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    The Mechanic
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    The Mechanic
    Von Florian Koch

    Vor rund 30 Jahren, lange vor Luc Bessons „Léon - Der Profi" und „Nikita", war der Typus des Auftragsmörders kaum präsent. Das sollte sich 1972 in den USA ändern. In Michael Winners „Kalter Hauch" verkörperte der damalige Topstar Charles Bronson einen eiskalten Profikiller, der nicht nur die schmutzigsten Jobs erledigte, sondern auch noch Nachwuchsgangster Steve McKenna (Jan-Michael Vincent) unter seine Fittiche nahm. Der Stoff hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren. Das dachten sich wohl auch William Chartoff und David Winkler, die Produzenten-Söhne des Bronson-Films. Jetzt treten sie in die Fußstapfen von Robert Chartoff und Irwin Winkler und verfilmen „The Mechanic" im zeitgenössisch-rasanten Actiongewand noch einmal neu. Unter der Ägide von „Lara Croft: Tomb Raider"-Regisseur Simon West schlüpft nun Jason Statham („Transporter") in die Rolle des Mentors von Steve McKenna (Ben Foster).

    Arthur Bishop (Jason Statham) zählt zu den Besten seiner Profession. Deswegen werden dem Profikiller auch nur die schwierigsten Aufträge angetragen. Seine Spezialität ist es, jeden Anschlag auf seine prominenten Opfer wie einen Unfall aussehen zu lassen. Doch seine neueste Aufgabe bringt ihn in eine Zwickmühle. Der geheimnisvolle Geschäftsmann Dan Sanderson (Tony Goldwyn) verlangt von Arthur, seinen langjährigen Mentor und engsten Freund Harry McKenna (Donald Sutherland) zu liquidieren. So lockt Arthur den an einen Rollstuhl gefesselten Mann in eine Tiefgarage und erschießt ihn. Das schlechte Gewissen erwacht dann aber doch, als er Harrys verkorksten Sohn Steve (Ben Foster) an seinem Grab trifft. Und der will sich nun ausgerechnet von Arthur ins mörderische Handwerk einweisen lassen, um seinen Vater zu rächen...

    Gleich die erste Mordsequenz in einem Schwimmbad deutet eine Raffinesse an, der Simon West leider nicht treu bleibt. Dennoch ist ersichtlich, dass er Wert auf ungewöhnlich aufwändige Figurenzeichnung legt. Überzeichnete Comic-Typen à la „Transporter" und „Crank" finden sich höchstens in der zweiten und dritten Reihe, auf klassische Oneliner wird sogar vollkommen verzichtet. Die Geschichte entfaltet sich ruhig, phasenweise gar schleppend. In der ersten Hälfte geizt „The Mechanic" mit genregemäßen Verfolgungsjagden und Shoot-Outs. Und was dann folgt, ist erstaunlich unbeholfen inszeniert. Gerade im Showdown macht sich das Problem bemerkbar, dass die Kameraführung viel zu hektisch ist, zu oft mit Nahaufnahmen operiert wird und damit oft jede Übersicht verloren geht. Diese Schwäche gleicht West in den Nahkampfszenen aus, die mit physischer Wucht und Härte daherkommen.

    Arthur residiert in einem opulenten Glaspalais, das der „Transporter"-Reihe entsprungen sein könnte, lauscht Schalplatten von Franz Schubert und sitzt nachdenklich am knackenden Kaminfeuer. Diese Bilder sollen ihn als einsamen Wolf kennzeichnen, sind aber so dreist zusammengeklaut, dass „The Mechanic" zwischenzeitlich fast zur Klischee-Schau verkommt. Während Jason Statham in seiner mürrisch-einsilbigen Standardrolle versumpft, spielt sein Kollege den britischen Stoiker glatt an die Wand. Ben Foster reißt den Film mit einer außergewöhnlichen Performance förmlich an sich. Im Gegensatz zum farblosen Jan-Michael Vincent im Original legt er seinen Part wesentlich emotionaler aus.

    Sein Blick ist fahrig, die Augen strahlen stets eine große Wut und Verletzlichkeit aus. Kurzum, Fosters geschundene Figur ist ein wandelndes Pulverfass, das auch Arthur nicht kontrollieren kann. Wenn die beiden in mörderische Absicht losziehen, kann man dank Steves Unberechenbarkeit nie sagen, ob Arthurs präzise Pläne auch funktionieren werden. Diese Konstellation bringt Spannung in den konventionell und überraschungsarm erzählten B-Streifen. Aus dem Mittelmaß kommt West jedoch nicht raus, vor allem wegen einer am Reißbrett entworfenen Nebenfiguren-Riege. Richtiggehend unangenehm wird „The Mechanic" bei den Frauenrollen, die allesamt als billige und willige Sexobjekte auftauchen.

    Die größte Enttäuschung aber ist Gegenspieler Dan Sanderson. Tony Goldwyn bekommt in seinen wenigen Szenen keine Gelegenheit, die Intentionen seiner Figur zu ergründen oder sich als ernste Gefahr zu etablieren. Bloß Altstar Donald Sutherland lässt in seinem Kurzauftritt Charme aufblitzen. Was „The Mechanic" inhaltlich abgeht, versucht West mit schicken Hochglanzaufnahmen und harter Gewaltdarstellung wett zu machen. Ob harpunierte Beine oder abgefahrene Köpfe – Gore-Hounds dürften ihren Spaß haben. Darüber hinaus ist „The Mechanic" vor allem ein durchschaubares Starvehikel für Jason Statham. Allerdings werden ihm mit der Besetzung des fantastischen Ben Foster schnell die eigenen Grenzen aufgezeigt. Die Actionszenen haben dabei nicht ansatzweise die Rasanz und Originalität der „Crank"-Reihe.

    Fazit: „The Mechanic" ist ein akzeptabler Reißer, dessen psychologischer Anspruch pure Behauptung bleibt.

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