Bis jetzt hat sich Hollywood erfolgreich um das schwierige Thema des Hautfarben-Rassismus herumgedrückt und es nie wirklich tiefsinnig behandelt. Dieser Aufgabe nimmt sich jetzt "Lakeview Terrace" an und zieht diese auch konsequent und knallhart durch. Dem Film ist es nicht zu peinlich, völlig offen über den Unterschied zwischen schwarz und weiß zu sprechen, benutzt eine harte Gangart und eine heftige Sprache. Der Film ist politisch nicht immer ganz korrekt und viele werden sich über seine Konsequenz ärgern, doch man kann ihm nur zu Gute halten, dass er mit seiner Aussage nicht hinter dem Berg bleibt und stets ernst bleibt, ohne etwas zu vereinfachen. Ein Großteil der Figuren im Film ist schwarz, sodass der weiße Hauptcharakter Chris fast wie ein Fremdkörper wirkt. Die Handlung beginnt relativ gemächlich und lässt sich viel Zeit, seine drei Hauptakteure sehr ausführlich vorzustellen. Mit der Zeit wartet "Lakeview Terrace" allerdings mit immer mehr Rasanz auf: Die Situation spitzt sich zu, es kriselt immer schlimmer zwischen den verhassten Nachbarn und die Zeit zur Explosion wird immer weniger. Am Ende kracht es in einem adrenalintreibenden Showdown noch mal richtig und der Film endet in einem Knall, der zwar ein wenig zu erahnen war, in seiner Härte aber dennoch überraschend ist. Fans knallharter Action kommen aber insgesamt nicht auf ihre Kosten, da sich der Thriller viel mehr auf eine tiefe Psychologie der Figuren verlässt als auf große Stunts und Feuergefechte. Trotzdem: Ohne eine überzeugende Darstellerriege könnte ein psychologisch aufgebauter Thriller wie dieser zu keinem Zeitpunkt funktionieren. Hier darf glücklicherweise lockere Entwarnung gegeben werden. Samuel L. Jackson geht in der Rolle des terrorisierenden, kaltfiesen Nachbarn Turner grandios auf und bringt eine Spitzenleistung nach der anderen. Ab und zu beginnt man ihn fast selbst zu hassen, und von welchem Bösewicht in einem Film kann man das denn so behaupten? Ihm gegenüber stehen die relativ unbekannten Patrick Wilson und Kerry Washington. Auch sie können in ihren Rollen ohne Abstriche überzeugen. Anfangs noch zurückhaltend und freundlich, entwickelt vor allem Wilson gegen Ende eine unberechenbare Aggressivität und kann sich perfekt freispielen. In den Nebenrollen gibt es keine Ausfälle, aber ebenso wenig Auffälligkeiten, da sie alle nicht sonderlich ins Licht gerückt werden und gegen Jackson, Wilson und Washington klar den Kürzeren ziehen müssen. Besonders schade fällt das bei Abel Turners Sprösslingen auf. Eine schwierige Beziehung vor allem zu seiner pubertierenden Tochter wird angedeutet und begonnen, aber letztendlich nie wirklich zu Ende geführt, da die Geschichte im letzten Drittel knallhart umfährt und diesen Handlungsstrang so abgehackt beendet. So wird zugunsten eines actionreichen Finales viel Nebenpotenzial für zusätzlichen Adrenalin fallen gelassen. Insgesamt wirkt auch der komplette Schluss des Streifens ein wenig plötzlich und hinterlässt einen unbefriedigenden, leicht unfertigen Eindruck.
Fazit: "Lakeview Terrace" ist ein spannender und psychologisch unberechenbarer Thriller mit einem grandiosen Samuel L. Jackson in der Hauptrolle. Zwar wird die Konsequenz nicht richtig gut zu Ende geführt und durch die Kurzweil bleibt nach der Sichtung nicht mehr viel haften, doch ein netter und überraschend ehrlicher und offener Kinoabend ist jedenfalls garantiert.