Adam Green, geboren 1981 in New York, bezirzt die Frauen weltweit, vor allem in Deutschland, mit seinem Gesang. Ob das aber auch Adam Green, geboren 1975 in Holliston, Massachusetts gelingen würde, bleibt unklar. Zwar war auch er einmal Leadsänger einer Band, doch seine Qualitäten liegen zweifelsohne an anderer Stelle. Wo, zeigt er mit seinem splatterfreudigen Partyspaß „Hatchet“, einer Hommage und Liebeserklärung an die Blut-Exzesse der 80er Jahre. Mit dieser Mischung aus „Freitag der 13.“ und „Das Ding aus dem Sumpf“ dürfte es Green wohl weniger gelingen, einen Platz in den Herzen der oben genannten Zielgruppe, aber dafür viel mehr in denen der Gorehounds dieser Welt zu ergattern.
Nachts, irgendwo im Sumpf: Sampson (Robert Englund) und sein Sohn wollen angeln. Doch anstatt den großen Fang zu machen, landen sie als Hackfleisch im Gebüsch. Denn in den Sümpfen lauert Victor Crowley (Kane Hodder), der einst durch einen Streich von Jugendlichen ums Leben kam. Nun sinnt der auferstandene, deformierte Crowley auf Rache und macht kurzen Prozess mit allen Menschen, die sich in sein Gebiet verirren. Davon wissen Ben (Joel Moore) und Marcus (Deon Richmond) allerdings nichts, als sie sich für eine nächtliche „Haunted Swamp Tour“ anmelden. Mit von der Partie: ein ganzer Reisebus Monsterfutter.
Der Inhalt klingt alles andere als originell. Ist er auch nicht. „Hatchet“ (dt.: „Beil“ oder „kleine Axt“) hat seine Qualitäten in ganz anderen Bereichen. Der Beginn ist zugegebener Maßen etwas unglücklich ausgefallen. Neugierig darauf, was da im Sumpf lauert, macht der Splatterauftakt zunächst nicht, und auch der Humor sitzt noch nicht richtig. Zum Glück tröstet der Cameo-Auftritt von Horror- und B-Movie-Star Robert „Freddy“ Englund etwas über die ersten Minuten hinweg. Dranbleiben lohnt sich auch, denn im Folgenden findet der Film immer besser seinen Ton. Im weiteren Verlauf greift die Parodie. Es gibt noch einen kleinen Auftritt von „Candyman“ Tony Todd, aber erst als Ben, Marcus und die Reisegruppe im Sumpf verloren gehen, kommt der Film in Fahrt und das ist manchmal wirklich komisch. Herrlich sind nicht nur die beiden ungleichen Freunde – der introvertierte Ben und der partysüchtige Marcus – sondern auch die anderen Figuren, die Regisseur Adam Green („Spiral“) in die Sümpfe schickt, wie zum Beispiel die beiden freizügigen Tussies Misty und Jenna, die glauben an einer freizügigen Filmproduktion des lüsternen Dark Shapiro beteiligt zu sein. Auch den anderen Teilnehmern der „Haunted Swamp Tour“ sieht man gerne zu. Vor allem Gruppenleiter Shawn (Parry Shen), aber auch Mr. und Mrs. Permatteo (Richard Riehle, Patrika Darbo) sind für einige Lacher gut.
Doch „Hatchet“ ist nicht nur ein Film, über den man lachen soll. Dementsprechend hart sind auch die Splatterszenen. Hier werden Gliedmaßen aus den Gelenken gedreht, Körper zerrissen, gespalten oder mit einer Schleifmaschine bearbeitet…wer keine Lust auf ein derartiges Massaker hat, ist definitiv im falschen Film. Ein Schmankerl für Fans: Mordmaschine Crowley wird gespielt von Kane Hodder, dem Jason-Voorhees-Darsteller.
Die Originalität der genannten Szenen bewegt sich größtenteils über dem Durchschnitt, kann aber selten wirklich begeistern. Die übertriebenen Splatterszenen gewinnen ihren Charakter eher durch das stets präsente Augenzwinkern, mit dem Green Versatzstücke des Genres aneinander reiht. Erst durch dummlustige Dialoge („Das tut doch weh“), eine sumpfige Atmosphäre, den schwungvoll-ironischen Soundtrack (z.B. Marilyn Mansons „This is the new shit“ aus dem Jahre 2003) und allgegenwärtigen Trashflair wird „Hatchet“ zu dem Partykracher, der er ist.
Doch auch wenn der Film seine Vorbilder so wunderbar durch den Kakao zieht, machen sich gewisse Ermüdungserscheinungen vor allem in der zweiten Filmhälfte bemerkbar. So gut die Parodie auf und die Hommage an die 80er-Jahre-Vorbilder stellenweise funktionieren – mit der bewusst einfach gehaltenen Geschichte stellt sich Adam Green selbst ein Bein. Richtig spannend wird es nie. Und leider ist Green weder ein Sam Raimi (Tanz der Teufel) noch ein Peter Jackson („Brain Dead“), die auch mit begrenztem Budget und schmalem Szenario allein durch ihren Inszenierungsstil locker 90 Minuten oder mehr unterhalten können. Wegrennen, anhalten und beratschlagen, wegrennen, anhalten… auf Dauer ist dieses Schema zu monoton. Sicher, es macht einen Unterschied, ob absichtlich oder aufgrund bloßer Einfallslosigkeit die überstrapazierten Motive des Genres aneinander gereiht werden. Er ist allerdings nicht so groß, wie es sich Adam Green wahrscheinlich gewünscht hat. Überstrapaziert bleibt überstrapaziert. Ein bisschen mehr Originalität wie z.B. in Severance hätte dem Film gut getan.
Fazit: Mit „Hatchet“ ist Adam Green ist ein kleiner, nostalgischer Ausflug in die Goresümpfe vergangener Jahre gelungen. Leider schleppt der Regisseur auch die Schwächen des Genres mit. Massig Gags, (abgetrennte) Glieder und Gedärm machen „Hatchet“ aber immerhin zu einem launigen Vergnügen für echte Fans.