Natürlich hat jeder Kinogänger sich schon öfters gewünscht, dass doch bitte schön endlich jemand die großen, total gehypten und überschätzten Maintstream-Blockbuster mal so richtig schön durch den Kakao zieht. Damit findet die Parodie „Fantastic Movie“ von Jason Friedberg und Aaron Seltzer eigentlich schon seine Daseinsberechtigung. Wie so oft hapert es hier allerdings an der Umsetzung - und das gewaltig.
Denn das „Fantastic Movie“ kommt nicht als schlagfertige Inszenierung (zumindest nicht im übertragenen Sinne, wortwörtlich nimmt es den Term schon recht ernst) daher, sondern schießt einen plumpen Gag nach dem anderen von der Leinwand auf seine fassungslosen Zuschauer. Die anvisierte Zielgruppe des Regie- und Drehbuchduos scheinen zwölfjährige amerikanische Teenager zu sein, die sich an auf Peinlichkeit abzielenden Jokes nicht satt sehen können. Doch wo das Team Friedberg/Seltzer mit seiner Horror-Persiflage „Scary Movie“ noch stellenweise recht intelligent und spritzig das Genre aufräumte, tun sich heute eklatante Lücken in Sprachwitz und Timing auf. Dabei übernehmen die beiden Elemente aus genau den Filmen, die sich dafür geradezu anbieten.
Die vier unterschiedlichen Waisen Lucy (Jayma Mays), Peter (Adam Campbell), Susan (Faune Chambers) und Edward (Kal Penn) bringt ein goldenes Einladungsticket für die Schokoladenfabrik von Willy Wonka (Crispin Glover) zusammen. Als sich der Gastgeber als kinderfressendes Monstrum entpuppt, flüchten die vier durch den Kleiderschrank in die Welt Gnarnia. Während Lucy sich mit einem Faun (Hector Jiminez) anfreundet, der sie vor der Weißen Hexe (im Original: White Bitch gespielt von Jennifer Coolidge) warnt, geht Edward der fiesen Hexe direkt in die Falle und gerät in Versuchung, seine Freunde an sie auszuliefern. Doch das übrig gebliebene Trio lässt sich von Harry Potter und seinen Freunden fit machen, um an der Seite des rechtmäßigen Königs Aslo (Fred Willard) den Kampf gegen die Weiße Hexe aufzunehmen. Doch welche Rolle spielt der undurchsichtige Pirat Captain Jack Swallows?
Daraus ergibt sich handlungstechnisch ein buntes Potpurri aus Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia und Charlie und die Schokoladenfabrik, angereichert mit Ideenklau von X-Men, „Harry Potter“, Klick, Snakes On A Plane, „Punk’ed“, Superman Returns und Nacho Libre. Keine schlechte Sache per se, aber die beiden Regisseure zäumen ihr Pferd von hinten auf: Denn der Film beginnt mit seiner noch intelligentesten Szene, einer gelungenen Persiflage auf alles, was man an The DaVinci Code – Sakrileg kritisieren kann, nur um dann in der Folge gnadenlos und kontinuierlich abzuflachen. Die knapp vierminütige Einlage von „MTV Cribs“, einer Sendung, in der Megastars ihre dekadenten Häuser vorstellen, ist dann der absolut überflüssige Tiefpunkt, bei dem man sich eine Fernbedienung herbeisehnt, um den Müll einfach vorzuspulen. Dagegen erscheint nur im Nachspann eine Szene mit einem Crossover zwischen Michael Jackson und V wie Vendetta, welches zumindest in der kurzen Einblendung ganz gut rüberkommt.
In der Inszenierung gibt es beim „Fantastic Movie“ auch nur zwei Ideenstränge: Zum einen setzt das Team auf Look-Alike-Darsteller, die zum Teil sogar ganz gelungen ihre Vorbilder imitieren, aber in der Masse der Doubles irgendwann nervig werden, zum anderen kommen unzählige Hip-Hop-Einlagen zum Tragen. Offensichtlich wurde hier versucht, den Weltrekord für den Film mit den meisten sinnlosen Rap- und Tanzeinlagen zu brechen. Was beim ersten Mal schon nicht wirklich komisch wirkt, ist dann beim fünften Mal schon ein Grund zum Frust, wenn Mordopfer, Faune, Hexen, Piraten und X-Männer um den peinlichsten Auftritt um die Wette rappen.
Die Schauspieler des „Fantastic Movie“ rekrutieren sich zum großen Teil aus dem Cast des letzten Films von Jason Friedberg und Aaron Seltzer, Date Movie, und bleiben ebenso schauspielerisch unauffällig wie im Vorgängerfilm, auch wenn sie ein bemerkenswertes Durchhaltevermögen an den Tag legen. Filmisch hat das Team von Friedberg und Seltzer nach „Date Movie“ eigentlich überhaupt nichts dazugelernt. Die Kamera zeigt einfach nur stumpf die Materie, statt Bewegung und Impetus des Films zu erzeugen; sie steht fast schon lustlos im Geschehen. Das Auge des Zuschauers wird ebenso wenig geführt wie die Schauspieler, die keine Chance bekommen, ein gutes Timing aufzubauen und stattdessen in die Gags hineinstolpern.
Zu empfehlen ist „Fantastic Movie“ daher überhaupt nicht - es sei denn, man hat auch beim „Date Movie“ gelacht. Wer trotzdem gern den Faun mit dem Biber knutschen sehen will, auf Kalauerfeste steht und sich fragt, wie viele Hip-Hop-Szenen man denn nun wirklich in 92 Filmminuten unterbringen kann, der kann den Kauf einer Karte für „Fantastic Movie“ dennoch riskieren - selbstverständlich ohne Gewähr.