Kleinere deutsche Produktionen haben es immer wieder schwer, ein passendes Publikum zu finden. Mit „Nicht von diesem Stern" kommt ein Film in den Handel, der 2008 fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit in den Kinos lief. Dabei hat die ursprünglich „Up! Up! To the Sky" betitelte und von Hardi Sturm inszenierte Fantasy-Tragikomödie mehr als nur bekannte Schauspieler wie Katja Riemann vorzuweisen. Mit einem für das deutsche Filmschaffen verblüffend fantasievollen Ansatz überrascht die erfrischende Produktion, auch wenn man sich, was die inhaltliche Ausrichtung angeht, offenbar nicht immer einig war.
Arnold (Max Riemelt, „Im Angesicht des Verbrechens") ist ein etwas verrückt wirkender Außenseiter. Die übrigen Bewohner seines Dorfes halten ihn schon seit einiger Zeit reif für eine psychiatrische Behandlung. Doch seine alleinerziehende Mutter Ida (Katja Riemann, „Agnes und seine Brüder") und deren Verehrer Emil (Armin Rohde, „Die Bluthochzeit") tun alles, um den jungen Mann zu beschützen. Dieser ist fest davon überzeugt, dass sein leiblicher Vater irgendwann zurück in den Weltraum entflohen ist. Schließlich ist sich Arnold ganz sicher, ein Außerirdischer zu sein, der zu seinem Heimatplaneten und somit zu seinem Erzeuger zurückkehren muss. Dafür schraubt er nun schon seit einigen Jahren an einem ausgeklügelten Fluggerät herum. Bei einem seiner berüchtigten Testflüge kommt es zu einem Zwischenfall, bei dem ein kleiner Junge verletzt wird. Arnold wird endgültig in die psychiatrische Abteilung des Landeskrankenhauses eingeliefert. Dort nimmt ihn nur die angehende Doktorin Wanda (Anneke Kim Sarnau, „Ihr könnt Euch niemals sicher sein") ernst und hofft, über diesen Fall promovieren zu können. Im Laufe der Zeit schwindet jedoch ihr Glaube an eine wissenschaftliche Erklärung, denn Arnold schafft es immer wieder, sie mit seinen ungewöhnlichen Fähigkeiten und seiner unglaublichen Geschichte in seinen Bann zu ziehen...
Ein Fantasy-Romantik-Mix, der von einem schrulligen Alleingänger erzählt, der zu den Sternen fliegen will, angesiedelt in einer wunderschönen bäuerlichen Landschaft. Was im ersten Moment doch ein wenig abstrus und aufgetragen klingt, erweist sich dank der ruhigen Inszenierung im ersten Drittel als überraschend glaubhaft. Einen großen Anteil an dieser sympathischen Bodenständigkeit hat auch die von Philip Sichler stark bebilderte, norddeutsche Landschaft, die selten so schön idyllisch und poetisch gezeigt wurde. Erst zum Ende hin, als die Fantasie mit dem Drehbuchautor und Regisseur Hardi Sturm vielleicht ein wenig zu sehr durchgeht, ist „Nicht von diesem Stern" nicht mehr ganz so stimmig.
Die stärksten Momente weist der Film in jenen Szenen auf, in denen nicht nur die sonst so wissenschaftlich denkende Wanda nicht mehr genau weiß, was sie von der verrückte Geschichte und den unbestreitbaren Fähigkeiten des schrulligen Arnolds halten soll. Wie die hervorragend aufspielende Anneka Kim Sarnau kommt man auch als Zuschauer immer mehr in Versuchung, das vollkommen Unmögliche vielleicht doch für möglich zu halten. Sie ist im Endeffekt die eigentliche Hauptdarstellerin - wir erkunden ihr Privatleben und fühlen uns durch sie mit dem „Außerirdischen" verbunden. Armin Rohde, der seine Rolle Marke „niedliches Dickerchen" abspult, und Katja Riemann, die als Ide um die Liebe ihres Sohnes kämpft, fallen da schon etwas ab. Max Riemelt gelingt es zwar, Arnold einen gewissen naiven „Nicht von dieser Welt"-Charme zu verpassen, der für ein paar Schmunzler gut ist, emotional mitreißend ist sein Auftritt aber nicht.
Der Unterhaltungswert leidet mitunter unter dem ideenreichen, allerdings manchmal etwas zu viel wollenden Drehbuch. So lähmen die Liebeskonstellationen eher, als dass sie wirklich interessieren würden. So wird das große Potenzial der Kerngeschichte in manchen Situationen auf das Niveau einer weiteren, durchschnittlichen romantischen Komödie gedrückt. Ein wenig mehr Mut, sich zu einer klareren Linie zu bekennen, hätte dem Film sicher gut getan, der so ein wenig zwischen den Genres hängen bleibt.
Fazit: „Nicht von diesem Stern" überzeugt mit seiner für den deutschen Markt ziemlich ungewöhnliche Plot-Idee, einer märchenhaft gefilmten Landschafft und einer tollen Anneke Kim Sarnau, verliert sich allerdings etwas zu oft im Wechselspiel der verschiedenen Stilrichtungen und leidet besonders zum Ende hin unter einigen vom Skript zu dick aufgetragenen Passagen.