-Ästhetik auch die kleinsten Kinogänger ansprechen.
Dieser Zielgruppe ist wohl auch der eher episodische Charakter der Erzählung geschuldet. Fingberg und seine Co-Autoren spannen zwar einen großen Erzählbogen, der schließlich in einem fast schon surrealen Höhepunkt gipfelt, aber der setzt sich aus einer Reihe kleinerer Sequenzen zusammen, die alle nach der gleichen Spannungsdramaturgie aufgebaut sind. So kommt „Jasper“ vor allem der kürzeren Aufmerksamkeitsspanne kleinerer Kinder entgegen. Bei etwas älteren Zuschauern kann diese stark an die Fernsehserie erinnernde Dramaturgie allerdings auch ein wenig Ungeduld erzeugen. Die dürfte allerdings spätestens im aberwitzigen Finale, das es wahrhaft mit jedem „James Bond“-Film der 60er und 70er Jahre aufnehmen kann, wieder verflogen sein.