Eigentlich haben die Wilden Kerle ja schon alles erreicht, zuletzt einen grandiosen Sieg über die „Biestigen Biester“, ihr weibliches Pendant. Und eigentlich wäre es danach ja auch gut gewesen, aber solange die Kasse stimmt, kann ein vierter Teil ja nicht schaden. Außerdem wurde es auch Zeit für einen Imagewechsel der kleinen Fußballfreunde; Harry Potter hatte ihnen immerhin schon vergangenes Jahr vorgemacht, dass eine Kinderserie irgendwann einmal erwachsen werden muss – schließlich wird das Zielpublikum ja auch immer älter, den wilden Kerlen darf es da nicht anders gehen. Waren in den ersten beiden Teilen Mädchen noch absolut uninteressant für die Jungs, wurden sie im dritten Teil schon etwas neugieriger auf das andere Geschlecht. Und nun kommt es, wie es kommen muss: Die Probleme mit den Mädels fangen so richtig an und die Bande droht daran zu zerbrechen.
Schon zu Beginn des Films wird klar, dass die Serie eine neue Richtung einschlägt und merklich ins Fantastische driftet. Erst einmal müssen die alten BMX-Räder durch supermoderne Motocross-Maschinen eingetauscht und die Jungs (inklusive Vanessa, der weiblichen Mitstreiterin) in eine stylische Ledermontur gehüllt werden. So ein bisschen erinnert das an „Mad Max“; ein Eindruck, der sich weiter verhärtet, als die wilden Kerle bei ihren Gegnern eintreffen – den „Wölfen“ aus Ragnarök, die eine Burg im Wald bewohnen und aussehen, als wären sie frisch aus George Millers Endzeit angereist (ein kleines Mädchen der Wölfe kann sogar genauso gut zischen wie der kleine Junge mit dem Bumerang aus „Mad Max“). Natürlich besuchen die wilden Kerle die gegnerische Mannschaft nicht einfach so. Sie wollen die „Wölfe“ herausfordern, um den letzten Wettkampf zu gewinnen, den es für sie noch auszutragen gibt: den Freestyle-Soccer-Contest, einen Fußball-Wettkampf ohne Regeln. Und während unsere Freunde ihr Lager errichten und sich auf das alles entscheidende Spiel vorbereiten, baut sich im Hintergrund schon die zweite Story auf. Hinter Ragnarök liegt nämlich der Nebel, hinter dem das Ende der Welt zu finden ist und an dessen Pforte ein mysteriöses Mädchen – gekleidet im orientalischen Stil – wartet. Erik, der Anführer der „Wölfe“, rät seinem Kontrahenten Leon, den Contest zu verlieren, ansonsten würde das Mädchen aus dem Nebel dessen Leben zerstören. Doch Leon schlägt alle Warnungen in den Wind, schließlich will er der Beste sein und würde niemals freiwillig verlieren. Und so nimmt das Unheil seinen Lauf, an dem die wilden Kerle zu zerbrechen drohen.
Das wesentliche Problem des Films ist, dass er in zwei Teile zerfällt, die nur dürftig und arg konstruiert miteinander in Beziehung gebracht werden. Im ersten Teil steht der Freestyle-Soccer-Contest im Vordergrund, erst danach kommt der Film zu seinem eigentlichen Thema, dem klassischen Bruderzwist. Denn sowohl Leon als auch sein älterer Bruder Marlon verlieben sich in das hübsche Mädchen aus dem Nebel, das von Marlon „Horizon“ getauft wird – der Horizont und alles, was dahinter liegt. Vanessa, die eigentlich mit Leon zusammen ist, gefällt das natürlich gar nicht und das jugendliche Drama kann beginnen.
„Die Wilden Kerle 4“ bietet den meisten Ernst der Reihe, schließlich behandelt er auch knallharte Themen wie Eifersucht, Neid und Egoismus. Die zentralen Figuren in diesem Spiel sind Leon, Marlon, Vanessa und Horizon, die Anführerin der Silberlichten, die dem Zuschauer durch ihre penetrant mysteriöse Art ziemlich schnell auf den Senkel geht. Und dass der eigentliche Dreh- und Angelpunkt der Reihe – nämlich das Fußballspielen – bei der großen Tragödie fast völlig untergeht, scheint logisch, ist aber trotzdem sehr schade. Sowohl der Freestyle-Contest bei den Wölfen als auch das große Finale bei den Silberlichten werden durch „Golden Goal“ entschieden, womit garantiert ist, dass das Spiel vorbei ist, bevor es richtig angefangen hat. Und da die Duelle mit allen Tricks ausgetragen werden, kommt man gar nicht richtig zum Mitfiebern, sondern kann nur passiv beobachten, was wohl als nächstes passieren wird. Dasselbe gilt für die Charaktere, die teilweise recht sprunghaft agieren und daher auch kaum Gelegenheit zum Mitfiebern bieten.
Das dritte Sequel der erfolgreichen „Wilden Kerle“-Reihe wagt den Schritt vom Kinderfilm zum Jugendabenteuer, garniert mit einer großen Portion Fantasy und ein bisschen Gruselstimmung. Leider kommt trotz der handfesten und ernsten Thematik keine wirkliche Spannung auf, da der Film recht uninspiriert und notdürftig zwei Geschichten miteinander verschachtelt und die Figuren durch ihre Oberflächlichkeit nicht wirklich mitreißen können. Positiv anzumerken sind die jungen Darsteller, die ihre Rollen im Kontext des Films recht gelungen spielen und in keiner Weise negativ auffallen. Trotzdem (und leider) hat der Film seine stärksten und intensivsten Momente, als beim Abspann diverse Pannen vom Dreh eingespielt werden.