Seit zu Beginn des neuen Jahrtausends sein internationaler Bestseller „39,90" erschien, der 2007 von Jan Kounen auch für die Leinwand adaptiert wurde, gilt der französische Autor Frédéric Beigbeder als führende Stimme der beißend-sarkastischen Kapitalismus- und Gesellschaftskritik. Mit seinem Regie-Debüt „Das verflixte 3. Jahr" nimmt er nun persönlich die Verfilmung seines früheren Romans „Die Liebe währt drei Jahre" in Angriff und schickt sich dabei einmal mehr an, die Pariser Künstler-Schickeria zu verspotten. Er garniert das Ganze wie gewohnt mit einer Art zynischer Philosophie der Liebe, seine Sicht auf Beziehungen ist konsequent pessimistisch und zuweilen abgehoben. Den obsessiv um Sexspielzeug, Schambehaarung und Pornos kreisenden pubertären Humor wird dabei nicht jeder mögen und die zahlreichen Spitzen gegen den französischen Literaturbetrieb sowie den spezifischen Pariser Rummel um vermeintliche Star-Autoren wird auch nicht jeder (deutsche) Zuschauer zu würdigen wissen. Kurz: An seinen literarischen Erfolg kann Beigbeder mit seinem Kino-Erstling nicht anknüpfen.
„Im ersten Jahr kauft man die Möbel. Im zweiten Jahr stellt man sie um. Im dritten Jahr teilt man sie auf." Auf diese bittere Bilanz bringt der Literaturkritiker und Gesellschaftskolumnist Marc Maronnier (Gaspard Proust) seine Ehe mit Anne (Elise Sednaoui). Die beiden haben sich auseinandergelebt, zumal Anne einen Seitensprung wittert. Nach der Scheidung zieht sich Marc mit viel Alkohol und voller Selbstmitleid in seine düstere Wohnung zurück – und schreibt ein Buch, gespickt mit zynischen Aphorismen über die Unmöglichkeit der Liebe: „Das verflixte dritte Jahr". Nach langem Zögern gibt derweil die unkonventionelle Werbefotografin Alice (Louise Bourgoin) Marcs Drängen nach und lässt sich auf eine Affäre mit ihm ein. Ihren Mann Pierre (Jonathan Lambert) will sie jedoch nicht verlassen. Dann erscheint Marcs unter einem Pseudonym verfasstes Buch – und führt zum Eklat...
Spritzige Dialoge sind Mangelware im Drehbuch von Beigbeder, Christophe Turpin und Gilles Verdiani. Stattdessen muss man mit der eitlen Larmoyanz des Protagonisten vorliebnehmen, der sich wie weiland Woody Allens „Stadtneurotiker" direkt an uns wendet, dabei aber keine vergleichbar witzigen Pointen oder Einsichten auf Lager hat. Der talentierte Komödiant Gaspard Proust in der Rolle des Beigbeder-Alter-Egos Marc spielt die libidinösen Nöte eines Möchtegern-Poeten und „romantischen Egoisten" derweil sehr überzeugend, aber manchmal scheint er fast ein Wiedergänger von Jean-Pierre Léaud und dessen Antoine Doinel zu sein. Und jene berühmte autobiografische Figur, die Léaud von „Sie küssten und sie schlugen ihn" bis zu „Liebe auf der Flucht" über mehr als 20 Jahre für François Truffaut spielte, ist hier ein ebenso offensichtliches wie unerreichbares Vorbild, zumal die Hommage Selbstzweck bleibt.
Anny Duperey hat Beigbeder nach eigenem Bekunden wegen ihrer Mitwirkung in Yves Roberts Klassiker „Ein Elefant irrt sich gewaltig" als Marcs Mutter engagiert. Und auch hier steht „Das verflixte 3. Jahr" im bewusst provozierten Vergleich deutlich schlechter da – etwas von Roberts melancholischer Frivolität hätte Beigbeders Film gut gestanden. Immerhin, Louise Bourgoin („Das Mädchen aus Monaco") ist ein echter Lichtblick. Ihre facettenreiche Alice ist witzig, intelligent und prinzipienfest. Warum sie im Endspurt des Films zum arroganten Schöngeist Marc zurückwill, bleibt allerdings ebenso seltsam undurchsichtig wie all die anderen amourösen Verstrickungen dieses Lustspiels. So muss letztendlich der geniale Filmkomponist Michel Legrand („Thomas Crown ist nicht zu fassen") für das bürgen, was Beigbeder selbst nicht aufbringt: Schwung, Integrität und – vor allem – Emotionalität.
Fazit: „Das verflixte 3. Jahr" ist eine oberflächliche und bestenfalls krampfhaft witzige Komödie, in deren Verlauf Frédéric Beigebder keine Balance zwischen intellektuellem Gestus und infantilem Humor findet. Überzeugend sind hier nur die charmante Louise Bourgoin und die tolle Musik.