Ein starkes Werk erwartet den Zuschauer mit "Walhalla Rising". Es kommt herausragend "anders" daher. Mythisch, ja. Mitunter mysteriös. Auch psychedelisch. Aber vor allem dem äußeren Anschein und Gewand völlig entgegengesetzt: inhaltsvoll! Zumindest für den Zuschauer, der das Geschehen für sich beginnt (ein) zu ordnen und letztlich zu interpretieren.
Eine rauhe Welt der Heiden. Es droht eine dunkle, gewaltsame Christianisierung. Ein Mann und ein Junge. Ihre Flucht und Reise entwickelt sich zu ihrer persönlichen Apokalypse. Die Vision eines heiligen Landes vor sich, eingehaucht durch fehlgeleitete, christliche Missionierer und Krieger, wird eine neue, unbekannte Welt erreicht. Manch einer wähnt sich in der Hölle. Ironischerweise sind es eben diese "Männer Gottes", Feind und Freund zugleich, die ihn, das Einauge, von einer Hölle weg (dem Christentum) in die nächste bringen. Aber ist diese Welt wirklich eine Hölle, auch für Einauge? Vielmehr scheint sie sich als Apokalypse, als Offenbarung, als "Lüften des Schleiers" zu entpuppen. Jeder muss sterben, ja. Aber kommt es darauf an, wie man abtritt? Hat die persönliche Apokalypse eine Bedeutung? Ja, denn es gibt jemanden, der sie erlebt und überlebt: der Einzige, der das Leben gewählt hat - der Junge. Jenseits aller Sündhaftigkeit und fehlgeleiteter Ideologien geht er, nicht angstfrei, aber mutig, den Weg der Wahrheit bis zum Schluß - und endet buchstäblich vor einem Meer voller Möglichkeiten, während sein Märtyrer sich seinem verdienten Gericht stellt - erhobenen Hauptes.
Fazit: Ein starker, fast als Kunstwerk anmutender Film mit einer für mich spirituellen Sprengkraft. Rare Ware.