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    Submerged
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Submerged
    Von Björn Becher

    In seinen Jahren im Direct-To-Video-Geschäft hat der einstige Actionstar Steven Seagal (Alarmstufe: Rot, Deadly Revenge, Exit Wounds) einige merkwürdige Filme gedreht. „Submerged“ ist jedoch ein besonders absonderlicher, dürfte es doch nur wenige U-Boot-Filme geben, die trotz eines so offensichtlichen Titels (to submerge = untertauchen) fast gar nicht an Bord eines Unterseeboots spielen. Zum Glück werden Filme aber nicht danach bewertet, ob sie ihrem Titel gerecht werden, sonst bliebe für „Submerged“ nämlich nur die Tiefstwertung. Viel besser ist der Action-Thriller von Anthony Hickox aber dennoch nicht. Erst gegen Ende – und damit viel zu spät – dreht er auf, auch weil Seagal diesmal keine One-Man-Show abzieht, sondern sich schlagkräftige Unterstützung mit ins (Achtung: Kalauer!) Boot holt.

    Die USA blickt einer neuen Gefahr ins Auge. Ein Personenschützer hat ohne Motiv urplötzlich eine Botschafterin (Leigh Zimmerman) und ihre Begleitung erschossen. Die Ursache ist schnell gefunden. Der skrupellose Wissenschaftler Adrian Lehder (Nick Brimble) hat eine Möglichkeit zur Gedankenmanipulation entdeckt. Unter dem Kommando des erfahrenen Colonel Sharpe (Gary Daniels) soll eine Spezialeinheit Lehder in seinem Versteck aufspüren und verhaften. Doch die Einsatztruppe gerät in einen Hinterhalt und in Gefangenschaft. Die Regierung weiß nur noch einen Ausweg: Ihr bester Mann Chris Cody (Steven Seagal) muss reaktiviert werden. Der sitzt mitsamt seinen Kumpanen seit Jahren im Gefängnis, weil er zwar einen zweiten 11. September verhindert, dabei aber ein wenig zu viel Kollateralschaden in Kauf genommen hat. Vollständige Rehabilitierung und 100.000 Dollar pro Nase sollen Cody und seine Mannen, darunter der britische Scharfschütze Henry (Vinnie Jones), der Schiffsexperte Chief (P.H. Moriarty) und der Navigator Luis (Stephen Da Costa), davon überzeugen, den Auftrag anzunehmen. Gemeinsam mit dem ihnen zugeteilten Agenten Fletcher (William Hope) sollen sie Lehder ausschalten und die Gefangenen befreien. Codys siebter Sinn sagt ihm gleich, dass Fletcher ein Verräter ist, weshalb er ihn am eigentlichen Einsatzort aussetzt, während er selbst die Invasion von einer anderen Seite beginnt…

    Wie Steven-Seagal-Experte Vern in seinem Buch Seagalogy: A Study of the Ass-Kicking Films of Steven Seagal unter Bezugnahme auf Visual Effects Producer Scott Coulter zu berichten weiß, hat „Submerged“ eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte, in deren Verlauf das Projekt eine komplette Wendung nahm. Regisseur Anthony Hickox, der sich mit Werken wie „Hellraiser III“, „Waxwork - Reise zurück in der Zeit“ und „Warlock - Satans Sohn kehrt zurück“ einen Namen im Horrorgenre gemacht hat, sollte einen Horrorfilm drehen, in dem sich ein paar Elitesoldaten auf einem U-Boot einer Gruppe Mutanten erwehren müssen. Schnell war Steven Seagal verpflichtet, dem das Horrorsujet aber überhaupt nicht zusagte. So wurde das Projekt immer weiter verändert und das Drehbuch immer mehr umgeschrieben. Das Ergebnis: Vom Ausgangsszenario ist fast gar nichts mehr übrig geblieben. Mutanten gibt es keine, auf dem U-Boot spielen lediglich noch rund 15 Minuten, die ganz grob noch der ursprünglichen Handlung entsprechen dürften. Alles andere ist neu. Warum der Titel beibehalten wurde, ist daher genauso fraglich, wie die Entscheidung des deutschen Verleihs Kinowelt, den Slogan „Underwater…Undercover“ auf die DVD-Hülle zu drucken: Während der Titel zumindest kurzzeitig Sinn macht, ist der Slogan totaler Quatsch.

    Statt Mutanten-Horror gibt es nun eine stark an Botschafter der Angst angelehnte Handlung um Gedankenkontrolle, die zu 90 Prozent auf dem bulgarischen Festland gedreht wurde, welches hier aber für Uruguay Pate steht. Hätte Hickox im U-Boot-Setting vielleicht einen klaustrophobischen Thriller hinbekommen, entgleitet ihm an Land das Projekt bereits nach wenigen Minuten. Besonders nervtötend geraten dabei die Versuche, den Film visuell aufzupeppen. Schon die ersten Szenen sind vollgestopft mit wilden Schnitten, kurzen Zeitlupeneinstellungen und wild hin- und herwechselnder Videoclipästhetik. So entsteht der Eindruck, Hickox wolle unbedingt der neue Tony Scott werden. Nur arbeitet Scott nun einmal nicht mit billigen (und offensichtlichen) Modellen und miserablen CGI-Effekten. Hickox zweites visuelles (größtenteils aus dem Computer stammendes) „Highlight“ ist eine Albtraumsequenz, die immer wieder eingeblendet wird, bevor die manipulierten Soldaten austicken. Hickox scheinen die billig zusammengestückelten Bilder so gut gefallen zu haben, dass er die Szene einfach nicht oft genug wiederholen kann. Dass der Film im Vorspann als ein „Anthony Hickox Flick“ bezeichnet wird, ist wahrscheinlich selbstironisch gemeint, wird der schwachen Qualität des Streifens aber durchaus gerecht. Es ist ein seltener Fall, dass ein Seagal-Fan bei einem Film aus der Direct-To-Video-Phase des Haudraufs voller Überzeugung sagen kann: Die Hauptschuld am Scheitern von „Submerged“ trägt nicht der prügelnde Pferdeschwanzträger, sondern der Regisseur.

    Auch wenn Seagal Teile seiner Dialoge offensichtlich so lustlos dahergenuschelt hat, dass die Produzenten einfach keinen anderen Ausweg mehr sahen, als etwa die Hälfte von einem anderen Sprecher nachsynchronisieren zu lassen, hat er dennoch ein paar nette Szenen: Die Einführung seines Charakters zählt beispielsweise zu den besten Auftritten seiner Karriere. Unerwartet spät (es dauert fast 15 Minuten, bis Seagal zum ersten Mal auftaucht) schreitet er zu rockigen Klängen und gefesselt wie ein Schwerverbrecher durch einen dunklen Schiffsgang. Das hat was! Zudem teilt sich Seagal in „Submerged“ ausnahmsweise die Action und die Lorbeeren. Auch wenn es natürlich Seagal ist, der am Schluss für die Rettung sorgt, hat er diesmal doch eine Crew um sich, die auch kräftig mit austeilen darf. Mit Ex-Fußballrüpel Vinnie Jones (Snatch, Die Todeskandidaten, Midnight Meat Train) steht Seagal einer der coolsten Typen des britischen Kinos zur Seite. Jones wird zwar nicht richtig von der Leine gelassen, platziert aber dennoch genug markige Sprüche. Daneben gibt es noch zwei ihren männlichen Kollegen teilweise die Show stehlenden Damen: Christine Adams (Batman Begins) wird zwar als Wissenschaftlerin eingeführt, weist dann aber plötzlich doch jede Menge Kampferfahrung auf. Und Alison King (Shanghai Knights) erweist sich sogar als echtes Highlight: Wenn sie beim Showdown im Cocktailkleid so richtig loslegt, macht sie nicht nur eine bessere Figur als der eigentliche Hauptdarsteller, sondern sorgt gar für ordentliche „sexy Action“. Völlig verschenkt wird dagegen Gary Daniels. Wer hofft, dass der seit vielen Jahren im B-Movie-Kino als Bösewicht beschäftigte, ehemalige Kickbox-Champion einen feinen Kampf mit Seagal austrägt, wird nach der erbärmlich-kurzen Auseinandersetzung zwischen den Haudegen enttäuscht aus der Wäsche schauen. Möglicherweise gelang es Regisseur Hickox einfach nicht, einen ausgiebigeren Kampf zwischen Seagal und Daniels zu inszenieren, bei dem ein Seagal-Sieg einen glaubwürdigen Ausgang darstellt.

    Auch wenn „Submerged“ und Hickox’ Inszenierung im Finale deutlich zulegen (die Actionszenen in den Straßen von Uruguays Hauptstadt Montevideo überzeugen tatsächlich), fällt die Gesamtbetrachtung trotzdem enttäuschend aus: Hickox quält das Publikum mit seinen kruden Regieeinfällen in der ersten Hälfte einfach zu sehr und die Handlung schreitet lange Zeit zu uninspiriert voran. Uruguay wollte übrigens gerichtlich gegen den Film vorgehen, weil das Land als korrupte Bananenrepublik dargestellt wird. Und auch Uruguays Präsident hätte Grund zur Klage gehabt: In „Submerged“ nimmt er Seagal, als dieser in seiner üblichen Montur mit Mantel und Zopf zur Oper erscheint, tatsächlich ab, dass er der amerikanische Botschafter sei...

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