Was beim schnellen Überfliegen der Inhaltsangabe wirken mag, wie ein gewöhnlicher 08/15-Thriller, entpuppt sich beim zweiten Blick als Film mit erstaunlichen Credits: Bruce Beresford, dessen „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ 1990 vier Oscar gewann, zeichnet sich für die Regie verantwortlich. In der Hauptrolle damals wie heute Morgan Freeman, der allerdings im Gegensatz zu seinen sonstigen Gewohnheiten mal auf der anderen Seite des Gesetzes steht. Sein Gegenpart, der gesetzestreue Familienmensch Ray wird gespielt von John Cusack. – Trotzdem kann Beresfords neuer Film die an ihn angesichts dieser Ausgangsbedingungen gestellten Erwartungen nur bedingt erfüllen. „The Contract“ geht weder als Charakterdrama noch als Action-Thriller voll auf und leidet zudem an seiner stark konstruiert wirkenden Story.
Ray (John Cusack) hat es nicht leicht mit seinem Sohn Chris (Jamie Anderson), der nach dem Tod seiner Mutter immer rebellischer wird. Als wieder mal der Sheriff Chris nach Hause bringen muss, weil dieser beim Dope rauchen erwischt wurde, beschließt Ray gemeinsam mit seinem Sohn ein paar Tage in der Natur zu verbringen. Dort soll von Mann zu Mann geredet und sich ausgesöhnt werden. Ebenfalls nicht leicht hat es der Profikiller Frank Carden (Morgen Freeman), als ihm der Zufall in seinen aktuellen Auftrag pfuscht: Nach einem Autounfall bemerkt das Krankenhauspersonal natürlich seine Waffe und übergibt ihn der örtlichen Polizei, die ihn auch prompt dem FBI weiterreicht. Zu allem Überfluss schlägt der Befreiungsversuch seiner Leute fehl und Frank sieht sich nach einem weiteren Unfall mit Handschellen versehen in der Wildnis wieder. Dort wird er von Ray und seinem Sohn gefunden. Anstatt ihn laufen zu lassen, wie Frank vorschlägt, entscheidet sich Ray allerdings, den Profikiller der Polizei zu übergeben. Das erweist sich aber als alles andere als leicht, denn Franks Männer sind ihnen schon dicht auf den Fersen.
John Cusack (High Fidelity, Being John Malkovich als gesetzestreuer Familienvater und Morgen Freeman (Erbarmungslos, Sieben) als Auftragskiller – das lässt natürlich einige Erwartungen aufkommen. Vor allem den fast durchweg weisen Freeman mal in der Rolle des (vermeintlichen) Bösen zu sehen, hat seinen Reiz. Dass der Film nun nur mit Abstrichen funktioniert, liegt wie erwartet nicht an den beiden Hauptdarstellern. Im Gegenteil – ihnen ist es zuzuschreiben, dass der Film überhaupt noch so gut zieht. Schon eher können einem ihre Figuren nicht gefallen. Morgen Freemans Charakter ist selbst als Auftragskiller letzten Endes immer noch der gute Onkel und Cusacks Ray die Rechtschaffenheit in Person. Hier hätte der Film ruhig etwas mehr Widerhaken vertragen können. Das unsauber gearbeitete Drehbuch tut sein weiteres, um den positiven Aspekten entgegen zu arbeiten. Unentschlossen erzählt es seine zwischen Action-, Thriller- und Charakterkino hin- und her lavierende und darüber hinaus unangenehm konstruiert wirkende Geschichte, setzt immer wieder Dialoge in den Sand und ist auch in anderen Belangen nicht fehlerfrei. Ganz zu schweigen von dem Rahmen gebenden Plot um Franks Auftragsmord, der nicht halb so raffiniert wirkt, wie er gerne möchte. An welche Zielgruppe richtet sich der Film? Dem Action-Publikum dürften die zwei bis drei Szenen, in denen es zur Sache geht, nicht genügen. Zugegeben sieht der Hubschrauberabsturz gut und druckvoll gefilmt aus, und auch der erste von zwei Showdowns (Hütte) kann sich inszenatorisch sehen lassen. Ebenfalls fraglich ist, ob wenigstens die, die sich einen Thriller erhoffen, wirklich auf ihre Kosten kommen. Denn auch der Verfolgungspart des Films überzeugt nur halb. Atmosphärischer Landschaftsbilder zum Trotz schaffen es Beresford und sein Team leider nicht, dem Zuschauer ein Gefühl für die Räumlichkeit des Waldes zu vermitteln. Man hat selten eine genaue Vorstellung davon, ob die Verfolger jetzt nah dran oder weit entfernt sind, so dass auch die atemlose und mörderische Jagd, hinter ihren Möglichkeiten zurück bleibt. Vielleicht lieber noch einmal Auf der Flucht anschauen? Bleibt nur noch das Charakterduell zwischen Frank und Ray als möglicher Spannungsfaktor. Auch hier präsentiert sich „The Contract“ durchwachsen, obwohl dieser Part im Vergleich zu den anderen noch am besten funktioniert, was der schon erwähnten Performance der Hauptdarsteller zu verdanken ist. Im Gegensatz zu Freeman und Cusack fällt die Leistung der anderen Darsteller allerdings mehr oder weniger stark ab. Vor allem Jamie Anderson wirkt im direkten Vergleich ziemlich blass.
Bei „The Contract“ wurde versucht, möglichst viel unter einen Hut zu bringen. Das betrifft auch die Konflikte zwischen den Charakteren: zwischen Killer Frank, Ray und dessen Sohn, zwischen dem FBI und den lokalen Polizeibeamten und schließlich zwischen den Franks Schergen, von denen einer ein doppeltes Spiel spielt. Leider arbeitet der Film keinen dieser Aspekte richtig aus, sondern springt munter von Erzählstrang zu Erzählstrang. So hat man gar nicht so lange Zeit, über eventuelle Unstimmigkeiten nachzudenken und das hat bestimmt auch sein Gutes. Unterm Strich ist „The Contract“ ein durchaus verträglicher Film geworden, dessen gute und schlechte Seiten sich ungefähr die Wage halten. Dennoch ist es schade, dass gerade der oscarnominierte Australier Bruce Beresford (*1940) sein Können für ein unterdurchschnittliches Script verpulvert und das Ergebnis nur ein Mittelklassefilm ist. Trotzdem: Wer kein Meisterwerk erwartet und einfach auf gut anderthalb Stunden solides, stargepowertes Verfolgungskino aus ist, macht mit „The Contract“ nicht viel verkehrt.