Mein Konto
    The Echo
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    The Echo
    Von Robert Cherkowski

    Das Produzentengespann Roy Lee und Doug Davison folgte seit Anfang der 00er-Jahre immer wieder erfolgreich einem schlichten Konzept: Es beobachtete das ausländische, vornehmlich asiatische Horror-Kino, sicherte sich frühzeitig die Rechte und brachte US-Remakes auf den Weg. Der Erfolg gab ihm Recht, auch weil die große Mehrheit des amerikanischen Publikums keine Untertitel lesen mag. Die von Lee und Davison eingefädelten Remakes wie „The Ring", „The Grudge", „Departed - Unter Feinden" oder „Dark Water - Dunkle Wasser" sind stets überzeugende, manchmal sogar begeisternde Neufassungen im Geist der Originale und tragen sogar bisweilen zu deren Neuentdeckung bei. Zu dem respektvollen Umgang mit den ursprünglichen Stoffen gehört auch, dass für das Remake zuweilen der Regisseur des Originals engagiert wurde, wie etwa im Fall von Takashi Shimizu, der sowohl den japanischen als auch den amerikanischen „Grudge" inszenieren durfte. Auch der philippinische Regisseur Yam Laranas bekam von Lee und Davison bereits 2008 die Gelegenheit, das Remake seines eigenen Film „Sigaw" zu drehen, und legte mit „The Echo" ein vor allem in der ersten Hälfte gelungenes Horror-Drama vor.

    Gerade auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen, sieht die Lage von Bobby Walker (Jesse Bradford) nicht gerade rosig aus. Er rappelt sich auf und bemüht sich, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Er zieht ins heruntergekommene Apartment seiner verstorbenen Mutter und geht tagsüber einem Job als Automechaniker nach. Während er in seiner freien Zeit versucht, die Beziehung zu seiner Ex-Freundin Alyssa (Amelia Warner) wieder aufleben zu lassen, wird er nachts von seltsamen, beunruhigenden Geräuschen geplagt. Irgendetwas scheint mit dem seltsamen Mietshaus nicht zu stimmen, in dem bald schon erste Todesfälle zu beklagen sind. Als dann noch ein mysteriöses Kind immer wieder durch die Flure schleicht, zweifelt Bobby bald ebenso an seinem Verstand wie seine Umwelt. Bei dem Versuch, dem Geheimnis des Hauses auf die Spur zu kommen, bringt er nicht nur sein eigenes Leben in Gefahr...

    The „Echo" beginnt furios: Schnell, ohne falsche Sentimentalität und unnötige Vertiefung wird Bobby als Held etabliert, seine Hintergrundgeschichte wird gerade ausreichend angedeutet, um seine seelische Verfassung zu verstehen. Auch wenn Hauptdarsteller Jesse Bradford („Flags Of Our Fathers") nicht viele Möglichkeiten bekommt, schauspielerisches Talent auszuspielen, nimmt man ihm den sensiblen, etwas ausgebrannten und emotional verhärmten Ex-Sträfling, der vor den Trümmern seines Lebens steht, jederzeit ab. Speziell die langen und wortlos gehaltenen Sequenzen, in denen er die ohnehin düstere, verstaubte Wohnung seiner Mutter erkundet und nebenbei versucht, den seltsamen Geräuschen und beunruhigenden Details wie etwa den ausgerissenen Fingernägeln im Klavier auf den Grund zu gehen, sind mehr als gelungen und bestechen durch atmosphärische Dichte. In den guten Momenten fühlt man sich an den Hauptakt von Ti Wests „The House of the Devil", in den besten sogar an Polanskis „Der Mieter" erinnert. Mit dem bräunlichen Sepia-Farbstich hat man es zwar etwas übertrieben und der eigentlich stimmungsvollen Kameraarbeit von Matthew Irving („Quarantäne 2") eine aufdringliche Note gegeben, doch die erste Hälfte von „The Echo" ist mit ihrem stillen, lauernden Erzählfluss dennoch mehr als überzeugend.

    Das hohe Niveau kann Regisseur Yam Laranas leider nicht ganz halten und verzettelt sich im späteren Verlauf seines Films desöfteren. Hatten anfangs noch Blicke gereicht, wird nun immer öfter in Dialogen erklärt, was ohnehin deutlich ist. Dieses Vorgehen erscheint doppelt unnötig, da die zu Beginn so durchdachte und andeutungsreiche Handlung nun immer stärker in handelsüblichen Bahnen entwickelt. Allzu oft hat man das „Held versucht mysteriöses Treiben aufzuklären und wird von allen für verrückt gehalten"-Szenario schon gesehen und Laranas fügt ihm nichts Neues hinzu.

    Fazit: Am Ende überwiegt das Licht den Schatten trotzdem knapp: „The Echo" ist mit dem starken Auftakt, der mit stillem Grusel und einer traurigen, eher zu einem Drama passenden Grundstimmung überzeugt, sehenswert, auch wenn das letzte Drittel nach dem guten Start eher enttäuschend ist.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top