Jason Vorhees ist zurück. Wirklich von der Bildfläche verschwunden war der unermüdliche Killer mit der Eishockeymaske ja nie, er musste schließlich sein Unwesen im Weltall treiben („Jason X“) und auch gegen den Berufskollegen Freddy Krueger (Freddy Vs. Jason) zu Felde ziehen. Nun bekommt er sein eigenes Remake, doch im Grunde trifft es dieser Begriff nicht wirklich. Bekanntermaßen war es nicht Jason, der im ersten Freitag der 13. sein Unwesen rund um den Crystal Lake trieb, sondern seine Mutter Pamela, die den vermeintlichen Tod ihres Sohnes rächen wollte und im berühmten Finale des Films buchstäblich ihren Kopf verlor. Der Sohnemann, wider Erwarten doch noch unter den Lebenden, übernahm im zweiten Teil der Reihe den Staffelstab und mordete sich durch insgesamt neun reguläre Sequels. Regisseur Marcus Nispel (Texas Chainsaw Massacre, Pathfinder) beginnt seine Version mit einer Neuauflage der Enthauptung von Pamela Vorhees im Jahre 1980, um dann knapp drei Jahrzehnte weiter zu springen und Jasons Taten zu schildern. Dabei werden Anleihen bei den ersten beiden Fortsetzungen verwendet und beispielsweise gezeigt, wie Jason seine legendäre Maske erhält. Nispels „Freitag der 13.“ ist also genau genommen ein Hybrid aus Remake und Neustart in der Art von Batman Begins oder Casino Royale. Der eigentliche Plot ist ebenso belanglos wie überraschungsarm: Ganz nach gewohnter Slasher-Manier werden zwar gut aussehende, aber weitgehend untalentierte Jungschauspieler der Reihe nach hingemordet. Freunde des Genres kommen durchaus auf ihre Kosten, negativ fällt allerdings die Vulgarität des Drehbuchs auf.
Whitney (Amanda Righetti), Mike (Nick Mennell), Wade (Jonathan Sadowski), Richie (Ben Feldman) und Amanda (America Olivo) machen sich zum Crystal Lake auf, um dem Alltagstrott zu entkommen und einfach Spaß zu haben. Richie und Wade haben allerdings, ohne ihre Freunde davon zu unterrichten, noch andere Pläne. Wie es heißt, wachsen in der Nähe des Sees unglaubliche Mengen qualitativ hochwertigen Marihuanas. Dabei lassen sich die beiden Dealer in spe auch nicht durch diverse gruselige Gerüchte um Morde in dem Gebiet abschrecken. Es kommt, wie es kommen muss. Serienkiller Jason Vorhees (Derek Mears) bemerkt die Eindringlinge schon bald und schreitet zur blutigen Tat. Sechs Monate später macht sich Whitneys Bruder Clay (Jared Padalecki, House of Wax, Cry Wolf) verzweifelt auf die Suche nach seiner Schwester. Von der gesamten Gruppe findet sich keine Spur und die Polizei scheint sich keine wirkliche Mühe mehr zu geben, die Ereignisse aufzuklären. Clays Wege kreuzen sich kurz nach seiner Ankunft mit einer weiteren unvorsichtigen Reisegruppe. Trent (Travis Van Winkle), Jenna (Danielle Panabaker, Mr.Brooks), Nolan (Ryan Hansen), Chelsea (Willa Ford), (Julianna Guill), Lawrence (Arlen Escarpta) und Chewie (Aaron Yoo) gedenken, wie sollte es anders auch sein, ein Wochenende voller Sex, Drogen und Alkohol in einem luxuriösen Haus am See zu verbringen, das Trents Vater gehört…
Prinzipiell ist nichts dagegen einzuwenden, wenn eine bekannte Filmreihe auf Anfang zurückgesetzt und gewissermaßen neu erfunden wird. Die mit Sorgfalt und Liebe zum Detail vorgenommenen Neustarts von Batman und James Bond haben gezeigt, dass dies sehr belebend sein kann. Die Entscheidung, eine der bekanntesten Szenen des gesamten Franchise neu zu drehen, erweist sich bei „Freitag der 13.“ demgegenüber als keine besonders gelungene Idee. Mit der Hintergrundgeschichte nicht vertraute Zuschauer werden die mit notdürftigen Erklärungen von Pamela Vorhees versehene Sequenz vermutlich eher verwirrend als erhellend finden. Es wäre besser gewesen, sich etwas mehr Zeit für die Umstände von Jasons Genese zum wahnsinnigen Killer zu nehmen. Rob Zombie tendierte in seinem Halloween-Remake mit ähnlich unbefriedigendem Resultat zum anderen Extrem und raubte seinem Protagonisten jegliches Geheimnis, indem er seine Kindheit im Detail schilderte. Immerhin gibt es bei Nispel ein Wiedersehen mit Nana Visitor, die Trekkies noch bestens als Kira Nerys in „Star Trek: Deep Space Nine“ bekannt ist, in der Rolle von Jasons Mutter. An den Prolog schließt sich der Teil des Films an, der im Grunde eine Art „Freitag der 13.“ im konzentrierten Mini-Format ist. In ungefähr zwanzig Minuten wird das typische Handlungsschema der Reihe gekonnt durchgespielt. Erst dann erscheint die Titeleinblendung und die eigentliche Handlung beginnt.
„Freitag der 13.“ zeichnet sich auch in der Neuauflage nicht durch subtile Spannungsdramaturgie aus. Meistens springt Jason, unterstützt von markerschütternden Soundeffekten, einfach ins Bild, malträtiert sein Opfer und verschwindet wieder im Dunkeln.
Marcus Nispel setzt kaum eigene Akzente und abgesehen von der Szene, in der Jason die Eishockey-Maske findet, und einer eindrucksvollen Einstellung, in der wir ihn aus der Froschperspektive anblicken, während er mit der Machete in der Hand auf einem Dach steht, fehlen erinnerungswürdige Momente, in denen mit der Ikonographie der Figur gespielt wird, die ja selbst Menschen vertraut ist, die nie einen Teil der Filmreihe angeschaut haben.
Nispel lässt seine Herkunft als Musikvideo-Regisseur wieder deutlich erkennen, hält sich für seine Verhältnisse jedoch zurück. Sein Kameramann Daniel Pearl sorgt für effektvolle Aufnahmen, nur bei den kurzen, wackeligen Handkameraeinsätzen ist er gelegentlich zu nah am Geschehen, wodurch insbesondere bei raschen Bewegungen schwer auszumachen ist, was eigentlich geschieht. Allzu oft ist dies allerdings nicht der Fall, zudem bleibt die gefürchtete Montagetechnik von Produzent Michael Bay (Bad Boys, The Rock, Transformers), der einmal treffend als „böser Bube des schnellen Schnitts“ bezeichnet wurde, glücklicherweise aus.
Solides Schauspiel war nie ein Merkmal der Reihe und so überrascht es keinesfalls, dass die Darsteller auch diesmal auf unterstem Niveau agieren, einzig Amanda Righetti (Vorbilder?!, „serie,15“) schlägt sich recht wacker. Augenscheinlich wurde hier ausschließlich Wert auf Aussehen gelegt, was bisweilen für unfreiwillige Komik sorgt. Postmoderne Ironie à la Scream ist hier nicht zu finden. Die Darsteller der Opfer Jasons scheinen gerade erst den kalifornischen Wellen entstiegen zu sein. Die Männer sind durchtrainiert und braungebrannt, ihre Gespielinnen scheinen sämtlich den Tagträumen Pubertierender entsprungen. So viel Silikon war selten in einem einzigen Film zu sehen, da überrascht es nicht, dass America Olivo (Bitch Slap) sich erst kürzlich für den Playboy ablichten ließ. Zu kritisieren, dass fast sämtliche Charaktere blass und unsympathisch sind, wäre sicherlich verfehlt, hat es sich doch längst etabliert, dass das Publikum auf der Seite Jasons steht und möglichst spektakulären Morden entgegenfiebert. In der hier vorliegenden Hochglanz-Version ist das Geschehen dermaßen fern jeglicher Realität, dass kein normaler, medienerfahrener Zuschauer auf dumme Gedanken kommen wird. Hinzu kommt, dass die gezeigte Gewalt in den Zeiten des Torture Porn (Saw, Hostel) vergleichsweise wenig schockiert.
Da die Dramaturgie konsequent auf die Jason-Szenen ausgerichtet ist, herrscht zwischen diesen erwartungsgemäß Leerlauf. Ohnehin weist das Drehbuch einige Schwächen und Absurditäten auf. So entpuppt sich Jason plötzlich als Betreiber eines unterirdischen Tunnelsystems, in dem er ein Opfer sogar für längere Zeit gefangen hält, was überhaupt nicht zum üblichen Verhalten des eiskalten Massenmörders passen will und eher in die Richtung eines Buffallo Bill in Das Schweigen der Lämmer geht. Wirklich enervierend ist jedoch die Tatsache, dass es nahezu keine Konversation gibt, in der nicht über Sex geredet wird. Sicherlich gehört dies zum Konzept, hier ist es allerdings zu viel des Guten. Damit sind nicht einmal die zwei Sexszenen gemeint, es ist die Penetranz, mit der sich das Thema durch die gesamte Handlung zieht. Ein Hinterwäldler beispielsweise, der über sein erstes Mal mit einer Schaufensterpuppe redet und Nacktfotos ableckt, ist eben nicht witzig, sondern eklig.
Wer ohnehin mit Horrorfilmen nichts anfangen kann, sollte um „Freitag der 13.“ lieber einen Bogen machen. Fans des Genres werden sicher nicht enttäuscht, wenn es ihnen genügt, eine der berühmtesten Film-Ikonen der 80er Jahre wieder in Aktion auf der Leinwand zu erleben. Logik und interessante Charaktere sind da nicht weiter von Bedeutung. Mit einem sorgfältiger durchgearbeiteten Drehbuch und einem Funken Ironie hätte aber ein deutlich besseres Ergebnis erzielt werden können. .