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    Rest Stop 2: Don't Look Back
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Rest Stop 2: Don't Look Back
    Von Jens Hamp

    Die Gründung des „Raw Feed“-Labels hat sich offensichtlich für die Warner Brothers finanziell gelohnt. Das auf den DVD-Markt spezialisierte Sublabel hat bisher erst vier, überwiegend verzichtbare Horror- und Science-Fiction-Filme auf den Markt geschmissen – und schon steht die erste Fortsetzung ins Haus. Der zuvor als Produzent tätige Shawn Papazian soll nun mit seiner Regiearbeit „Rest Stop: Don’t Look Back“ das Fürchten lehren. Allerdings beweist das simple Abspulen der bekannten Story nur erneut, mit welcher Einfallslosigkeit dem gruselwilligen Publikum das Geld aus der Tasche gezogen wird.

    Während seines zehntägigen Heimaturlaubes macht sich der Soldat Tom (Richard Tillmann) mit seiner Freundin Marilyn (Jessie Ward) und dem kindsköpfigen Kumpel Jared (Graham Norris) auf die Suche nach seinem verschollenen Bruder Jesse (Joey Mendicino) und dessen Flamme Nicole (Julie Mond). Diese verschwanden vor einem Jahr auf ihrer Fahrt nach Kalifornien spurlos. Auf erste Hinweise stößt das Trio auf dem mysteriösen Old Highway, der auf keiner Landkarte verzeichnet ist. Zu diesem Zeitpunkt hat sich allerdings schon ein blutlüsterner Pickup-Fahrer (Brionne Davies) an ihre Fersen geheftet und auch eine verrückte Predigerfamilie scheint in ihrem Wohnmobil Bekehrungen auf äußerst ungewohnte Art und Weise durchzuführen…

    Im Grunde kranken Horrorsequels allesamt an den gleichen Mängeln. Die neuen Darsteller werden lediglich nach ihren optischen Werten besetzt und in klassische Rollenklischees gezwängt. Erzählt wird eine stumpfsinnige Variation des Vorgängers und um wenigstens mit einer „Verbesserung“ werben zu können, wird schließlich die Gewaltschraube nochmals angezogen. Und welch Wunder, genau nach diesem lieblosen Prinzip wurde auch „Rest Stop: Don’t Look Back“ heruntergespult.

    Tom ist als Vaterlandsverteidiger natürlich der blendend aussehende strahlende Held, der mit Marilyn aus einem Werbekatalog für Bilderbuchbeziehungen entsprungen sein könnte. Unterdessen ist Jared das klassische fünfte Rad am Wagen und fällt vorwiegend durch den Zwist mit der weiblichen Hauptfigur sowie durch das Tapsen in Fettnäpfchen auf. Die Reihenfolge der Opfer scheint angesichts dieser klassischen Rollenverteilung natürlich auf Anhieb durchschaubar zu sein – und tatsächlich wird Jared als erster von dem Pickup-Fahrer attackiert. Wieso sich dieser Angriff allerdings auf einem Dixie-Klo abspielen muss, ist schleierhaft. Vermutlich wollten die Filmemacher auch einmal etwas anderes als die rote Suppe für das Kunstblut anrühren.

    Nach diesem ungewohnten fäkalen Zwischenstopp findet „Don’t Look Back“ äußerst schnell den Weg zurück auf die ausgetretenen Genrepfade. In der Folge ist einzig das ganz und gar nicht zimperliche Quälen der Charaktere auffällig, denn im Vergleich zum Vorgänger wurde hier noch ein ordentliches Schippchen in Sachen Härte nachgelegt. Es werden mehrfach Beine mit Bohrmaschinen malträtiert oder Hände abgetrennt. Jedoch loten die Effektspezialisten nicht alle Grenzen des guten Geschmacks aus und wahren in einem besonders heftigen Moment eine dezente Distanz zum Foltergeschehen – gleichwohl ist alleine der Gedanke an diese Gräueltat derartig widerwärtig, dass der Ekelfaktor unter dieser vordergründigen Pietät nur marginal leidet.

    Um jedoch nicht komplett in die Ecke des Torture Porns abzudriften, mischt Autor John Shiban, der in den Neunzigern bezeichnenderweise auch einige Drehbücher für „Akte X“-Folgen verfasste, noch einen Schuss Geisterspuk unter die Handlung. Im Vorgängerfilm gab es dazu nur wenige Andeutungen und die Frage, wer nun wirklich als Untoter über den Old Highway geistert, blieb zum Missfallen vieler komplett unbeantwortet. Insbesondere die Rolle der Predigerfamilie wurde vollständig ins Nebulöse gehüllt. Nun aber liefert der Epilog von „Don’t Look Back“ einen Rückblick in das Jahr 1972 – und dort stößt der Killer erstmalig auf die religiösen Fanatiker. So gut diese Enthüllungen auch gemeint waren, für die Spannung sind sie leider das absolute Todesurteil, lassen sie doch für die letzten Wendungen der Handlung kaum noch Varianten zu.

    Trotz zahlreicher Mängel, Idiotien und genereller Einfallslosigkeit kann sich „Rest Stop: Don’t Look Back“ minimal von dem üblichen unterirdischen Einheitsbrei im Horrorgenre abheben. Der Inszenierung ist deutlich anzumerken, dass eine zahlungskräftige Filmgesellschaft hinter der Produktion steht. Die Kamera fängt stilvoll die flirrende Hitze des Highways ein und die von Bear McCreary (Wrong Turn 2, „Battlestar Galactica“) komponierten Songs lassen förmlich den Sand in den Gitarrenverstärkern spüren. Einzig bei den Darstellern wurde wieder Geld eingespart. Immerhin konnte Steve Railsback (The Devil’s Rejects, „Helter Skelter“, Dich kriegen wir auch noch) erneut als Tankstellenwart engagiert werden – aber dessen schauspielerischer Zenit ist bekanntlich auch schon seit einigen Jahren überschritten.

    One killer hit deserves another

    Es war abzusehen, dass „Rest Stop: Don’t Look Back“ keinen Preis für Ideenreichtum gewinnen würde. Aber selbst als Horrorhappen für zwischendurch eignet sich die „Raw Feed“-Produktion kaum. Auch wenn die Figuren immerhin etwas intelligenter als im Vorgängerfilm agieren, bleiben Spannung und Atmosphäre auf der Strecke. Stattdessen wird mal wieder der Gewaltfaktor erhöht – und mit dem immer gleichen Ausloten der Ekelgrenze lässt sich kaum noch jemand hinter dem Ofen hervorlocken, zumal die deutsche DVD nur eine gekürzte Fassung bietet.

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