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    Death Note: The Last Name
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Death Note: The Last Name
    Von Christoph Petersen

    Bevor der Abspann die Leinwand hinunterrollte, standen sich die beiden verbissenen Kontrahenten L und Light in der letzten Szene von Death Note zum ersten Mal persönlich gegenüber. Ein wahrhaft fieser Moment für einen Cliffhanger, der einen sofort nach Shusuke Kanekos direkter Fortsetzung „Death Note: The Last Name" lechzen ließ. Ein Glück also, dass die Programmplaner des FantasyFilmFest 2007 so fürsorglich waren, die beiden Vorstellungen in allen Festival-Städten jeweils nur 24 Stunden auseinander zu legen.

    Light (Tatsuya Fujiwara) hat es geschafft. Indem er seine eigene Freundin geopfert hat, ist er in die „Kira"-Sonderkommission und damit ganz in die Nähe von Superagent L (Ken´ichi Matsuyama) gelangt. Doch dieser hat seinen Verdacht gegen Light noch lange nicht begraben, glaubt trotz allem, dass in Wahrheit doch der junge Polizeischüler hinter der mysteriösen Mordserie steckt. Dass mittlerweile auch die Popprinzessin Misa Amane (Erika Toda) in Besitz eines „Death Note" gekommen ist und nun ebenso lustig vor sich hinmeuchelt, erschwert die Ermittlungen zusehens. Vor allem, weil sich der zweite „Kira", wie der Killer mittlerweile überall genannt wird, über die Medien direkt an die Öffenlichkeit wendet und dadurch einen richtiggehenden Kult um sich herum errichtet. Schlussendlich sind so mehr als 60 Prozent der Bevölkerung auf Seiten des Verbrecher tötenden Massenmörders. Schnell wird den Behörden klar, dass der zweite Killer ohne die Namen seiner Opfer auskommt, nur ihr Gesicht sehen muss, um diese auslöschen zu können. So steht für L an erster Stelle die Verhinderung eines Treffens der beiden „Kiras", denn mit vereinten Kräften wären sie wohl endgültig nicht mehr zu stoppen...

    Wo Light in Death Note noch eine Entwicklung vom rechtschaffenden Schüler hin zum süchtigen Mörder mit Allmachtsphantasien durchmacht, ist er nun einfach nur noch böse. Damit verlagern sich die Schwerpunkte in „Death Note: The Last Name" im Vergleich zum ersten Teil natürlich gewaltig. Das direkte Duell zwischen Light und L steht nun viel stärker im Mittelpunkt, auch wenn es nicht ganz so viel Platz einnimmt, wie man es vielleicht erwartet hätte. Nichtsdestotrotz sind die wenigen Aufeinandertreffen so aber zumindest ungeheuer intensiv ausgefallen. Und auch wenn sich Light und L nicht direkt gegenüberstehen, macht das vertrackte Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden doch stets unheimlich Laune. Erst mit dem Showdown schießt Regisseur Kaneko ein wenig über das Ziel hinaus. Und zwar nicht etwa, weil er hier irgendeine komplett sinnfreie Auflösung präsentiert, das Puzzle haut nach wie vor im Rahmen des Fantasygenre-üblichen absolut hin, sondern weil das Ende ganz einfach gute zehn Minuten zu viel in Ansprucht nimmt, was aufgrund der stolzen Laufzeit von 141 Minuten nur noch stärker auffällt.

    Die Thriller-Elemente sind jedoch nicht das Einzige, was am zweiten Teil überzeugt. Vielmehr wandert der Fokus von Lights persönlicher Entwicklung hin zum Umgang der Öffentlichkeit mit dem Phänomen „Kira" über. Kaneko packt in diesem Zusammenhang gekonnt den voll treffenden Satire-Hammer aus, nur um dann noch einmal mit einer stimmigen Medienschelte nachzulegen. Die Popkultur-Parodie beginnt schon mit der Anlage der Figuren Misa Amane und L – eine überhippe Girlie-Moderatorin (selbst ihre Lederfesseln während des Folter-Verhörs sind absolut modisch!) trifft auf den jede erdenkliche Süßigkeit in sich hineinstopfenden Superdetektiv: So legt die moderne, konsumorientierte Gesellschaft einen amüsanten Seelenstriptease hin. Bissiger und düsterer wird es dann, wenn die Massen anfangen, „Kira" als ihrem neuen Erlöser zu huldigen. Gerade in Zeiten, in denen selbst deutsche Politiker sich gerne mal in aller Öffentlichkeit wünschen, Terroristen doch einfach über den Haufen schießen lassen zu können, sind diese Szenen sogar auf gelungene Art ungemütlich und verstörend geraten. Sobald dann eine TV-Nachrichtenmoderatorin, die zunächst einmal ihre Konkurrentin - die sich an ihr vorbei hochgeschlafen hat - mittels eines Trucks aus dem Weg räumt, in den Besitz eines „Death Note" gelangt, kommt zusätzlich auch noch stimmige Medienkritik mit ins Spiel. Was die Kriegsschauplätze am Rande angeht, hat „Death Note: The Last Name" also jede Menge interessante Ansätze vorzuweisen.

    Fazit: Ein würdiger zweiter Teil des Fantasy-Thrillers, der vor allem durch seine satirischen Seitenhiebe überzeugt und bei dem nur das ausufernde Ende ein wenig die nötige Stringenz vermissen lässt.

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