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    Schwere Jungs
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Schwere Jungs
    Von Christoph Petersen

    Egal wo man hinschaut, in jedem Rückblick auf das vergangene Kinojahr wird 2006 als das „Jahr des deutschen Kinos“ gefeiert. Und dafür ist neben den finanziellen Erfolgen (Das Parfum, 7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug, Deutschland. Ein Sommermärchen) und dem Kritikerfavoriten Das Leben der Anderen vor allem auch Marcus Rosenmüllers bayrischer Publikumsliebling Wer früher stirbt, ist länger tot, der es über die Monate auf mittlerweile mehr als 1,3 Millionen Zuschauer gebracht hat, mitverantwortlich. Nun kommt mit der lose auf einer wahren Geschichte um die Goldmedaille von 1952 beruhende Bob-Komödie „Schwere Jungs“ bereits Rosenmüllers zweiter Film in unsere Kinos. Dabei ist das Ergebnis zwar größer und teurer als sein Erstling, dafür aber leider nicht mehr ganz so charmant und originär.

    1936 veranstaltet die Garmisch-Partenkirchener Dorfjugend ihre eigenen Winterspiele. Weil sich an Gamsers Bob eine Schraube löst, muss er sich seinem Erzfeind Dorfler geschlagen geben - eine schmerzliche Niederlage, die sein Leben noch lange dominieren sollte. Erst ganze 16 Jahre später sieht Gamser (Sebastian Bezzel) endlich seine Chance auf eine Revanche gekommen – die Olympischen Winterspiele stehen unmittelbar vor der Tür und neben Dorfler (Nicholas Ofczarek), der gerade zum Weltmeister im Viererbob gekürt wurde, wird sich noch eine zweite deutsche Mannschaft für den Wettbewerb in Oslo qualifizieren. Schnell sind die alten Kumpanen Franz (Michael A. Grimm), Fustl (Antoine Monot Jr.) und der Leusl Peter (Simon Schwarz) zusammengetrommelt, um mit dem Unternehmen Olympia 1952 zu beginnen. Doch neben den rein sportlichen Hindernissen gilt es auch noch mit einer Menge anderer Probleme fertig zu werden. Aber wenn Ehekrach, tief verankerte Feindschaften und finanzielle Schwierigkeiten es den angehenden Olympioniken auch nicht gerade einfacher machen, gelingt dem Team Dorfler zur Überraschung aller doch tatsächlich die Qualifikation…

    Als Rosenmüller die Regie von „Schwere Jungs“ übernahm, war der Überraschungserfolg von Wer früher stirbt, ist länger tot noch nicht einmal ansatzweise vorauszuahnen. Und so haben sein Stand in der Branche und sein Selbstbewusstsein ganz offensichtlich noch nicht ausgereicht, um seine eigene Handschrift auch bei einem Projekt dieser Größenordnung konsequent durchzusetzen. So lassen sich Story und Humor recht deutlich in zwei Bereiche aufteilen. Zum einen lässt sich im Kern die typische Sportfilmdramaturgie vom Aufstieg des vermeintlichen Underdogs entdecken. Dabei ist es zwar ganz erfrischend nach dem WM-Stimmungswandel den Pathos einer solchen deutschen Erfolgsgeschichte mal ganz offen und ohne schlechtes Gewissen genießen zu dürfen, aber ansonsten findet sich hier wenig Neues, das über vergleichbare Produktionen wie etwa Das Wunder von Bern oder Miracle hinausgeht.

    Viel besser, unterhaltsamer und charmanter sind da schon die zahlreichen Nebenhandlungsstränge, die auch die eigentliche Qualität des Films ausmachen. Egal ob die Bayern in Norwegen nach Nacktmagazinen zur Finanzierung ihrer Olympiateilnahme fahnden, mit der hübschen Eisprinzessin Johanna Mücke (Denise Zich) anbandeln oder ihr gutes Fassbier selbst mit in dieses gerstensaftlose Land einschleppen müssen, bei diesen kleinen Anekdoten am Rande kommt Rosenmüllers uriger Humor dann doch noch durch – je bayrischer eine Szene, desto besser!

    Mit Sebastian Bezzel und Michael A. Grimm haben die Produzenten ein wunderbar disharmonierendes Erzfeinde-Duo ausgegraben – auch wenn beide, zumindest was ihre Arbeit für die große Leinwand betrifft, noch eher unbekannt sind, meistern sie doch die schwierige Gratwanderung zwischen vom Ehrgeiz zerfressenden Dickschädeln und echten Sympathieträgern. Auch die übrige Bobbesatzung kann voll überzeugen. Antoine Monot Jr. (Blackout Journey) als windiger Geschäftsmann, Simon Schwarz (Silentium) als pantoffeltragender Blasmusiker und Michael A. Grimm als uriger Gasthauswirt ergeben ein ebenso buntes wie unterhaltsames Panoptikum bayrischer Archetypen. Ein kleines schauspielerisches Comedy-Highlight am Rande setzen auch noch Bastian Pastewka (Der Wixxer, Reine Formsache) und Horst Krause (Schultze Gets The Blues), die als überforderte Funktionäre herrlich überzogen agieren, wenn die Reduktion ihrer Rollen auf vornehmlich platte Schwulenwitze ihnen die Sache auch nicht unbedingt einfacher macht.

    Auch was die Inszenierung angeht, ist es Rosenmüller nur bedingt gelungen, seinen persönlichen Stil in diese Großproduktion hinüberzuretten. Zwar gibt es noch einige verspielte Momente, etwa wenn abwechselnd die streitenden Köpfe von Gamser und seiner Frau Rosi (Liane Forestieri) über einem Bettende hinwegschauen, und auch die zum Teil absurd überstilisierten Bobfahrten sind sehr gelungen, aber ansonsten kommt „Schwere Jungs“ recht kanten- und profillos daher – Rosenmüller präsentiert sich zwar als gereifter Handwerker, aber eine eigene Note scheint nur noch selten durch. So manch ein Regisseur hätte auf diesen Film wahrlich stolz sein können, aber für Rosenmüller, der doch eigentlich schon in seinem Erstling mit einer originären, aufregend andersartigen Handschrift überraschen konnte, ist diese grundsolide Sportkomödie dennoch ein Schritt in die falsche Richtung.

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