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    Gutterballs
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Gutterballs
    Von Anna Lisa Senftleben

    Eigentlich haben wir es doch schon immer gewusst: Bowling ist lebensgefährlich! Nicht nur, dass man sich in einem unachtsamen Augenblick mit einer bis zu sieben Kilo schweren Kugel den Fuß zertrümmern kann, nein, auch könnte man jederzeit Opfer eines irren Killers werden, der auf den Bowlingbahnen sein Unwesen treibt und wahllos alle abschlachtet, die ihm im Wege stehen. Sowohl ersteres als auch letzteres spielt eine entscheidende Rolle in Ryan Nicholsons Splatter-Komödie „Gutterballs“, die in Deutschland von Cultmovies direkt auf DVD vertrieben wird. Schauplatz des blutigen Gemetzels ist von der ersten bis zur letzten Einstellung eine Bowlingbahn, die für zwei rivalisierende Jugendcliquen als zweites Zuhause fungiert. Was kann es schließlich Schöneres geben als eine flotte Partie Bowling mit ein paar sexy Sahneschnecken und eisgekühltem Bier? Eigentlich nichts, es sei denn, ein psychopathischer Meuchler macht dem Partyvolk einen gehörigen Strich durch die Rechnung!

    Die ausgeflippte Clique rund um Sweetheart Lisa (Candice Lewald) vertreibt sich ihre Zeit auf der örtlichen Bowlingbahn, wo sich die Kids allerdings auch nach allen Regeln der Kunst vom pöbelnden Steve (fies: Alastair Gamble) und seinen Schergen schikanieren lassen müssen. Solange die Freunde zusammen bleiben, können sie sich erfolgreich gegen die Machosprüche der unsympathischen Rohlinge zur Wehr setzen, doch dann stellt Lisa fest, dass sie ihr Portemonnaie vergessen hat und kehrt allein in die dunkle Bowlinghalle zurück. Ganz klar, dass die Minirock-in-Gürtelgröße-und-keinen-Slip-Tragende dort auf Steve und Konsorten trifft. Es folgt eine etwa zehnminütige Vergewaltigungsszene, in der Lisa nicht nur von drei Typen brutal missbraucht, sondern anschließend auch noch mit einer Bowlingkugel penetriert wird. Dieser Vorfall ist zugleich der Beginn des blutigen Abschlacht-Marathons eines vorerst unsichtbaren Killers, der sich selbst BBK nennt und für jedes seiner Opfer einen Totenkopf auf der Anzeigetafel erscheinen lässt. Doch wer ist der ominöse Schlächter? Rächt er die geschundene Lisa? Und vor allem: Wer wird der nächste auf seiner Liste sein?

    Unter gar keinen Umständen sollten sich unerfahrene Splatter-Zuschauer diesen Streifen ansehen! Hier wird geschlachtet, vergewaltigt, gefoltert und geflucht, was das Zelluloid hergibt! Der Killer bringt seine Opfer selbst während des Sexualaktes um und nutzt vornehmlich Bowlingkegel, um ihnen den Garaus zu machen. Der aufmerksame Zuschauer wird von Beginn an den Verdacht nicht los, die stille Lisa selbst könnte der Mörder sein. Doch am Ende kommt meistens alles anders, als man denkt - besonders bei einem Horrorfilm. Doch zunächst einmal zurück zum Fluchen: Der Gebrauch des Wortes „Fuck“ nimmt im ersten Drittel des Films leider etwas zu sehr Überhand, aber damit muss man leben, wenn man in die Splatterregionen des Films vorstoßen will. Getrost hätte auch auf gut ein Viertel der Dialogszenen verzichten können, andererseits wären dann einfach nicht genug potenzielle Opfer vorhanden, um die 90 Minuten mit knalligen Tötungsszenarien zu füllen. Dennoch sehenswert macht „Gutterballs“, dass er im Rahmen der Bowling-Rampage alle bekannten Klischees des Slasher-Genres gelungen auf die Schippe nimmt. Die Mädels - allesamt in sexy Montur - sind die hilflosen Opfer, die als Sexobjekte herhalten müssen. Die Jungs - allen voran der grobschlächtige Steve - bekämpfen sich gegenseitig und machen einen auf dicke Hose, können dem Killer schlussendlich aber trotzdem nicht das Wasser reichen.

    Besonders erwähnenswert sind – gerade im Rahmen der brutalen Tötungsszenen im zweiten Teil des Films - die handgemachten Spezialeffekte und der geniale Soundtrack, der das 80er-Jahre-Feeling großartig umsetzt. Hinzu kommen noch die coolen Cindy-Lauper-Gedächtnis-Kostüme, die Dawn Grey kreierte. Übrigens ist Ryan Nicholson selbst ein bekannter Make-up-Artist, der 2002 sogar den Gemini Award für Bestes Make-up („Andromeda“) gewann. Kein Wunder also, dass er in seinem fünften Film besonders auf die detailgetreue Darstellung von abgeschlagenen Köpfen, Penissen und sonstigen Gliedmaßen geachtet hat.

    Ein wenig gehen einem die langgezogenen, sexistischen Dialoge und das Spiel einiger Darsteller, etwa das Dauergrinsen des dämlichen AJ (Nathan Dashwood), das ihm zum Glück aber vom Killer mit Hilfe einer Wachsmaschine ausgetrieben wird, schon auf die Nerven. Dennoch kann sich „Gutterballs“ durchaus in die Riege der eher besseren Slasher-Streifen einreihen. Nicholson schreckt neben zahlreichen Genre-Zitaten auch vor Verweisen auf Klassiker der Filmgeschichte nicht zurück: So erinnert die drastische Gang-Bang-Vergewaltigungsszene nicht nur an die einschlägigen Rape-Revenge-Movies wie „I Spit On Your Grave“, sondern auch an jene aus „Angeklagt“, die Jodie Foster 1989 ihren ersten Oscar als Beste Darstellerin einbrachte. Ein winziges Detail sei noch erwähnt: Das Plakat des Films ist eine Anspielung auf den 80er-Jahre-Slasher-Hit „Maniac“, der unter der Regie von William Lustig zu einem der am kontroversesten diskutierten Horrorstreifen der vergangenen dreißig Jahre avancierte. Damals hieß es noch: „I warned you not to go out tonight!“, was Nicholson kurzerhand zu folgendem Slogan umformulierte: „I warned you not to bowl tonight!”

    Fazit: Ryan Nicholson ist eine selbstironische Hommage an die guten alten Splatterfilme und Slasherstreifen der 80er Jahre gelungen. Dank der Würze mit einem genialen Soundtrack und einigen herrlich blutigen Szenen könnte es „Gutterballs“ in den nächsten Jahren vielleicht sogar selbst zu einem gewissen Kultstatus bringen.

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