Bei Jim Sheridans Filmen handelt es sich in der Tat um solche, in denen die Schauspieler tatsächlich im großen Zentrum stehen. So auch bei "Brothers", und deswegen ist hier gar nichts zu meckern. Vom fulminanten Toby Maguire über Sam Shepard in der Nebenrolle bis hin zu den Kinderdarstellerinnen, sind alle Leistungen überaus geglückt. Ich würde aber sagen, dass mir die Rolle von Natalie Portman durchaus ein wenig mehr ausgearbeitet hätte sein können, besonders in Bezug auf die Frage wie sie's eigentlich so mit ihrem Hausfrauendasein hält. Diesbezüglich hinterfragt sie das alles ziemlich wenig, finde ich. Andererseits ist das aber auch okay, weil wir feministische Elemente den Film auch überfrachtet hätten. -
Was aber wirklich eine Schwäche darstellt, ist manchmal die Inszenierung. So zum Beispiel finde ich den Schnitt im Wechsel zwischen der Afghanistan-Episoden und Tommys Ersatzrolle in der Heimat nicht so recht gelungen. Zudem ist die musikalische Untermalung meines Empfindens nach eher unpassend, weil sie zu sehr kitschiges Flair verströmt. Gitarrensounds & Co - nein, das war nicht nötig, genauso wie der Off-Kommentar zum Schluss. Diese kleineren Mängel summieren sich und trüben den Gesamteindruck etwas, obwohl der Film ansonsten durchaus stark auf den Spuren von "Deer Hunter" wandelt. Und solche Kriegsfilme finde ich schon am besten, insbesondere weil der Film, wie das Vorbild, dabei eher zurückhaltend und beobachtend ist. Keine großen Gesten. sehr gut! Dass es bei Traumata keine gängigen Logiken oder Erkennungsmuster gibt, verdeutlicht "Brothers" sehr stark, gerade auch weil Sam so viel durchmachen musste. Der Konflikt mit seinem Bruder, der keiner ist, macht den Film zudem wesentlich realistischer als eine wirkliche aufgesetzte Dreieckssituation, selbst wenn die Figur des Tommy darunter zu leiden hat. -
Fazit: Ein sehr guter Beitrag der "Heimat-Kriegsfilme" mit ein paar handwerklichen Schwächen, doch wunderbarer Schauspielerführung sowie Darstellerleistungen.