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Anonymer User
4,0
Veröffentlicht am 12. März 2010
Rosa von Praunheim kennt man als Filmemacher ja eher schrill, provokant, politisch - auf jeden Fall immer Selbstdarsteller par excellence mit Hang zum Schockieren einer bürgerlichen Öffentlichkeit.
Deshalb überrascht er in diesem Film umso mehr. Auf der Suche nach der Identität seiner leiblichen Mutter begibt sich Praunheim nach Riga, wo er im Kinderheim von seiner Adoptivmutter gefunden wurde.
Auch wenn Praunheim wie in vielen seiner anderen Film auch hier als Protagonist präsent ist, so wird das im Laufe des Films doch zusehends nebensächlich. Denn die Geschichte, die Praunheim mit dieser Suche erzählt, ist ein authentisches Stück Zeitgeschichte. Was als sehr persönliche Reise in die Vergangenheit beginnt, um die eigene Geschichte zu erforschen, entwickelt sich mehr und mehr zur Aufdeckung einer Episode aus dem finstersten Kapitel deutscher Geschichte. Gerade wegen seines persönlichen 'Touchs' ist dieser Film spannend und bewegend.
Für mich einer der besten deutschen Dokumentarfilme der letzten Zeit.
Faszinierend, wie Praunheim seine eigene Lebensgeschichte mit der großen Weltgeschichte der letzten 65 (und mehr) Jahre verknüpft. Dabei werden sehr viele Seiten beleuchtet: Judenverfolgung, Massenerschießung, Vertreibung, Umgang mit psychisch Kranken ... Hauptthemen waren für mich dabei Heimat und Familie. Insgesamt wird Praunheim nie moralisierend und schuldzuweisend - eine Gratwanderung, die gelingt und überzeugt.
Ich empfehle, gerade diesen Film sich nicht alleine anzuschauen, weil er wirklich viel Stoff zum Reden und Nachdenken bietet. Denn jeder hat Familie und seine eigene Geschichte.