Was sollte nach Star Trek - Der erste Kontakt noch kommen? Diese Frage stellte sich vorallem denen, die den neunten Star-Trek-Kinofilm mit Spannung erwarteten, war der Vorgänger doch so etwas wie der perfekte Trek-Streifen gewesen. Und so muss sich Star Trek - Der Aufstand nun mal allenthalben den Vergleich mit dem Vorgänger gefallen lassen. Und um der Wahrheit die Ehre zu geben, in mancher Hinsicht braucht er ihn nicht einmal zu scheuen.
Diejenigen, die 1998 Der erste Kontakt, Part 2 erwartet hatten, mussten zwangsläufig enttäuscht sein von der Richtung, die der neunte Star-Trek-Kinoausflug einschlug. Diejenigen jedoch, die auf ein eigenständiges, positives und im besten Sinne treklastiges Kinoabenteuer hofften, fanden ihre Hoffnungen bestätigt.
Während im Vorgänger die Geschichte der Menschheit und im Grunde Star Trek an sich auf dem Spiel standen, sind es in diesem Teil der Saga die Werte der Föderation, die in Gefahr sind. Die Idee diesen Konflikt diesmal nicht auf dem Rücken der gesamten Galaxie auszutragen, sondern vielmehr das Schicksal von 6000 Individuen über den Zustand des inneren politischen Zustands der Föderation entscheiden zu lassen, ist vielleicht als deutliche Hinwendung zu TNG zu verstehen und thematisiert ein ureigenes Trek-Thema. Alles in allem ist Der Aufstand bei weitem nicht so düster wie Der erste Kontakt und vermittelt einen durchaus optimistischeren Eindruck von der Zukunft. Die Fragen, die in der Geschichte gestellt werden, zeigen deutlich, dass es sich lohnt für diese Zukunft zu kämpfen.
Inwieweit rechtfertigen die Bedürfnisse einer großen Gruppe den Nachteil einer kleineren? Wie schnell sind wir bereit unsere Werte und Normen über Bord zu werden, wenn wir uns davon einen Vorteil versprechen? Oder ist der Eigennutz wirklich der Imperativ jeglicher Politik?
Ein weiteres Thema des Films ist die Besessenheit einer Gesellschaft mit Jugend und Schönheit. Etwas, das in der amerikanischen Gesellschaft noch deutlich stärker verwurzelt ist als in unserer. Diese Obsession hat für die Son’a eine Qualität erreicht, dass sie sich ins Gegenteil verkehrt und sie aufgrund zahlreicher Eingriffe zwingt hässlich zu sein. Die Strahlung des Ba’ku-Planeten ist dabei natürlich eine wenig subtile Trek-Variante des Jungbrunnens, doch es wird weniger die Suche nach ihm gezeigt, sondern vielmehr die Frage gestellt, was wir tun würden, wenn wir unsere Jugend (zumindest zum Teil) wiedererlangen könnten.
Regisseur und Darsteller Johnathan Frakes beweist mit seiner Inszenierung, die betont lockerer ist als in seinem Debüt von 1996, dass er die Serien-Charaktere versteht und vorallem, dass die Produzenten gut daran getan hätten, ihn auch für den zehnten Film wieder ins Boot zu holen. Zwar bringen es die anderen Figuren nicht auf ähnlich viel Screentime wie die Publikumslieblinge Picard und in geringerem Maße Data, dennoch sind sie wichtig und mehr als bloße Stichwortgeber, wie es teilweise in Nemesis der Fall sein sollte.
Frakes ist es daher zum Teil auch zu verdanken, dass dieser Film wirklich wunderschön geworden ist. Zwar sind die Special Effects am heutigen Kinomaßstab gemessen nicht mehr erstklassig, aber die Liebe zum Detail in der Ausstattung und die prächtigen Außenaufnahmen machen dies mehr als wett und beweisen einmal mehr, dass es bei Star Trek nicht (nur) um Action geht (oder gehen sollte). Es ist wohl den ausgezeichneten Darstellern geschuldet, dass Picards aufblühende Liebe zu Anij dabei nicht kitschig, sondern durchaus glaubwürdig ausfällt.
Und doch muss an dieser Stelle Kritik erlaubt sein, denn manchmal versandet der Film doch zu sehr und schrammt dabei ein ums andere Mal fast am Kitsch vorbei. Zwar ist es eine nette Erinnerung an die erste TNG-Episode 1987, dass Rikers und Trois Gefühle für einander wieder erwachen, aber dazu hätte es keiner Schaumbad-Szene bedurft. Auch Worfs Pubertät ist für das ein oder andere Schmunzeln gut und geht trotz einiger Albernheiten so schon in Ordnung, Data als besserer Rettungsreifen ist dagegen eher fragwürdig. Man darf sich allerdings durchaus auch fragen, warum die Crew des Sternenflotten-Flagschiffs in Heuhaufen Verstecken spielt, während sich der Alpha-Quadrant zur gleichen Zeit in der Gefrahr befindet vom Dominion überrant zu werden (DS9). Möglicherweise hätte man noch ein Jahr warten sollen bis die dritte Star-Trek-Serie ausgelaufen wäre.
Zwar kann man F. Murray Abraham schauspielerisch keinen Vorwurf machen, aber wie schlimm es um die Föderation bestellt sein muss, wenn eine Bande von (zugegebenermaßen schwerbewaffneten) Abtrünnigen sie in ihren Grundfesten dermaßen erschüttern kann. Die Son’a wirken leider eher wie eine zweitklassige Miliz und können es nicht mit den Klingonen, Romulanern oder Borg aufnehmen. Sie und Dougherty spielen kaum mehr als normale Bad Guys, die sich am Ende als nicht so böse herausstellen. Nichtsdestotrotz kann sich die Raumschlacht zwischen der Enterprise und Ru’afos Schiffen wirklich sehen lassen, ist sie doch die letzte, die auf CGI verzichtet und noch mit klassischen Modellen gefilmt wurde. Der Zyklus zwischen Kämpfen und Verschnaufen auf dem Planeten hingegen droht mehrmals langweilig zu werden und als dann auch noch die Höhlenkulissen ausgepackt wurden, fühlte man sich vielleicht doch ein bisschen zu sehr an den Serienursprung erinnert. Bei aller Moral in diesem Film, erscheint es zum Schluss dann doch etwas unmenschlich, dass die Crew der Enterprise nicht einmal den Versuch macht Ru’afo zu retten.
Der Titel „Star Trek - Der Aufstand“ bzw. „Insurrection“ mag durchaus passend gewählt sein, besonders neu ist die Idee damit aber nicht. In der Tat verstößt die Crew der (jeweiligen) Enterprise statistisch gesehen in jedem zweiten Film gegen ihre Befehle. Auch hatte es erst in Das unbekannte Land eine Verschwörung von Sternenflottenoffizieren gegen die Ideale der Föderation gegeben, auch war die Idee einer Migration mittels Holodeck schon in der TNG-Episode 13x7 „Die oberste Direktive“ zu sehen. Ein bisschen mehr Kreativität wäre durchaus wünschenswert gewesen.
Obwohl er nicht mit seinem Vorgänger mithalten kann, ist Der Aufstand dennoch ein wirklich guter Science-Fiction-Streifen, dem es weder an Action, noch Botschaft mangelt. Allenfalls ein gewisses Maß an epische Breite und Relevanz für die Trek-Historie hätte dem Film gut getan. So bleibt ein Werk, das ich über die Jahre mehr und mehr zu Schätzen gelernt habe und das auch durchaus Nicht-Trekkies empfohlen werden kann.