Regisseur Thilo Graf Rothkirch („Tobias Totz und sein Löwe“, „Lauras Stern“) hat bereits zwei Filme, die auf den Bilderbüchern des niederländischen Illustratoren Hans de Beer beruhen, erfolgreich in die Lichtspielhäuser gebracht: „Der kleine Eisbär“ mauserte sich bei seinem Start im Jahre 2001 zum bis dahin erfolgreichsten deutschen Kinderfilm überhaupt. Und das Sequel Der kleine Eisbär 2 konnte mit starken 1,4 Millionen Kinobesuchern auch überzeugen. Es gibt also keinen ersichtlichen Grund, diese fruchtbare Zusammenarbeit nicht weiter auszubauen. Und so kommt nun folgerichtig „Der kleine Eis... 3“, äh, „Kleiner Dodo“ in die Kinos. Die auf den Büchern von Hans de Beer und Serena Romanelli basierende Geschichte vom kleinen Orang-Utan Dodo erweist sich dabei als Prequel zur gleichnamigen, 26-teiligen Zeichentrickserie, die seit 2007 vom Kinderkanal ausgestrahlt wird. Und auch wenn das Setting nun etwas wärmer ist, grüne Dschungelpflanzen statt weißem Nordpoleis die Szenerie beherrschen, hat sich im Vergleich zu den Eisbär-Filmen soviel doch gar nicht geändert: Wieder erleben putzige kleine Tierkinder ihre spannenden, aber die kleinen Zuschauer nicht überfordernden Abenteuer vor einer charmant-liebenswürdig gezeichneten 2D-Kulisse. Während die „Kleine Eisbär“-Fans mittlerweile aus dem Zielgruppen-Alter herausgewachsen sein dürften, kommt hier nun also die nächste Generation des Kinonachwuchses voll auf ihre Kosten.
Das neugierige Äffchen Dodo spielt im Dschungel am liebsten mit seinen Freunden, dem Nashornmädchen Patna und dem Krokodiljungen Alfred. Dabei hat er ständig die strenge Warnung seiner Eltern im Ohr: „Lockt der Boden auch zum Toben, kleine Affen bleiben oben!“ Als ein vorbeibrausender Lastwagen ein merkwürdiges „Dingsbums“ verliert, kennt Dodos Neugier jedoch keine Grenzen mehr. Er schnappt sich das Dings und es gelingt ihm sogar, dem hölzernen Kasten ein paar schiefe Töne zu entlocken. Der alte Orang-Utan Darwin, der früher einmal unter Menschen gelebt hat und deswegen in der Affengemeinschaft als Außenseiter gilt, erzählt Dodo, dass es sich bei dem „Dingsbums“ um eine Geige handelt. Fortan übt Dodo in jeder freien Minute das Fideln. Zunächst sind die anderen Dschungelbewohner von dem lästigen Gequietschte wenig begeistert, doch nach und nach werden die Melodien immer wohlklingender. Daneben erlebt Dodo auch noch andere Abenteuer. So treibt die anhaltende Dürre einen gefährlichen Tiger in die Gegend. Und als Darwin sich schwer verletzt, muss Dodo sich sogar in das Menschendorf schleichen, um Medizin für seinen neugewonnenen Freund zu besorgen...
„Kleiner Dodo“ ist einer der wenigen Filme, denen man das Siegel „pädagogisch wertvoll“ verpassen kann, ohne zugleich vor tödlicher Langeweile oder erhobenen Zeigefingern warnen zu müssen. Die Abenteuer machen Spaß und sind spannend, verlieren nicht an Bodenhaftung, sind lehrreich und kommen dabei niemals oberlehrerhaft daher. Sprich: Die Kleinen können ein aufregendes Dschungelabenteuer erleben, sich gleichzeitig aber auch immer mit den leicht zugänglichen Charakteren und Problemen identifizieren. Es ist ein schmaler Grat zwischen kindgerecht und öde, auf dem Rothkirch hier aber so sicher wie eh und je wandelt. Die herkömmlichen 2D-Animationen mögen zwar altmodisch sein, strotzen aber nur so vor Liebenswürdigkeit. Gerade was die Figuren angeht, wird es dem Publikum verdammt einfach gemacht, Dodo und seine Freunde in Rekordzeit ins Herz zu schließen.
Auch von der Sprecherfront gibt es Erfreuliches zu berichten. Neben den beiden Kinderstimmen Sandro Iannotta (Dodo) und Lena Beyerling (Patna) konnten auch die beiden Stars der TV-Serie für den Kinofilm gewonnen werden: Schauspiellegende Mario Adorf (Winnetou, Die Blechtrommel, Rossini, Es ist ein Elch entsprungen, Die Rote Zora) ist erneut als schusselig-kauziger Darwin zu hören – mit einer herrlichen Mischung aus Gebrummel und Weisheit in der tiefen Stimme. Für die lustigen Momente sorgt vor allem Comedian Rick Kavanian (Der Schuh des Manitu, Feuer, Eis und Dosenbier, Keinohrhasen) als schnappiges Krokodil Arnold, das Dodo einfach nicht zwischen seine Kiemen bekommt. Daneben hat „Wie bitte?“/“Quiztaxi“-Moderator Thomas Hackenberg einen kleinen Sprechauftritt als Maki (Lemur).
Noch eine kleine Anekdote zur Synchronarbeit am Rande: Während es in Amerika üblich ist, erst die Stimmen aufzunehmen und dann die Animationen drum herum zu entwerfen, ist es in Deutschland Usus, den fertigen Film erst ganz am Schluss zu synchronisieren. Beides hat seine Vorteile: Die amerikanische Variante ist selbstverständlich synchroner, da die Animationen haargenau auf die Sprache abgestimmt werden können. Bei der deutschen kann man hingegen später noch Kleinigkeiten ändern, während das Drehbuch ansonsten von Anfang an felsenfest stehen muss. Im Fall von „Kleiner Dodo“ haben sich die Macher nun einen Schubs gegeben und sich für die US-Variante entschieden. Dabei ist dies das einzig Amerikanische am ganzen Film. Ansonsten besinnt sich „Dodo“ nämlich auf jene Tugenden, die sich in den vergangenen Jahren im aufstrebenden deutschen Kinder-Animationsfilm herauskristallisiert haben – wenig Hektik, dafür umso mehr Charme!
Fazit: „Der kleine Dodo“ ist ein putziger Zeichentrickspaß in der typischen Rothkirch-Tradition. Für den jüngsten Kinonachwuchs definitiv die bessere Alternative zu Hollywoods 3D-Wahn, für ältere Kinder jedoch nur bedingt zu empfehlen - in dieser Altersgruppe dürften dann doch die temporeicheren Animationsfilme von Pixar & Co. die Nase vorn haben.