Das ist literarisch und filmisch mit das Beste, was die ehemalige DDR hervorgebracht hat. Frank Beyer verfilmte 1975 den Roman von Jurek Becker. Er hatte dazu die schauspielerische Elite des Landes zur Verfügung: z.B. Armin Mueller-Stahl, Henry Hübchen, Erwin Geschonneck, Blanche Kommerell u.v.a. Die Produktion des Filmes schlug damals hohe Wellen, die bis in die SED Spitze reichten. Und es ist der einzige DDR-Film, der eine Oscarnominierung erhalten hat.
Ort der Handlung ist ein KZ im Jahre 1944. Jakob Heym (ganz groß Vlastimil Brodsky) erfindet die Nachricht vom Herannahen der sowjetischen Armee und damit der bevorstehenden Befreiung der Insassen, die durch diese Notlüge neue Lebenskraft schöpfen. Die Nachricht verbreitet sich im Lager wie ein Lauffeuer. Jakob gibt vor ein Radio zu besitzen, in dem er die Meldungen gehört hat.
Manche Mithäftlinge sehen darin aber auch eine Gefahr, weil sie die Vergeltung durch das Wachpersonal der Nazis fürchten.
Besonders liebevoll geht Jakob mit der kleinen Lina um. Für sie spielt er hinter einer Wand den Märchenonkel. Obwohl sie Jakob durchschaut, lässt sie ihn im Glauben, dass er ein Radio hat.
Immer wieder werden Retros eingeblendet aus Jakobs früherem Leben, als er eine elegante Dame ausführte. Ein junges Pärchen bietet Stoff für ein weiteres menschliches Drama. Anders als in Roberto Benignis Film ‘Das Leben ist schön‘, ist hier die brutale Grausamkeit permanent präsent und doch fällt mir dieser Film immer wieder ein, wenn ich an Frank Beyers Film denke. Diese beiden Filme sind wie die zwei Seiten einer Medaille. Es sind verschiedene Aspekte, die doch irgendwie zusammengehören. Sie ergänzen sich. Auch wenn die latente Brutalität des Naziregimes äußerlich nicht permanent sichtbar ist, wabert sie durch das Bewusstsein der Personen und manifestiert sich in der Lageratmosphäre. Man kann sie nicht negieren, nur wie Benigni durch Komik aushöhlen.
Die grausame Deportation wird durch Retros aus der guten alten Zeit und Szenen aus dem Märchen, das Jakob Lina erzählt hatte, abgefedert.