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    The Fighters
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    The Fighters
    Von Carsten Baumgardt

    Früher war alles besser… In den Achtzigerjahren durfte man noch ungeniert Spaß haben, wenn sich auf der Leinwand die Leute die Schädel einschlugen. Diese Zeiten sind blöderweise vorbei - immerhin leben wir mittlerweile in einer politisch korrekten Ära. Aber nun kommt mit „The Fighters“ doch noch einmal ein Vertreter des Prügelgenres in die Kinos, welches sich sonst eigentlich nur noch in staubigen Videothekenecken wiederfindet. Leider spielt Jeff Wadlows Mixtur aus Kampfsport-Actiondrama und Teen-Romanze aber Duckmäuschen und versucht seine harten Fights mit einem extrem brüchigen moralischen Unterbau zu versehen. Dieser kostet Tempo, ist nervig und macht die ganze Sache erst recht fragwürdig - so leidet das Vergnügen am hemmungslosen Gekloppe merklich. Das Genre hat seine Unschuld offensichtlich für immer verloren!

    Jake Tyler (Sean Faris) ist ein zorniger Teenager, der es schafft, sich auf jeder Highschool Ärger einzuhandeln – bis er rausgeschmissen wird. Seine Mutter Margot (Leslie Hope) verzweifelt bereits. Als Jake bei einem Football-Spiel erneut ausrastet, kommt ihr das Angebot eines Tennis-Stipendiums für ihren jüngeren Sohn Charlie (Wyatt Smith) gerade recht. Die Familie zieht ins sonnige Orlando, Florida, wo der nächste Zoff jedoch nicht lange auf sich warten lässt. Von der Schulschönheit Baja (Amber Heard) auf eine angesagte Party gelockt, entpuppt sich die Feier als Falle: Bajas Freund, der reiche Pennälerzampano Ryan (Cam Gigandet), will seinen Status als bester Free Fighter der Schule unter Beweis stellen und dem Neuling gleich eine Lektion erteilen. Denn - Youtube sei Dank - eilt Jake sein Schläger-Ruf weit voraus. Doch untrainiert hat er keine Chance gegen Ryan, der ihn vor den Augen der Partygesellschaft brutal vermöbelt. Rich-Kid-Loser Max (Evan Peters) weiß den Ausweg. Er schleppt seinen neuen Kumpel Jake zu dem Kampfsportguru Jean Roqua (Djimon Hounsou), der Kurse im Free Fighting anbietet. Nachdem sich Jake bewährt hat, wird er aufgenommen. Es gibt nur eine eiserne Regel bei Roqua: keine Kämpfe außerhalb der Trainingshalle. Ob der Heißsporn sich daran wohl halten kann…?

    Mit seinem Leinwanddebüt Cry Wolf hat Regisseur Jeff Wadlow nicht gerade Bäume ausgerissen - weder an der Kinokasse noch bei der Filmkritik. Sein Talentnachweis begründet sich vielmehr auf den bei zahlreichen Festivals prämierten Kurzfilm „The Tower Of Babble“ (2002). Vielleicht muss der Filmemacher im Kino erst noch seine Stimme finden? Der Grundgedanke zu „The Fighters“ ist zumindest weit origineller als der deutsche Verleihtitel (OT: „Never Back Down“) vermuten lässt. In einer Teendrama-Romanze muss es schließlich nicht immer nur ums Tanzen gehen. Warum nicht einmal Free Fighting – jene hippe Kampfsportbewegung, die sich als Mischung aus Kickboxen, Boxen, Karate und Jiu-Jitsu präsentiert - ins Zentrum stellen?

    Doch der nicht unspannende Ansatz wird im Gewand eines 08/15-Teenfilms von der Stange verheizt. Wirklich jeder Winkelzug der klischeetriefenden Handlung ist vorhersehbar. Die Konfliktpunkte und Wendungen werden brav nach Schema F abgearbeitet. Überraschungen: Fehlanzeige. Dabei wirkt „The Fighters“ wie eine bunte Mischung aus Fight Club, „Karate Kid“ und „O.C., California“ – ohne jedoch die Qualitäten der Inspirationsgeber zu erreichen. Beispielhaft für den Storymurks sei die müde Vater/Sohn-Geschichte genannt, die einen so superlangen Bart hat, dass selbst ein Teeniepublikum dieser schon zu den Ohren herauswachsen sollte. Hier verdeutlicht sich auch, warum Hauptfigur Jake ein Problem darstellt: Seine Motivationen, warum er gerade mal wieder ärgerlich ist, sind kaum nachzuvollziehen. Seine Wut soll sich durch den Unfalltod seines Säufervaters erklären, der aber partout nicht von Kontrahenten posthum beleidigt werden darf. Er kam zu Tode, als er sturzbetrunken hinter dem Lenkrad Platz nahm und sich um einen Baum wickelte. Jake gibt sich die Schuld, weil er als Beifahrer nicht eingeschritten ist. Deshalb ist er mit der Gesamtsituation unzufrieden - sauer auf sich, seinen Vater, seine Mutter, seine Mitschüler, eigentlich auf jeden.

    Das ist nicht nur reichlich unausgegoren, sondern legt auch schonungslos bloß, dass Sean Faris (Pearl Harbor, Deine, meine und unsere) zwar kolpotiert aussieht wie der junge Tom Cruise, aber weder er selbst noch sein Charakter über genug Charisma verfügen, um einen Film zu tragen. „The Fighters“ bietet generell einen Haufen unsympathischer Figuren, welche die Identifikationsmöglichkeiten für das Publikum arg begrenzen. Cam Gigandet wiederholt seine Bösewicht-Rolle aus „The O.C.“ lediglich mit einer minimalen Variation – hier ist er reich, dort war er arm. Der Rest an Mimik und Gestik ist identisch. Bei Amber Heard wird offensichtlich, dass der beachtenswerte Pool-Kurzauftritt in Alpha Dog sowie die Leistung in All The Boys Love Mandy Lane ihre Limitierungen sehr gut kaschierten, weil sie dort nur als pure Schönheit stilvoll inszeniert wurde. Natürlich wird sie auch hier als All-American-Girl glanzvoll in Szene gesetzt, aber die Passagen, in denen schauspielerisches Talent gefordert ist, können nicht vollends überzeugen.

    Dabei verfügt der Film durchaus über ein paar stimmige Zwischentöne. Die Beziehung Jakes zu seinem jüngeren Bruder Charlie ist recht authentisch ausgearbeitet und zudem von Jungmime Wyatt Smith erstaunlich nuanciert gespielt. Auch Evan Peters (An American Crime, Gardens Of The Night, Plötzlich verliebt) entwickelt als Jakes bester Freund Max so etwas wie Profil, das den meisten anderen Figuren abgeht. Der zweifach Oscar-nominierte Klasseschauspieler Djimon Hounsou (Blood Diamond, In America, Die Insel) ist dagegen mit seinem Talent als Mr.-Miyagi-Verschnitt verschenkt.

    „The Fighters“ hat noch weitere überzeugende Argumente, an deren erster Stelle seine knackig choreographierten Kampfszenen stehen, die einen stattlichen Härtegrad aufweisen. Auch die Hochglanz-Videoclipoptik passt prima zu den oftmals mit krachender Musik unterlegten Actionszenen. In den Trainings-Sequenzen wirkt der Film wie ein zeitgenössisches jugendliches Rocky-Update – nicht umsonst wird der alte Haudegen des Sportfilms indirekt zitiert, wenn Jake und Roqua am Wasser einen Apollo/Rocky-Gedächtnisverfolgungslauf starten.

    Im Subtext eine Art You-Tube-Medien-Dystopie zu entwerfen, ist originell, verpufft aber angesichts der Not, die Prügelorgien politisch korrekt abzufedern. Deshalb ist es am Ende schade, dass der moralische Ballast, den sich „The Fighters“ auflädt, den Film zu Fall kommen lässt. Das Auf-die-Fresse-hauen-und-sich-gut-dabei-fühlen soll unbedingt in politisch korrekte Bahnen gelenkt werden. Dabei hätte das Ganze als gradliniges Guilty Pleasure, das sich an spaßiger Kickass-Action wie Bloodsport oder Kickboxer orientiert, wesentlich besser funktioniert.

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