Jane Austen lebt. Dieser Eindruck drängt sich jedenfalls auf. In schöner Regelmäßigkeit werden die Romane der legendären englischen Schriftstellerin (1775-1817) verfilmt. Dabei hat sie in ihrer eher kurzen Schaffenszeit nur sechs vollständige Bücher geschrieben. Nach Julian Jarrolds Biographie Geliebte Jane (2007) widmet sich nun Regisseurin Robin Swicord dem Phänomen Austen aus einem ganz anderen Blickwinkel. Ihr Romantik-Drama „Der Jane Austen Club“ spielt im kalifornischen Sacramento der Neuzeit, ist aber durch seine Figuren unzertrennbar mit der Epoche des frühen 19. Jahrhunderts verbunden. Aus diesem interessanten Ansatz und mit Hilfe eines sympathischen Ensembles entwickelt sich ein netter, kleiner, unscheinbarer Film.
Fünf Frauen, fünf Freundinnen, fünf mehr oder minder gebrochene Herzen. Sylvia (Amy Brenneman, Heat) hat es am schwersten erwischt. Ihr Mann Daniel (Jimmy Smits, Star Wars: Episode II - Angriff der Klonkrieger, Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith) hat sie einfach für eine andere verlassen, obwohl die beiden keine offensichtlichen Beziehungsprobleme hatten. Ihre Freundin Bernadette (Kathy Baker, Das Spiel der Macht) will die Trauernde aufheitern und gründet den Jane-Austen-Buchclub. Weitere Mitglieder sind Sylvias lesbische Tochter Allegra (Maggie Grace, „Lost“), die mitten in einer Liebeskrise steckt, und die junge Lehrerin Prudie (Emily Blunt, Der Teufel trägt Prada), die von ihrem unsensiblen Mann Dean (Marc Blucas, Flight Girls) genervt ist und kurz davor steht, mit dem Schüler Trey (Kevin Zegers, Dawn Of The Dead) eine Affäre zu beginnen. Jocelyn (Maria Bello, The Cooler) ist eingefleischte Single-Frau und hat vielmehr ihre Hundezucht im Kopf als einen kernigen, männlichen Zweibeiner. Doch das ändert sich, als sie dem jungen Computerspezialisten Grigg (Hugh Dancy, Shooting Dogs) begegnet. Kurzerhand lädt sie den feschen Science-Fiction-Freak, der bisher noch keinen Austen-Roman gelesen hat, ein, den Treffen des Buchclubs beizuwohnen. Bei der Auswahl der Bücher, die reihum jeden Monat von einer Person des Clubs näher vorgestellt werden, wählt jeder unbewusst das Werk, das seiner Gefühlswelt am nächsten kommt und in Teilen das eigene Leben reflektiert.
Robin Swicord hat sich als Drehbuchautorin mit Filmen wie „Betty und ihre Schwestern“, „Zauberhafte Schwestern“ und Die Geisha als Spezialistin für Frauenthemen einen Namen gemacht. Da ist es nur konsequent und logisch, dass sie dem vertrauten Terrain in ihrem Regiedebüt „Der Jane Austen Club“ treu bleibt. Ihre Adaption von Karen Joy Fowlers Bestseller zeichnet sich durch eine authentische wie liebevolle Ausgestaltung der Charaktere aus. Das Herzstück des Films ist die locker-flockige Transformation der Austen-Figuren in die Gegenwart. Mit leichter Hand und einem lässig-sympathischen Soundtrack im Rücken inszeniert Swicord ihr beachtliches Ensemble und setzt gezielt und geschickt Parallelen zwischen den zwei völlig unterschiedlichen Epochen, so dass jeder Charakter Züge eines Austen-Romans in sich wiederfinden kann. Das geschieht auf zwei Ebenen – der unterbewussten, sprich das Verhalten, und der offensichtlichen, wenn die Protagonisten aus dem Werk der Schriftstellerin (Sinn und Sinnlichkeit/„Gefühl und Verstand“, 1811; Stolz und Vorurteil, 1813; „Mansfield Park“, 1814; „Emma“, 1816; „Kloster Northanger“, 1817; „Überredung“/„Verführung“, 1817) zitieren oder ganz konkret ausdrücken, wie sich betreffende Romanfiguren wohl in bestimmten Situation verhalten hätten.
Mit dieser Herangehensweise steckt Regisseurin Swicord einen ganz klar definierten Rahmen ab. Je mehr der Betrachter sich im literarischen Werk Austens auskennt, desto besser. Denn nur so ist der komplette Zitatenschatz des Films zu erfassen. Das ist auf der einen Seite schade, weil dies wohl kaum auf die gesamte Zuschauerschaft zutrifft, aber auch für den Rest ist zumindest der Geist der Austen-Welt sichtbar. Wenigstens an der einen oder anderen Verfilmung sollte jeder engagierte Kinogänger schon einmal vorbeigekommen sein – was sich als Grundlage bereits eignet.
Doch bei aller Leichtigkeit, mit der hier Herz, Schmerz, Liebe, Leid, Lebensfreude und -frust zwischen Komödie und Drama aufbereitet werden, bleibt der Film immer brav an der Oberfläche der Gefühlswelt. Ein bisschen weh tun darf es schon, aber nicht zu sehr. Schließlich ist „Der Jane Austen Club“ trotz aller Problemchen ein Feel-Good-Movie, das neben einer Prise Leiden vor allem Spaß und gute Laune verbreiten soll: Trotz dezenter Anleihen bei der Seifenoper gelingt es Robin Swicord zu unterhalten, selbst wenn der Plot keine großen Überraschungen parat hält. Denn ihr erlesenes Darstellerensemble lässt sie nicht im Stich und gefällt durch sichtbare Spielfreude. Herauszuheben oder negativ zu erwähnen, ist dabei niemand, weil jedes Rad in das andere greift und keines ausfällt.
Fazit: „Der Jane Austen Club“ ist eine sympathische Dramödie, die zwangslos zu unterhalten versteht.