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    Jeepers Creepers 3
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Jeepers Creepers 3
    Von Lutz Granert

    Schon vor Beginn der Dreharbeiten zu „Jeepers Creepers 3“ gab es den ersten Skandal. Ein Castingaufruf von Regisseur und Drehbuchautor Victor Salva sorgte für Schlagzeilen, in dem er nach einer 18-jährigen Schauspielerin suchte, die eine Teenagerin verkörpert, die als 13-Jährige vor den Avancen ihres pädophilen Stiefvaters geflohen ist. Die kanadische Casting-Agentur machte daraufhin auf die kriminelle Vergangenheit Salvas aufmerksam: Er wurde 1989 wegen sexuellen Missbrauchs eines Zwölfjährigen am Set seines Films „Clownhouse“ zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt, wovon er 15 Monate verbüßte.

    In der Folge verzögerte sich die Produktion der zeitlich zwischen „Jeepers Creepers“ und „Jeepers Creepers 2“ angesiedelten Fortsetzung um beinahe ein Jahr, während US-Kinobetreiber sich bis zum Start mit zahlreichen Aufrufen konfrontiert sahen, den Film zu boykottieren und nicht ins Programm zu nehmen. Salva zeigte sich unterdessen wenig sensibel und behielt seinen erzählerisch völlig unerheblichen Pädophilie-Subplot bei (er strich nur einen Dialogsatz aus der Kinofassung, in der Verständnis für den seiner minderjährigen Stieftochter nachstellenden Mann geäußert wurde). Damit bekommt sein ohnehin misslungener Horrorthriller auch noch einen zusätzlichen unangenehmen Beigeschmack.

    Die beiden Polizisten Sergeant Davis Tubbs (Brandon Smith) und Sheriff Dan Tashtego (Stan Shaw) entdecken in einem rostigen Lieferwagen zahlreiche aufeinandergestapelte Leichen. Kurze Zeit später werden die beiden Teenager Addison (Gabrielle Haugh) und Buddy (Chester Rushing) von einem mysteriösen Dämon verfolgt. Sheriff Tashtego hegt keine Zweifel: Der „Creeper“ ist zurück und giert wieder nach Menschenfleisch. Zusammen mit der merkwürdigen alten Farmerin Gaylen (Meg Foster), Addisons Großmutter, die einen abgetrennten Arm der mysteriösen Kreatur aufbewahrt, wollen die beiden Cops dem Monster ein für alle Mal das blutige Handwerk legen…

    Nach einem temporeichen Einstieg und einigen hübschen Gore-Einlagen, die mit unberechenbaren Fallen am Lieferwagen zu tun haben, verrennt sich Victor Salva in diesem Sequel zunehmend in Horrorfilmklischees und landet dabei zuweilen an der Grenze zum ungewollt Komischen. Ein Beispiel: Vier Halbstarke gehen mit ihren Motorrädern auf Tour und entdecken auf einer abgelegenen Lichtung den verrosteten Lieferwagen. Was liegt da näher, als gegen ihn zu urinieren und ihn zu demolieren?

    Ungleich mehr Verstand beweist immerhin Sheriff Dan Tashtego, der seinen unbedarften Kollegen bei der Fahrt im Polizeiauto unheilvoll und bedeutungsschwanger seine Erkenntnisse zum „Creeper“ schildert – während im Hintergrund künstliche Landschaften vorbeiziehen, die so unecht wirken, dass sie tatsächlich von der Handlung und vom Gesagten ablenken. Das tut der Spannung und der Atmosphäre des Films alles andere als gut.

    Das allzu knappe Budget macht sich besonders bei einer Verfolgungsjagd im letzten Drittel bemerkbar: Die CGI-Effekte beim Mündungsfeuer eines Maschinengewehrs und bei einer Explosion, die das Fahrzeug von Sheriff Tashtego meterweit durch die Luft wirbelt, sind regelrecht lausig. Statt aus der Geldnot eine Tugend zu machen und sich auf Handgemachtes und simple Tricks zu verlegen, setzt Victor Salva leider immer wieder auf die Hilfe aus dem Computer, während ein durchaus gelungener Einsatz einer animatronischen Puppe die absolute Ausnahme bleibt.

    Von den atmosphärischen Stärken der sehr unterschiedlichen Vorgänger bleibt angesichts der begrenzten Mittel und der erzählerischen Magerkost nicht viel, aber zumindest auf sein solides Schauspielensemble kann sich Victor Salva verlassen. Gabrielle Haugh überzeugt nach ihrer Hauptrolle in „The Midnight Man“ hier als wehrhaftes final girl erneut und etabliert sich zunehmend als aufstrebende neue „Scream Queen“. 80er Jahre-Star Meg Foster („Sie leben“), zuletzt in Rob Zombies „31“ zu sehen, zeigt als Haughs Film-Großmutter unterdessen eine passend entrückte Performance vor allem in den Szenen, in denen sie mit dem unsichtbaren Geist ihres verstorbenen Sohnes spricht. Fosters furchiges, an dünnes Pergament erinnerndes Gesicht und ihre verblichenen blauen Augen kommen ohne große Make-up-Tricks aus – und sind als Zeichen der Zeit ungleich gruseliger und angsteinflößender als große Teile des mies umgesetzten 08/15-Horrors im übrigen Film.

    Fazit: Eine uninspirierte Ansammlung von Horrorfilmklischees und miesen CGI-Effekten - trotz einiger gelungener Gore-Einlagen ist die Reihe mit „Jeepers Creepers 3“ definitiv ausgeblutet.

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