Ein verzweifelter Möchtegern-Autor und ein prolliger Kleinganove auf Selbstfindungstrip – diese Mischung liefert genau den passenden Stoff für die Nachfolge-Komödie der Machern des Kultklassikers Lammbock. Coole Sprüche, aberwitzige Situationen, ein rockender Soundtrack und skurrile Charaktere mischen „Hardcover“ so richtig auf und fügen der lange Liste gelungener deutschen Komödien einen weiteren, wenn auch nicht sonderlich originellen Titel hinzu. Da soll einer mal sagen wir, Deutschen verstünden keinen Spaß.
Ein richtigen Bestseller zu Papier bringen – das ist Christophs (Lucas Gregorowicz) großer Traum, doch die Realität sieht für den frustrierten Schriftsteller leider anders aus. Zu mehr als zum Autor billiger Groschenroman-Heftchen aus der Krimireihe rund um Privatdetektiv Nick Sturm hat es für den 31-jährigen Dauersingle nicht gereicht. Und selbst dieser Job kann ihn nicht über Wasser halten, weshalb Christoph seine Brötchen als Aushilfe bei einer Autovermietung verdient. Doch das Schicksal meint es gut mit ihm, als Christoph während seiner Arbeit Zeuge eines dreisten Autodiebstahls wird. Der Kleingauner Dominik (Wotan Wilke Möhring) macht sich einfach mit einem 7er BMW aus dem Staub und lässt den verdatterten Christoph zurück. Bei der polizeilichen Gegenüberstellung kommt Christoph dann die Idee: Was wäre, wenn er Dominik als Informant, als Einstieg in die kriminelle Szene benutzen würde? Richtig vor Ort im Milieu mit professioneller Hilfe könnte er so für seinen erhofften Bestseller recherchieren. Gesagt, getan und so handelt Christoph einen Deal mit Dominik aus. Er schwärzt ihn nicht bei der Polizei wegen des Diebstahls an, dafür zeigt Dominik ihm die Düsseldorfer Szene. Schneller als ihm lieb ist, befindet sich Christoph mitten in einem Sumpf aus Drogendeals, Prostitution und Autoschieberei. Sogar der Kontakt zu Düsseldorfs Kiezkönig Chico Weidner (Justus von Dohnányi) steht, doch dann merkt Christoph, dass sein Studienobjekt Dominik nur ein kleines Rädchen in der Verbrecherszene ist und ihn immer tiefer in das Milieu zieht…
Nach seinem erfolgreichen Regiedebüt „Lammbock“ beweist der Würzburger Filmemacher Christian Zübert mit „Hardcover“ ein weiteres Mal, dass er sein Handwerk wirklich versteht. Als Produzenten konnte Zübert, der bereits für Drehbücher wie Soloalbum verantwortlich zeichnete, niemand geringeren als Sönke Wortmann gewinnen. Doch nicht nur hinter der Kamera lässt es die Krimi-Komödie krachen. Auch schauspielerisch ist der Film gut besetzt. Für das grundverschiedene Heldenduo Christoph und Dominik griff Zübert auf alte Bekannte zurück. Sowohl mit Lucas Gregorowicz („Lammbock“, Das Wunder von Bern), als aus mit Wotan Wilke Möhring (Das Experiment, Der Schatz des weißen Falken) hat der Filmemacher bereits zusammengearbeitet. Die beiden harmonieren wirklich großartig vor der Kamera. Grandios meistert auch Justus von Dohnányi („Das Experiment“, Napola, Vom Suchen und Finden der Liebe) seine Rolle. Als Kiezkönig Chico weiß er zu begeistern.
Neben absurden Situationen sind es vor allem die gelungenen Dialoge, die „Hardcover“ auszeichnen. Besonders Dominiks „Kleingangster-Deutsch“ mit Sätzen wie „Alles fit for fun?“ oder „Stay cool but don’t freeze“ tragen ihren Teil zur Komödie bei. Leider wirken einige Stellen des Films manchmal zu platt und ziehen die Handlung unnötig in die Länge. Viel Neues bietet „Hardcover“ überdies auch nicht, aber als Komödie funktioniert der Film trotzdem. Davon abgesehen unterhält Regisseur und Drehbuchautor Christian Zübert aber blendend. Besonders seine Hauptcharaktere baut er stimmig auf und lässt das Chaotenduo von einer schrägen Situation in die nächste schlittern. Unterlegt wird das Ganze von einem richtig guten Soundtrack, der perfekt auf den Film zugeschnitten ist. Auch die Nebencharaktere, die Dominik und Christoph auf ihrem Weg durch Düsseldorfs Kleinkriminellenszene begleiten, sind gut ausgearbeitet und machen „Hardcover“ zu einer gelungenen Krimi-Komödie, die trotz aller Versuche leider nicht an die grandiosen Vorgängerfilme Züberts Anschluss findet.
Fazit: Mit „Hardcover“ liefert Regisseur Christian Zübert einen netten Nachfolger für sein Erstlingswerk „Lammbock“, bleibt aber mit der Story leider eher oberflächlich. Eine Komödie made in Germany, die bei Genrefans allerdings auf jeden Fall Gefallen finden sollte.