Zwei Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils: die Autobots haben sich mit dem amerikanischen Militär verbündet und machen Jagd auf getarnte Decepticons, während Sam Witwicky in sein eigenes Abenteuer startet: das College. Doch zuvor kommt er mit einem Splitter des Allspark in Berührung, dem Energiewürfel, dem die Transformers ihre Existenz verdanken. Sam hat darauf Visionen von Cyberglyphen, die zu einem Ort führen, an dem die riesigen Roboter vor Jahrtausenden eine weitere und nun einzige Energiequelle deponierten. Um an Sam und sein unfreiwillig erworbenes Wissen zu gelangen beleben die Decepticons nicht nur ihren Anführer Megatron wieder – es mischt sich auch eine noch mächtigere Kraft des Bösen ein: The Fallen...
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Die Blockbuster-Saison 2009 ist bislang eine der schwächsten des gesamten Jahrzehnts. Groß- und Größtprojekte wie „X-Men Origins: Wolverine“, „Terminator Salvation“, oder der „DaVinci Code“-Nachklapp „Illuminati“ scheitern künstlerisch und kommerziell, letzteres besonders im Vergleich zu den jeweiligen Vorgängern. Gründe mag es (neben den Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf das Sehverhalten der Kinogänger) vor allem zwei geben. Zum einen eine gewisse Übersättigung angesichts des nicht abreißen wollenden Sequel-Wahns, in den sich Hollywood hineingesteigert hat. Etwas originäres und frisches hat so gut wie kein Film mehr zu bieten, was bleibt ist kalkulierte Oberflächlichkeit und Geschichten, die aus altbekannten Klischeekatalogen zusammengesetzt zu sein scheinen. Zum anderen ist es die Erwartungshaltung. Filme, die mit den bekannten und verehrten Namen „X-Men“ und „Terminator“ werben, haben sich einer breiten Fanbase zu stellen, die (ob der Qualität bisheriger Filme der Reihen gerechtfertigterweise) mit hohen Ansprüchen im Saal Platz nehmen und umso enttäuschter nach Hause gehen. Bei „Transformers: Revenge of the Fallen“ liegt der Fall etwas anders. Zwar auch ein Sequel, zwar auch mit kritischer Fangemeinde, doch einem ungleich geringeren, beziehungsweise schwerpunktmäßig verlagerten Erwartungsdruck ausgesetzt, da hier jedem bis ins kleinste Detail völlig klar ist, was er bekommt. Dies weckt eher Vorfreude (oder Abscheu), statt Erwartungen, und sich auf einen Film zu freuen ist für ihn vorteilhafter, als etwas von ihm zu erwarten. Nutzt Michael Bay diesen Vorteil und liefert endlich DEN kraftstrotzenden Unterhaltungsfilm des Jahres 2009?
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Die Antwort lautet [Trommelwirbel] JA, allerdings mit einem ABER von der Größe des turmhohen Decepticons Devastator. „Transformers: ROTF“ übernimmt viele Stärken des ersten Teils, ohne von dessen Überraschungseffekt profitieren zu können. Die transformierenden Ungetüme werden erneut spektakulär in Szene gesetzt und, besonders zu Anfang, von schwungvollen Kamerafahrten umgarnt, neu wirkt das trotz aller Opulenz aber eben nicht mehr. Neu ist dafür der Schurke. The Fallen wird unüblicherweise sehr früh eingeführt, ist schon nach wenigen Sekunden auf der Leinwand zu sehen. In einer kurzen Sequenz, die 19.000 Jahre vor Christi Geburt spielt, trifft ein Urvolk auf die Decepticons, die in Gestalt von The Fallen keine Gnade kennen. Aus dem Off fasst Autobot-Anführer Optimus Prime die Hintergründe zusammen und geht dann nahtlos ins aktuelle Geschehen über. In Shanghai überwältigen die Spezialeinheit um Major Lennox und die Autobots den riesigen Decepticon Demolisher und der Film bietet dabei alles auf, was am ersten Teil gefallen, aber zum Teil auch gestört hat. Das Getöse ist gewaltig, die Optik überwältigend, die Übersicht mangelhaft. Was die Duelle der Roboter angeht hat sich nicht sonderlich viel zum besseren entwickelt, nach wie vor sind die Aktionen schwer zu erkennen und die Transformers selbst kaum voneinander unterscheidbar.
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Mit und nach dem ersten Scharmützel schlägt Bay eine ähnliche Richtung wie der Vorgänger ein. Der menschliche Hauptdarsteller Sam und seine Eltern bereiten Sams Auszug vor, von dem besonders Mama Witwicky emotional schwer mitgenommen ist, ebenso wie Beschützer Bumblebee, der Sam nicht begleiten darf. Als Anker der Menschlichkeit zwischen all der Technik und dem unvermeidlich nahenden NonStop-Actiongewitter funktioniert Shia LaBeouf immer noch recht gut, auch wenn bei ihm von Film zu Film so gut wie keine Variation in seinem Schauspiel festzustellen ist. Mit unbeholfenem Charme, der durch die peinlichen Aktionen seiner Eltern noch verstärkt wird, wird hier von Bay auf den exakt selben Kniff zurückgegriffen, mit dem LaBeouf den Zuschauer gewinnen soll. Dieses Konzept wird in „Transformers: ROTF“ insgesamt aber weniger gut umgesetzt, denn hier beginnt der Humor zu versagen. Waren die teeniekomödiengleichen Gags im ersten Teil noch amüsant und wichen erst später einer geistlosen Debilität, wird hier mit rammelnden Hunden, Mama Witwicky auf Drogen und mit der Einführung des Sidekicks Leo von Anfang an auf’s falsche Metalross gesetzt. Von den gefühlten zweitausend Lunten, die der Film entflammt, zünden höchstens drei oder vier in einen wirklich gelungenen Gag, alles andere ist plattester Mist, der sich im Laufe der Handlung ins kaum mehr erträgliche steigert. Auch die Roboter bleiben davon nicht verschont: Die Autobot-Zwillinge Skids und Mudflap labern pausenlos Müll und eine Altmetaldrohne der Decepticons ist wahrscheinlich das filmisch grauenhafteste Geht-gar-nicht‘ seit der Jar Jar Binks-Heimsuchung aus „Star Wars Episode 1“. Da lobt man sich den guten Bumblebee, der wieder nur über’s Radio kommunizieren kann und dies kaum tut.
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Nicht minder schwer verdaulich ist diesmal auch der Bay-typische, in kaum für möglich gehaltene Höhen getriebene triefende Patriotismus samt abstoßendster militärischer Propaganda. Aus der ersten Filmhälfte hält sich diese Komponente noch einigermaßen raus, fährt aber mit einem windigen Staatssekretär einen lächerlichen Unsympathen auf, der die Autobots los werden will und in Sachen Decepticons eher auf Dialog und Verhandlung setzen würde. Und dies nicht im Auftrag eines fiktiven Präsidenten, sondern des namentlich im Film genannten Staatsoberhauptes Barack Obama, womit Bay schmerzhaft deutlich macht, dass seiner Meinung nach der falsche Mann das Weiße Haus übernommen hat.
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„Transformers: ROTF“ verlangt somit, will man ihn genießen, ein ums andere mal das Ausblenden ganzer Abschnitte und eine Nachsicht, die sich der Film über andere Wege hart erkämpfen muss. Die Story hilft ihm dabei nicht weiter. Im engen Rahmen dessen, was sie hergibt, ist sie über die erste Hälfte ordentlich aufgebaut, setzt tempomäßig sehr treffende Impulse und ist anwesend genug, um nicht nur zum Herbeileiten der nächsten Actionsequenz zu fungieren. Kommt es schließlich zu solchen wird es laut und schnell, in tricktechnisch bestmöglicher Umsetzung. Dazu fehlt es nicht an Abwechslung, denn ein wahrlich aus der Leinwand direkt in den Saal berstender Kampf zwischen Optimus Prime und mehreren Decepticons verlagert sich aus dem bekannten Städte-Setting in ein Waldgebiet, wo die Hünen beeindruckend durch Baumreihen brechen, Erde aufwirbeln und mit Stämmen aufeinander losgehen. Und, wer hätte das gedacht, als hier einer der mechanischen Helden (zumindest vorübergehend) fällt, entwickelt dies sogar eine emotionale Anteilnahme, die man dem Film kaum zugetraut hätte.
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Danach zieht sich aber ein schwer erklärlicher Bruch durch das Geschehen. Statt die Gelegenheit zu nutzen und aufgrund des tragischen Ablebens eines Gefährten die grottenidiotische Komik zu streichen (was stimmungsbewusste Filme an dieser Stelle täten), potenziert Bay diese noch einmal ums vielfache. Ein uralter Autobot, der am Krückstock geht und einen Fallschirm ausfurzt, die Altmetaldrohne, die auf die gute Seite überläuft und an Megan Fox' Bein herumrammelt und später, wenn der gigantische Devastator auftaucht, ein Blick zwischen dessen Beine, wo zwei Abrissbirnen baumeln. Das Humor Geschmackssache ist, ist an sich zwar kein diplomatischer Mythos, doch was Bay hier anbietet, darüber kann man nicht diskutieren, das ist schlicht gesagt der letzte Scheiß. Doch nicht nur das, in dem krampfhaften Bemühen, die Story auf eine weitere Stunde Spielzeit zu blähen, verliert sich der gesamte Erzählrythmus in einem unharmonischen ZickZack der Wahllosigkeit, der an manchen Stellen derart stümperhaft aneinandermontiert wirkt, dass man glatt von einem 3½stündigen Director’s Cut ausgehen kann, da so vieles im nichts beginnt und in Schall und Rauch endet. Zudem ist der Showdown ein teils recht ödes Replikat der Wüstenszene aus dem Vorgänger und besonders der finale Showdown, in den dann auch der viel gepriesene The Fallen eingreift, enttäuscht im Vergleich zum vorigen Bombast doch leicht.
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Und so bleibt „Transformers: ROTF“ dann doch wieder nur die Sinnbetäubung durch Action. Diese macht mit dem Hirn genau das, was die Decepticons zwischenzeitlich mit Sam machen wollen: sie reißt es heraus, schleudert es ein paar mal gegen die Wand und vernichtet genau die Menge an Hirnzellen, die dem Film Widerstand leisten. Audiovisuelle Granateneinschläge, unterlegt mit aufgeblähter, gleichwohl gelungener Musik, das Ganze teils mitreißend, teils erschöpfend und den niederen Instinkt weckend, die Explosionen und den Krawall jedesmal herbeizuwünschen, wenn der Film sie gerade nicht bietet. Aber (ja, auch hier gibt es ein aber‘): der Rauschzustand, den die Sequenzen auslösen, hält nie bis zu ihrem Ende, dafür verlässt sich Bays Inszenierung zu sehr auf die reine Freude an der ultimativen Destruktion. Die Choreografie der Kämpfe ist zu sehr darauf fixiert, die Roboter das Maximum des Möglichen zerstören zu lassen, völlig egal, welches Ziel sie eigentlich verfolgen. Doch wie auch immer. Wo viele Filme nicht das erwartete liefern (beziehungsweise, um die Ausgangsthese wieder aufzugreifen, das, worauf man sich gefreut hat), kommt „Transformers: ROTF“ mit einer ganzen Karavane von Lastwagen daher und stellt seine Lieferung verlässlich zu, einen Faustschlag mitten ins Gesicht gibt’s gratis dazu.
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Dass bei einer solchen Orgie purer Zerstörungswut und der Zelebrierung tricktechnischer Möglichkeiten die Darsteller zu kurz kommen, ist eigentlich logisch und hier wird garantiert keine Ausnahme geamacht. LaBeouf ist okay, Megan Fox spielt nicht, sie ist, insbesondere während der Endschlacht, nur dazu da, um in Zeitlupe und vor Sonnenuntergängen samt wogender Oberweite gefilmt zu werden, wobei sich Bay an ihr beinahe in gleichem Maße berauscht, wie an Flugzeugträgern, Panzern, Jets und Helikoptern. Bei der ganzen Sexualisierung bleibt die Liebesgeschichte zwischen ihr und LaBeouf reichlich wenig konkret. John Turturro kopiert seinen nervigen Part des (mittlerweile Ex-)Agent Simmons aus dem ersten Teil und „darf“ sogar wieder in Unterhose rumlaufen, Ramon Rodriguez als Leo ist ätzend, nervtötend, verabscheuenswert, grenzdebil, überflüssig. Tyrese Gibson und Josh Duhamel bekommen als wackere Soldaten fast nichts außer Ballern und kernige Sprüche klopfen zu tun. Kevin Dunn und Julie White werden als Sams verschrobene Eltern diesmal weitreichender ins Geschehen involviert, was aufgrund des bescheuerten Humors nur einen sehr bedingten Gewinn bedeutet. Alles, was sonst noch zwischen Collegestudenten und zackigen Militärs aufläuft, ist keine Erwähnung wert. Die Transformers werden als Figuren nicht weiterentwickelt, The Fallen rüttelt ein wenig an der Oberschurkenhierarchie, die angedeutete Spannung zwischen Megatron und seinem General Starscream wird zum wenig beachtenswerten Gezänke, bei den Autobots um den ehrenhaften Optimus Prime bleibt alles beim alten.
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„Transformers: ROTF“ ist nicht nur eine der üppigsten, sondern auch eine der zweischneidigsten Produktionen des Jahres. Die Substanzlosigkeit der Story und Charaktere, sonst oft größter Kritikpunkt an Filmen dieser Machart, ist dabei das geringste Übel. Vielmehr ist der Wechsel zwischen Szenen, die einen in den Sitz pressen und solchen, die einen anspornen, die Leinwand einzureißen, höchst ärgerlich und anstrengend. Sie trüben das dreckige Vergnügen, welches einem eigentlich durchgehend bereitet sein sollte. Aber die brüllend schäbige Komik, die politisch rechts außen positionierte Ideologie und die eklatanten erzähleriuschen und inszenatorischen Mängel der zweiten Filmhälfte verhindern dies. Beim ersten Teil reichte bei ähnlichen Schwächen ein zugedrücktes Auge, um diese zu akzeptieren und Spaß am Film zu haben, beim zweiten Teil fällt dies wesentlich schwerer. Mit ganz viel Willen und dem tiefsten Wunsch, sich einfach nur von „Transformers: ROTF“ unterhalten lassen zu wollen, gelingt dem Film dies zwar, aber so viel Anstrengung sollte ein Film dann doch nicht fordern.
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