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KritischUnabhängig
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4,0
Veröffentlicht am 12. März 2010
Habe den Film schon vor einigen Monaten im TV gesehen und bin jetzt zufällig über die Kritiken gestolpert, daher will ich kurz etwas zu dem Film sagen. Kann mich nicht mehr an jede einzelne Szenen erinnern, aber auf jeden Fall hatte der Film eine unglaublich dichte Atmosphäre. Damit hatte ich damals nicht gerechnet. Es gab viele schockierende Szenen, die das Leid der deportierten Menschen absolut glaubwürdig widerspiegeln. Man sollte wissen, dass der Film, wie der Titel schon sagt, nur ein einzelnes historisches Ereignis aus 12 Jahren Nazi-Terror herauspickt, nämlich die Deportation der letzten Berliner Juden. Der Großteil des Film spielt sich daher in einem Viehwaggon eines Deportationszuges ab, der nach Auschwitz fährt. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass der Film dadurch interessant wird, wenn alles an einem so eingeschränkten Ort stattfindet, doch der Regisseur hat diese Situation meisterlich ausgenutzt. Ich kenne keinen Film, der so intensiv und emotional das Schicksal der Juden darstellt. Zusammen mit der Musik muss das jeden Zuschauer bewegen! Die Kritikpunkte kann ich nicht ganz nachvollziehen, denn nicht jeder Film über die NS-Zeit muss auch die Frage "Wie kam es zu allem" und "Wie wurde man Mittäter" behandeln. Hier geht es nur um das Thema Deportation, und was in den Waggons und auf der Strecke zum Vernichtungslager passiert. Das sollte man vor Anschauen des Films wissen.
Die Kritikpunkte an der Umsetzung des Holocaust-Themas in "der letzte Zug" sind richtig. Einseitigkeit, Klischees und eine oft überbordend emotionalisierte Darstellung behindern eine weiterführende Auseinandersetzung mit dem unbegreiflichen Wahnsinn des organisierten, industriellen Massenmords. Letzlich gelingt es dem Film in der letzten halben Stunde dennoch, diesen ausweglosen Wahnsinn derart nah an den Zuschauer zu tragen, dass man mehrmals tief durchatmen muss, um das Gesehene zu verarbeiten. Obwohl ein Vergleich mit Schindlers Liste eigentlich nicht gezogen werden kann - Stil, Reichweite, Tiefe und Thematik unterscheiden sich stark - besitzt "Der letzte Zug" einen stärkeren Brennpunkt auf unmittelbares, unvorstellbares Leid.