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    Vom Suchen und Finden der Liebe
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Vom Suchen und Finden der Liebe
    Von Claudia Holz

    Was wäre die deutsche Filmlandschaft ohne die Hitlertagebuch-Satire „Schtonk“, die Münchner Society-Posse „Rossini“ oder ohne den Monaco-Franze? Arm, ärmer, am ärmsten. Helmut Dietl hätte keine Karriere und es gäbe so gut wie keine Bespiele, um das gemeine Vorurteil zu widerlegen, die Deutschen hätten keinen Humor. Doch was Dietl in seinem neuen Film „Vom Suchen und Finden der Liebe“ versucht, bestätigt nur bedingt seinen Ruf, eines deutschen Vorzeigeregisseurs. Viel zu unklar ist nämlich, was der Herr Dietl in diesem Werk nun ernst meint und was er, mit weitestgehend tollen Schauspielern und köstlichen Dialogen, auf die Schippe nimmt. In einem Interview hat er gesagt, dass der Humor in einem Dietl-Film obligatorisch sei und natürlich das Mindeste, was die Zuschauer erwarten können. Doch sagte er auch, dass dies, sein bislang, ehrlichster und persönlichster Film sei. Mal schauen, ob er die Gratwanderung auch diesmal mit Bravur absolvieren konnte.

    Der Komponist Mimi Nachtigal (Moritz Bleibtreu) trifft eine reizende Sängerin (Alexandra Maria Lara), der er den klangvollen Namen Venus Morgenstern gibt und die beiden verlieben sich unsterblich ineinander. Gemeinsam machen sie nun Karriere, indem Venus eine berühmte Schnulzensängerin wird und Mimi ihr die passenden Schmusesongs dazu liefert. Nach sieben intensiven Beziehungsjahren voll des Streits trennt sich das einstige Traumpaar. Venus beginnt sofort eine neue Beziehung mit Harry (Justus von Dohnányi), der ebenfalls ihre Karriere fördert, und Mimi merkt, dass er ohne Venus nicht leben kann. Auf einer griechischen Insel nimmt er sich schließlich das Leben. Vom Gott Hermes (Heino Ferch) begleitet, tritt Mimi den Weg in die Unterwelt an. Doch just in diesem unpassenden Moment entdecken sowohl Mimi, als auch Venus - er im Jenseits, sie im Diesseits - dass sie einfach nicht ohne einander sein können und für einander bestimmt sind. Verzweifelt, aber unerschütterlich im Glauben an eine Liebe, die über den Tod hinaus geht, steigt Venus, wie einst Orpheus, in die Unterwelt hinab, um ihren verlorenen Geliebten zurückzuholen.

    Natürlich geht es um die große Liebe, obwohl hier auch frank und frei jede Art von Beziehung aufs Korn genommen wird. Alles an diesem Film wirkt herrlich gekünstelt. Angefangen bei einem aalglatten Berlin, wie aus einer anderen Zeit und endend bei den Schnulzen, die Venus im Ballkleid vor einem Elite-Publikum zum Besten trällert. Die Ausstattung ist kalt und systematisch, um das Thema Liebe zu illustrieren. In Mimis Wohnung gibt es nur die Farben rot und schwarz und bei dem befreundeten Ehepaar Stokowski (Uwe Ochsenknecht und Anke Engelke) hat alles seinen Platz in der perfekten Ikea-Einrichtung. Sogar der Sex wird nach Terminkalender abgemacht. Doch das Problem an der Sache ist, dass sich dies dem Thema Liebe (und Dietl ging es nicht um irgendeine Liebe, sondern um die große und wahre) vollkommen widerspricht. Jetzt können Zuschauer kommen und sagen: „Ja, genau. Das ist doch die Satire daran.“ Der Punkt ist, dass durch ein Nicht-Vorhandensein der Liebe, keine Gefühle im Zuschauer geweckt werden können. Zusätzlich muss leider ein viel zu dünnes Drehbuch (Helmut Dietl und Patrick Süskind) den Kopf herhalten. Das einzige dramaturgische Experiment in „Vom Suchen und Finden der Liebe“ bleibt leider nur Mimis Tod und die Tatsache, dass er in der Unterwelt weiterlebt.

    Was an dem Film allerdings passt und was dem Zuschauer ein Grinsen auf das Gesicht zaubert, sind die spitzen, treffenden und, wie gewohnt, literarisch süffigen Dialoge. Dabei können dann auch die Schauspieler glänzen. Moritz Bleibtreu („Das Experiment“, „Solino“) ist Dietls Alter-Ego und Alexandra Maria Lara („Der Untergang“, „Cowgirl“) bildet mit ihm ein stimmiges Paar. Anke Engelke („Der Wixxer“) kann zeigen, dass sie auch darstellerisch was drauf hat und Uwe Ochsenknecht („Das Boot“) war ja schon immer toll. Doch die Verwandlung der Stunde macht Heino Ferch („Straight Shooter“) durch, indem er den androgynen Hermes in einem güldenen Gewand und mit üppigem Vorbau spielt (schön viel Bein zeigt er übrigens auch). Hermes kümmert sich in der Unterwelt nämlich rührend um den liebeskranken Mimi und hätte ihn am liebsten für immer bei sich. Und die Bettszene zwischen Gaststar Harald Schmidt („Late Show“) und Anke Engelke schießt den Vogel ab. So was gibt es halt nur bei Dietl.

    Es ist nicht die Unterhaltung die fehlt - obwohl auch manchmal der ein oder andere Kalauer herhalten muss. Darüber lässt sich schmunzelnd hinwegsehen. Was hier nicht stimmt, ist die Legitimation als Film. Wenn Mimi sich in der Unterwelt in einem „Herr der Ringe“-Ambiente wiederfindet, dann bekommt der Zuschauer den Eindruck, als hätte der Regisseur doch mehr erzählen wollen, als nur eine reine Gesellschaftssatire. Hier beginnt dann leider auch kein Märchen oder gar eine griechische Tragödie. Dafür sind die Mittel dann doch zu begrenzt und viel zu wahllos wird dafür zwischen Drama und Komödie gesprungen. Aber vielleicht geht es auch nur darum, dass die wahre Liebe ein Mythos ist. Doch dabei hat sich dann Dietl leider mit einer viel zu großen Anzahl an exzentrischen Charakteren verzettelt. Das Buch entwirft keine stimmige Geschichte, sondern liefert vielmehr eine Aneinanderreihung von Figuren, die in verschiedensten Arten von Beziehungen leben und nur durch die beiden Hauptcharaktere Mimi und Venus zusammengehalten werden. Schön wäre es allerdings gewesen, auch neben den zahllosen Sticheleien und Unterschieden zwischen Mann und Frau, eine befriedigende Story geliefert zu bekommen. Übrigens ist es nicht unbedingt falsch, was Dietl in Mann/Frau-Beziehung beobachtet und auf die Leinwand bringt, aber es ist leider auch nicht besonders subtil.

    „Vom Suchen und Finden der Liebe" ist eine amüsante Operette mit einigen Größen der deutschen Schauspielelite in ungewohnten Rollen und messerscharfen Dialogen. Doch dahinter steckt eine geringe Halbwertszeit aufgrund von Mängeln im Drehbuch sowie einer deplazierten üppigen Inszenierung. Merke: Blue Box hat noch keinem schlechten Film zum Erfolg verholfen. Oder was meinen Sie, Mr. Lucas?

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